Seit geraumer Zeit steht die grüne Partei im Kreuzfeuer der Kritik. Anschläge und Anfeindungen nehmen zu. Eine Kfz-Werkstatt will ihre Sympathisanten nicht nun nicht mehr bedienen.
Zum zweiten Mal überhaupt sitzen die Grünen in einer Regierungskoalition im Bundestag. Mittlerweile sind die Grünen für viele zur Zielscheibe geworden. Eine neue Studie zeigt: Repräsentanten der Grünen wurden im vergangenen Jahr 1.219 Mal Ziel von Angriffen. Zum Vergleich: Auf Platz zwei der Angriffe auf Vertreter politischer Parteien liegt die AfD mit 478 Angriffen.
Doch nicht nur Repräsentanten der Partei haben mit zunehmendem Gegenwind zu kämpfen, auch Sympathisanten haben es im Alltag zunehmend schwer, wie ein Fall aus Schleswig-Holstein zeigt. Der Unternehmer Karsten Brinkmann (63) verweigert Sympathisanten nun sogar die Reparatur in seiner Werkstatt in Schellhorn (Schleswig-Holstein). So steht es zumindest auf einem Schild am Eingang – die Begründung liefert das Schild prompt mit.
Da die „Sympathisanten, Unterstützer und Wähler der ‚Grünen'“ angeblich mit „ihrer weltanschaulichen Einstellung, den Mittelstand zerstören“ wollen, sollten diese doch „direkt auf ihr Auto verzichten“ heißt es auf dem Schild am Eingang zur Kfz-Werkstatt. Dabei handelt es sich wohl nicht nur um leere Worte.
Der Inhaber der Werkstatt, die auch über eine Lackiererei verfügt, hat nach eigenen Angaben bereits Kunden die Reparatur verweigert. „Einer Frau, die sich als Grünen-Anhängerin zu erkennen gegeben hat, habe ich die Reparatur ihrer E-Klasse verweigert“, sagte Brinkmann der „Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung“. Andere seien direkt beim Erblicken des Schildes wieder umgedreht.
Unternehmer will „im Sinne der Diskussion provozieren“
Mit seinem Aushang will der Unternehmer „im Sinne der Diskussion provozieren“, sagte er Sat1. Niemand soll durch den Aushang der Zutritt zu seiner Werkstatt verboten werden. Hier widerspricht er seiner Darstellung, eine E-Klasse-Fahrerin abgewiesen zu haben. Brinkmann betont vor der Kamera, dass er „kein Grünen-Hasser“ sei. Die Grünen aber würden Wirtschaft und Industrie schaden, indem sie „auf Zwang in Form von Gesetzen setzen würden“, so Brinkmann in der „Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung“.
Sat1 sagte er zudem: „Wenn du ein Grüner bist und wenn du dafür bist, uns die Autos wegzunehmen, dann brauchen wir dein Auto nicht lackieren.“ Worauf er sich genau bezieht, geht aus dem Sat1-Beitrag nicht hervor. Auch wenn sich die Grünen dafür einsetzen, den Individualverkehr in Zukunft herunterzufahren, gibt es keine Vorstöße, Autos generell verbieten zu wollen. Ab 2030 sollen nur noch „emissionsfreie Autos“ zugelassen werden, heißt es hierzu im Programm der Grünen.
Der innenpolitische Sprecher der Grünen im Landtag von Schleswig-Holstein sagte zu der Aktion von Brinkmann: „So ein Aufruf weckt ungute Erinnerungen. Wir sollten aufpassen, dass die Spaltung der Gesellschaft nicht weiter voranschreitet.“ Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, Uta Röpcke, hat Brinkmann bereits ein Gesprächsangebot unterbreitet.
Zuletzt hatte ein ähnliches Schild in Brandenburg Ermittlungen von Staatsschutz und Staatsanwaltschaft nach sich gezogen. Auf einem Schild vor einem Bauernhof stand „Grüne und Grün-Wähler werden bei uns nicht mehr bedient“. Das Plakat wurde von der Polizei sichergestellt. Ob im Fall von Schellhorn ebenfalls ermittelt wird, ist derzeit noch unklar. t-online konnte am Samstag bei der zuständigen Behörde niemand Auskunft über ein mögliches Verfahren geben.