Am Sonntag übergibt Königin Margrethe II. das Zepter an ihren Sohn Frederik. Diesem wurde jüngst eine Affäre nachgesagt. Ist der Thronwechsel wirklich durchdacht?
Königin Margrethe II. saß mehr als 50 Jahre auf dem dänischen Thron. Der Thronwechsel wird dagegen eine Sache von wenigen Minuten sein und ist mit der Unterzeichnung einer Abdankungserklärung vollzogen. Diesen Schritt hatte Margrethe in ihrer jährlichen Fernsehansprache am Silvesterabend angekündigt.
„Für Dänemark war dieser Entschluss eine Überraschung, weil die Königin immer erklärt hatte, nie abdanken zu wollen“, sagt die dänische Filmemacherin Anna von Lowzow im Gespräch mit t-online. Genau dieses Versprechen wird der Königin nun zum Verhängnis, findet der dänische Adelsexperte Kim Bach. Er erklärt t-online: „Die Abdankung war auf lange Sicht ein Fehler. Dieses Versprechen nicht einzuhalten, ist nicht richtig.“
Monarchien stützen sich seit jeher auf den vorgeblichen Willen oder die Gnade Gottes. Damit bricht Margrethe, sagt Kim Bach: „Sie raubt dem Ganzen die Magie.“ Das findet auch Jakob Steen Olsen, Experte für das Königshaus und Redakteur für die dänische Tageszeitung „Berlingske“. t-online sagt er: „Die Monarchie ist eine vom Schicksal bestimmte Lebensaufgabe. Mit der Abdankung ist sie ein bisschen gewöhnlicher geworden, einfach ein Job.“
Abdankung könnte für Frederik gefährlich werden
Der Thronverzicht seiner Mutter könnte Frederik sogar gefährlich werden, prophezeit Kim Bach: „Die Abdankung macht die Krone angreifbar und macht Frederik in Zukunft vielleicht noch Probleme: Sobald es Zweifel an ihm als König geben wird, könnte die öffentliche Meinung eine Abdankung fordern, wie es seine Mutter getan hat.“
Und dann ist da noch etwas, womit Frederik zuletzt Schlagzeilen machte. Etwas, das ihm auch gefährlich werden könnte. So steht weiter die Frage im Raum, was in der Nacht zum 25. Oktober in Madrid geschah, als der Kronprinz bei der in Mexiko geborenen TV-Persönlichkeit Genoveva Casanova übernachtete. „Wir wissen nicht, was hinter verschlossenen Türen passiert ist. Aber fest steht: Frederik hat sich selbst in eine Lage gebracht, in der die Gerüchte entstehen konnten. Das ist der eigentliche Skandal“, so Kim Bach.
Sein Kollege, Adelsexperte Jakob Steen Olsen, stimmt zu: „Das Kronprinzenpaar sollte sich nie in Situationen bringen, die solche Schlagzeilen entstehen lassen. Die Geschehnisse in Madrid waren ein Beispiel für Frederiks schlechtes Urteilsvermögen.“
Schlechter Start für den neuen König
Diese Schlagzeilen hätten verhindert werden können und sie werden dem Kronprinzen noch viele Jahre anhaften, glaubt Kim Bach. Ein denkbar schlechter Start für Frederik als König, findet der dänische Branding- und Kommunikationsexperte William Atak im Gespräch mit t-online: „Es ist unwahrscheinlich, dass die Medien einen solchen Fall vergessen werden. Jedes Mal, wenn Frederiks Frau Mary allein mit den Kindern verreist, werden die Medien diesen Fall wieder aufgreifen – und zwar für lange Zeit.“
Dem Experten zufolge habe man völlig falsch auf die Gerüchte reagiert: „Der Kronprinz selbst hätte die Gerüchte zurückweisen oder sich über sie lustig machen müssen. Dass er sich nicht zu den Gerüchten geäußert und sie zurückgewiesen hat, konnte dadurch von vielen auch als Bestätigung der Spekulationen gewertet werden – denn er schweigt.“ Dabei sei Glaubwürdigkeit eines der höchsten Güter für den Palast, um die Zustimmung im Volk für sich zu sichern, so William Atak weiter. „Die königliche Familie steht für Integrität – und muss dafür auch einstehen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, ihren guten Ruf aufrechtzuerhalten, denn in der öffentlichen Wahrnehmung muss die königliche Familie als vertrauenswürdig und glaubwürdig wahrgenommen werden. Das ist eine der wichtigsten Aufgaben des Königshauses.“
Steckt mehr hinter der Abdankung?
In ihrer Fernsehansprache sagte die Königin, dass ihre Operation am Rücken sie zum Nachdenken gebracht habe. 52 Jahre auf dem Thron seien eine lange Zeit gewesen und hätten Spuren hinterlassen. Sie schaffe nicht mehr so viel wie in der Vergangenheit, erklärte sie.