München Seit dem 7. März stehen die beiden wichtigsten Produktionsstandorte von BMW in Deutschland nonetheless. In München und Dingolfing mangelt es dem Konzern an Kabelbäumen aus der Ukraine, erst ab der kommenden Woche sollen die Bänder wieder regulär laufen. Diese „Einschränkungen“ infolge des russischen Angriffskriegs belasten das Geschäft von BMW. Und zwar so stark, dass der Konzern nun seinen Ausblick dämpft.
Ohne die negativen Kriegseffekte auf die eigene Lieferkette hätten die Münchener für 2022 eigentlich leicht steigende Fahrzeugverkäufe erwartet. Nun ist in Prognose von einem stagnierenden Absatz die Rede. „Aufgrund der absehbaren Anpassungen in der Produktion werden die Auslieferungen auf Vorjahresniveau erwartet“, erklärte BMW am Mittwoch.
Schlimmer noch: Die operative Umsatzrendite in der dominanten Autodivision dürfte dieses Jahr schrumpfen. Während die Bayern im vergangenen Jahr mit einer Marge von 10,3 Prozent punkten konnten, erwartet das Unternehmen nun lediglich eine Gewinnspanne zwischen sieben und neun Prozent. „Ohne Einfluss des Krieges in der Ukraine hätte die BMW Group hier einen Korridor von acht bis zehn Prozent angestrebt“, betonte der Dax-Konzern.
BMW steht eigenen Angaben zufolge im intensiven Austausch mit seinen Lieferanten, um die Produktionsausfälle infolge der geopolitischen Lage so gering wie möglich zu halten. Der Konzern rechnet aber damit, dass es in den kommenden Wochen zu weiteren Einschränkungen kommen wird. Nicht zuletzt, weil die Münchener weiterhin Komponenten aus der Westukraine beziehen und dadurch den Mitarbeitern von Zulieferern vor Ort eine langfristige Perspektive bieten wollen.
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In Summe stellt BMW seinen Aktionären für 2022 aber steigende Umsätze und Gewinne in Aussicht. Der Grund: Dieses Jahr kann der Konzern erstmals die Ergebnisse aus seinem Joint-Enterprise mit dem chinesischen Companion Brilliance voll in der eigenen Bilanz konsolidieren. BMW hat für 3,7 Milliarden Euro als erster deutscher Autobauer überhaupt die Mehrheit an seinem Gemeinschaftsunternehmen in der Volksrepublik übernommen und hält nun 75 Prozent der Anteile.
Längerfristige Auswirkungen des Ukrainekriegs sind für BMW „nicht abschätzbar“
In der Prognose von BMW explizit nicht berücksichtigt ist ein Szenario, bei dem die Preise für Vorprodukte infolge des Ukrainekriegs und schärferer Sanktionen gegen Russland nochmal signifikant anziehen könnten. Die Lage sei „extrem dynamisch“, erklärt BMW. Mögliche längerfristige Auswirkungen des Krieges in der Ukraine seien derzeit „nicht abschätzbar“.
BMW-Chef Oliver Zipse erklärte dazu am Mittwoch: „In der aktuellen State of affairs sind für die BMW Group drei Dinge elementar: Den Opfern und Betroffenen zu helfen wo wir können, unser weltweites operatives Tagesgeschäft abzusichern und unsere langfristige Strategie weiter konsequent umzusetzen.“
Die Münchener blicken trotz Coronakrise und Chipmangel auf ein Rekordjahr zurück. Unter dem Strich hat BMW den Gewinn 2021 mehr als verdreifacht, auf 12,5 Milliarden Euro. Der Absatz stieg um rund acht Prozent. BMW verkaufte intestine 2,5 Millionen Fahrzeuge – mehr als je zuvor. Folglich stieg der Umsatz auf 111 Milliarden Euro an. Das entspricht einem Plus von etwa zwölf Prozent.
Auf Foundation dieser starken Bilanz will BMW nun den technologischen Wandel hin zu elektrischen Antrieben und digitalen Cockpits beschleunigen. Dafür will der Konzern mehr als 5000 neue Jobs schaffen. Dabei hat BMW seit 2018 intestine 16.000 Vollzeitstellen abgebaut. Derzeit arbeiten für den Konzern weltweit rund 119.000 Beschäftigte.
Mit neuen Fachkräften will BMW nun unter anderem seine Elektrooffensive forcieren. Konkret wollen die Münchener bis Ende 2025 mehr als zwei Millionen vollelektrische Fahrzeuge auf die Straße bringen. Zum Ende des Jahrzehnts soll der Absatz von BMW-Stromern dann bereits bei mehr als zehn Millionen Einheiten liegen.
„Neue Klasse“ sorgt für Elektro-Euphorie
Der Anteil rein elektrischer Neuwagen von BMW könnte damit schon deutlich vor 2030 bei mehr als der Hälfte des Gesamtabsatzes liegen. Oder anders ausgedrückt: BMW strebt an, bis zum Ende des Jahrzehnts mehr als 1,5 Millionen vollelektrische Autos professional Jahr an Kunden auszuliefern. Bisher gaben sich die Bayern hier etwas pessimistischer.
Der Grund für die neue Elektroeuphorie in München ist die sogenannte „Neue Klasse“. So nennt BMW seine 2025 startende neue Modellgeneration, die erstmals auf einer kompromisslos für Elektroautos konzipierten Plattform beruht. BMW verspricht einen „großen Technologiesprung“. In den Fahrzeugen der „Neuen Klasse“ soll etwa ein völlig neuer Elektroantrieb sowie eine optimierte Zellchemie bei den Batterien zum Einsatz kommen. Dadurch sollen die Reichweiten merklich steigen während Verbrauch und Kosten sinken.
Noch in diesem Jahr will BMW zur neuen Batterietechnologie Particulars bekanntgeben. Rivalen wie Tesla, Volkswagen und Mercedes-Benz hatten in den vergangenen Jahren bei Investoren mit Veranstaltungen dazu starkes Interesse geweckt. BMW gilt bislang bei rein batterieelektrischen Fahrzeugen nicht als Vorreiter. Nach wie vor geht der Autobauer davon aus, dass auch nach 2030 herkömmliche Antriebe wie Verbrenner in einigen Weltregionen nötig sind.
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