Austin, Texas Er battle der virtuelle Überraschungsgast der South by Southwest in Austin, Texas: Mark Zuckerberg, der Gründer und CEO von Fb – dem heutigen Meta – teilte seine Teilnahme nur einen Tag vorher mit. Am Dienstag ließ er sich auf dem Musik- und Tech-Competition in den großen Ballsaal zuschalten. Es ist einer der wenigen öffentlichen Auftritte von Zuckerberg.
Auf der Bühne sitzt der schwarze Investor Daymond John, der in den USA aus der Fernsehshow Shark Tank bekannt ist. John interviewt diesmal keinen hoffnungsvollen Startuper, sondern einen der erfolgreichsten, aber auch umstrittensten Tech-Gründer aus dem Silicon Valley, der aus seinem Sozialen Netzwerk den größten Metaverse-Konzern der Welt machen will. Und Johns Fragen sind deutlich sanfter als die, die er jungen Gründern im Fernsehen stellt.
Vor einem hellblau beigen Wohnzimmer, der auch ein Hotelzimmer sein könnte, sitzt Zuckerberg im dunklen Pulli vor der Kamera und erzählt, wie er mit dem Metaverse die Welt verbessern will: Instagram und Whatsapp nennt er großartige „soziale Dienste“. Aber der wahre Durchbruch für die Menschheit wird mit dem Metaverse kommen, versucht er das Publikum überzeugen.
Zuckerberg sagt Sätze wie: „Wir sind das Unternehmen, das Menschen hilft, sich zu verbinden. Deshalb wachen wir jeden Tag auf und arbeiten daran.“ Er schwärmt davon, wie eine 25 alte schwarze Künstlerin aus Brooklyn ihre Kunst dort zeigt, wie alte Menschen dort wieder tanzen können. Und wie divers seine Avatars sein werden. Er schwärmt von NFTs, virtueller Kleidung für Avatars und Hologramen.
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Was für ein Kontrast nicht nur zur Realität an vielen Tagen auf Metas Plattformen der Gegenwart – sondern auch zu einem Auftritt am gleichen Ort einen Tag zuvor. Da stand Frances Haugen auf der Bühne, die Whistleblowerin, die Fb beschuldigt, zum Wohle des Earnings excessive Inhalte zu pushen und damit vor allem junge Menschen zu gefährden. Die ehemalige Fb-Mitarbeiterin erntete stehenden Applaus.
Auf der SXSW gibt es viel Kritik an Meta und Zuckerberg
Umso mehr hat der virtuelle Auftritt von Zuckerberg überrascht. Ohnehin verbindet ihn eine wechselvolle Geschichte mit der SXSW. 2008 wurde der damals 23 Jahre alte CEO schon einmal in Austin interviewt. Aber das Gespräch mit Journalistin Sarah Lacy entglitt schnell. Zuckerberg wurde von vielen Zuschauern als überheblich wahrgenommen.
Bis heute hat sich das Verhältnis zwischen dem Publikum auf der SXSW und Mark Zuckerberg wenig verbessert. In seinem Keynote-Vortrag sagte der ehemalige Nintendo-Chef der USA, Reggie Fils-Aimé, den Satz: „Fb ist keine progressive Firma.“ Dafür erntete er lauten Applaus von den Zuschauern.
Professor Ben Grosser von der Universität Illinois bekam auf der SXSW einen ganzen Raum für sein Videoprojekt „Order of Magnitude“: In dem 47 Minuten langen Movie schnitt Grosser Videoschnipsel aus Auftritten von Zuckerberg zusammen, in denen dieser immer wieder die Worte „mehr“, „größer“ und große Zahlen verwendete.
Zuckerberg habe das unbedingte Wachstum stärker als alle anderen Gründer aus dem Silicon Valley zum obersten Prinzip erhoben – ohne Rücksicht auf die Folgen, erklärte Grosser in seiner Präsentation. Auf der SXSW läuft Grossers Video in Endlosschleife.
Immerhin nimmt der sonst sehr reservierte Zuckerberg nach dem Gespräch mit dem Shark-Tank-Investor auch einige wenige Fragen aus dem Publikum entgegen. Auf eine Frage räumt er ein, dass eine wirkliche robuste Infrastruktur für eine wirklich realistische virtuelle Welt mit realistischen Avatars noch ein paar Jahre dauern kann – vielleicht auch ein Jahrzehnt.
Auf die Frage, was er vorhat, was Spielespezialisten wie Epicgames und Roblex nicht längst machen sagt er: „Ich glaube nicht, dass es beim Metaverse vor allem um Spiele geht“. Es gehe um die Kommunikation: Meta werde Brillen entwickeln, in dem man „echten“ Augenkontakt machen kann, besser als bei Zoom. „Die Menschen verbinden“ – das sei das hehre Ziel von Meta.
Ein Ziel, an dem die Whistle-Blowerin Haugen ihre Zweifel hat. Sie warnte vor dem Metaverse, das die Menschen noch weiter voneinander entfremden wird, wenn die Freundschaften nur noch in der virtuellen Welt stattfinden. „Da kann man den Menschen nur wünschen, dass sie nie ein ernsthaftes Downside bekommen, bei dem sie auf einer realen Sofa ihrer Freunde übernachten müssen“.
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