Die wachsende Kritik von Topbankern wie JP-Morgan-Chef Jamie Dimon („Bitcoin ist wertlos“) und Spitzenökonomen wie dem Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman („Krypto ist das neue Subprime“) hat die Kunstwährungen zwar seit Ende 2021 unter Verkaufsdruck gesetzt. Der Bitcoin etwa hat seit November 2021 rund ein Drittel seines Wertes verloren. Berichte von einem baldigen Krypto-Tod scheinen dennoch übertrieben.
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Im Gegenteil: Die Tatsache, dass Kryptofirmen jetzt neben Traditionsmarken wie Budweiser und Normal Motors beim Tremendous Bowl auftauchen, zeigt, dass kryptische Investments auch bei Privatanlegern angekommen sind. Viele sprechen bereits vom „Crypto Bowl“.
Vier von zehn Zuschauern des Tremendous Bowls sind zwischen 18 und 49 Jahre alt – das ist genau die Zielgruppe, auf die es Kryptofirmen abgesehen haben. Insbesondere viele jüngere, technologiebegeisterte und libertär gesinnte Anleger haben nach der Finanzkrise von 2008 das Vertrauen in traditionelle Investments, Banken und staatliche Aufsichtsbehörden verloren. Sie suchen nach coolen Alternativen.
Geschichte wiederholt sich zweimal, erst als Tragödie, dann als Farce, heißt es bei Karl Marx. Das könnte auch auf den Kryptoboom zutreffen. Der aktuelle Hype erinnert jedenfalls stark an den „Dotcom Tremendous Bowl“ 2000. Damals buchten Tech-Begin-ups wie Pets.com ein Fünftel aller Werbespots. Wenig später platzte die erste Internetblase und mit ihr die Träume und Ersparnisse vieler Privatanleger.
Das ist auch heute die Gefahr des weitgehend unregulierten, unübersichtlichen und enorm volatilen Kryptomarkts, der nicht nur den herkömmlichen Geldbegriff und damit die monetäre Souveränität von Notenbanken und Staaten infrage stellt.
Als sogenannte NFTs (Non-Fungible Token) wirbelt Kryptogeld auch die Sport- und Kunstwelt durcheinander und erreicht sogar die Gehaltsabrechnung des New Yorker Bürgermeisters. Der neu gewählte Amtsinhaber Eric Adams will sich seine ersten drei Gehälter werbewirksam in Kunstwährungen auszahlen lassen und damit Huge Apple zur Kryptohauptstadt des Digitalgelds machen.
Adams ist nicht der einzige Promi, der den Kryptohype anfeuert. Weltberühmte Movie- und Sportstars wie Matt Damon, Tom Brady, Reese Witherspoon, aber auch Unternehmer-Ikonen wie Elon Musk machen Bitcoin, Ethereum und Co. zu Kultprodukten. „Wenn man sieht, dass Prominente etwas Neues übernehmen und nutzen, erreicht man normalerweise den Wendepunkt, an dem es auf die Massen überschwappt“, sagte Marketingprofessor Marc Beckman der „Washington Submit“.
Nun magazine man Matt Damon für einen coolen Typen, Tom Brady für einen überragenden Quarterback und Elon Musk für einen genialen Unternehmer halten. Ihren Ruhm und Reichtum verdanken sie allesamt jedoch nicht der Weisheit ihrer Finanzanlagen, sondern anderen Talenten.
Wenn additionally Damon als „Markenbotschafter“ für die Plattform Crypto.com das Funding in Kunstwährungen mit dem Aufbruch zum Mars vergleicht oder Witherspoon mit einem Schuss Feminismus verkündet: „Krypto wird bleiben. Ich habe mich verpflichtet, die Pionierinnen der NFTs zu unterstützen und mehr Frauen zu ermutigen, an der Diskussion teilzunehmen“, dann ist für Privatanleger Vorsicht geboten.
Nur Bullen, kaum Bären
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass es unter sogenannten „Influencern“ meist nur Bullen und kaum Bären gibt. Kryptoinvestments basieren wie die meisten anderen Finanzanlagen auf dem Hoffnungswert, dass jemand bereit ist, dafür mehr zu zahlen, als sie gekostet haben. Filmstars und Spitzensportler haben reichlich Geld, um diese Wette einzugehen.
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