Ein fast drei Tonnen schwerer Block aus Weltraumschrott wird am Freitag in die Atmosphäre eintreten. Auch in Deutschland könnte man das merken.
Ein 2.600 Kilogramm schwerer Block aus Weltraumschrott von der Größe eines Sperrmüllcontainers rast auf die Erde zu und soll Berechnungen zufolge an diesem Freitag in die Atmosphäre eintreten. Laut dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) geschieht das innerhalb eines Zeitfensters von 20 Stunden rund um den späten Freitagabend deutscher Zeit.
Bei dem Block handelt es sich um eine Plattform mit Batteriepaketen, die am 21. März 2021 von der Internationalen Raumstation ISS abgetrennt wurde. Der Müllhaufen hatte drei Jahre lang die Erde umkreist und könnte den aktuellsten Auswertungen zufolge über dem Norden Nordamerikas in die Atmosphäre eintreten.
„Das könnte eine richtig gute Show werden“
Rainer Kresken, Leiter der Starkenburg-Sternwarte in Heppenheim und Raumfahrtingenieur bei der Europäischen Raumfahrtagentur ESA, sagte t-online: „Zurzeit sagen die Berechnungen, dass das Objekt gegen 17.52 Uhr unserer Zeit über Brasilien in die Atmosphäre eintritt. Aber es gibt auch eine kleine Chance, dass es über Deutschland verglüht. Das könnte eine richtig gute Show werden.“ Er fordert Fans auf, die Augen Richtung Himmel zu richten, denn in bestimmten Gebieten könnte man den Eintritt mit bloßem Auge sehen, „als Lichtstreifen oder flammendes Objekt, das sich von einem Horizont bis zum anderen bewegt.“
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hatte bereits am Donnerstagnachmittag über mehrere Warn-Apps wie „Nina“ und „Katwarn“ eine amtliche Gefahreninformation verbreitet, derzufolge die Wahrscheinlichkeit, dass Trümmer auf Deutschland stürzen, sehr gering sei. „Sollte sich das Risiko erhöhen, erhalten Sie eine neue Information“, hieß es dort. Möglich seien aber „Leuchterscheinungen oder die Wahrnehmung eines Überschallknalls“.
Auch Europas früherer Raumfahrtchef Jan Wörner hält die Gefahr für gering. „Batterien brennen sehr gerne. Ich gehe davon aus, dass das Paket nahezu komplett in der Atmosphäre verglüht“, sagte der frühere Präsident der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa. „Vielleicht sieht man das Zerlegen ja als schöne Sternschnuppe.“ Selbst wenn Teilchen durchkämen, sei ein Treffer auf bewohntem Gebiet unwahrscheinlich. „Unter der großen Fläche, die das Paket überfliegt, ist sehr viel Wasser.“ Weitere Antworten zu den wichtigsten Fragen lesen Sie hier.
Erste Analysen des deutschen Weltraumlagezentrums in Uedem hatten ergeben, dass Teile der Batteriepakete den Wiedereintritt überstehen und die Erdoberfläche erreichen könnten. Vor dem Wiedereintritt überfliege das Objekt mehrmals Deutschland, eine Gefährdung hierzulande werde „derzeit jedoch als statistisch unwahrscheinlich angesehen“. Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bestätigte t-online, dass eine Gefährdung für Deutschland „sehr unwahrscheinlich“ sei.
Es teilte weiter mit: „Sollten sich wider Erwarten Hinweise auf eine Betroffenheit Deutschlands abzeichnen, so werden die bestehenden Krisenreaktionsmechanismen von Bund und Ländern genutzt, um auf eine mögliche Gefährdung entsprechend zu reagieren.“ Das Objekt werde aber eng beobachtet.
Karte zeigt Live-Standort des Weltraumschrotts
Auf der Website satflare.com können Sie zudem in Echtzeit die Laufbahn des Batteriepakets der ISS verfolgen. Unter dem Menüpunkt „Predict Passes“ ist zu sehen, wann die Trümmerteile über den eigenen Standort hinwegziehen.
Das sagt die Nasa
Die US-Weltraumbehörde Nasa hatte in einer älteren Mitteilung erklärt, dass die Batteriepalette „harmlos in der Atmosphäre verglühen“ werde. Sie hatte vor drei Jahren von der Missionskontrolle in Houston (US-Bundesstaat Texas) die Abkopplung des Müllhaufens über den ISS-Roboterarm Canadarm2 ausgelöst und in Bildern festgehalten.
Erst vor wenigen Wochen war ein Esa-Satellit unkontrolliert über dem Pazifik abgestürzt (lesen Sie hier alles darüber). Meteoritenjäger hatten im Februar einen winzigen Teil des Asteroiden 2024 BX1 aufgespürt, der in der Nacht zum 21. Januar über Berlin verglüht war (lesen Sie alles dazu hier).