Rom Der zweite Wahltag geht zu Ende – und wieder melden die italienischen Zeitungen nur „schwarzen Rauch“. Anders als im benachbarten Vatikan wird der Rauch zwar nicht wirklich aus dem Schornstein geblasen, um der Welt zu signalisieren: Wir haben uns noch nicht geeinigt. Abgesehen davon ist die Wahl des italienischen Staatspräsidenten aber ähnlich mysteriös und undurchschaubar wie das Konklave bei der Papstnachfolge.
Wie schon am Montag, als zwei Drittel der Wahlberechtigten leere Stimmzettel abgaben, gab es auch am Dienstag eine große Mehrheit von Enthaltungen: 572 der 1009 Wahlberechtigten legten einen weißen Zettel in die Urne. Zwei Namen kamen auf je 39 Stimmen: Amtsinhaber Sergio Mattarella, der kategorisch ausgeschlossen hat für weitere sieben Jahre im Quirinalspalast zu bleiben, und Paolo Maddalena, der frühere Vizepräsident des Verfassungsgerichts. Dahinter landen weit abgeschlagen Politiker aus allen politischen Lagern. Selbst Silvio Berlusconi kommt auf sieben Simmen, obwohl der Ex-Premier seine selbst erklärte Kandidatur am Wochenende zurückgezogen hat.
Der Identify von dem Mann, der eigentlich seit Monaten als großer Favorit fürs Präsidentenamt gehandelt wird, tauchte bisher auf keinem einzigen Stimmzettel auf: Premier Mario Draghi. Zu bedeuten hat das alles noch nicht viel, denn die Wahl ist eine ewige Taktiererei, ein politisches Kräftemessen der Parteien. In den ersten drei Wahlgängen braucht es eine Zweidrittelmehrheit, die wegen der starken Polarisierung ins rechte und linke Lager kaum ein Kandidat zusammenbekommen wird.
In die Länge zieht sich die Wahl auch wegen Corona: Maximal 50 Wahlberechtigte dürfen gleichzeitig ins Parlament, zwischendurch muss desinfiziert werden, draußen gibt es eine Drive-in-Wählstation für Corona-Infizierte und diejenigen, die unter Quarantäne stehen. Wegen all dieser Schwierigkeiten ist nur ein Wahlgang professional Tag angesetzt. Richtig spannend wird es erst am Donnerstag, wenn der vierte Wahlgang angesetzt ist. Dann reicht nämlich auch eine einfache Mehrheit von Parlamentariern und regionalen Delegierten – additionally 505 Stimmen.
Prime-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Seit Montag gibt es numerous Treffen der Parteien. Sie reden miteinander, wägen Namen ab, loten Mehrheiten aus. Auch wenn das Amt des Staatspräsidenten ein eher repräsentatives ist, ähnlich dem deutschen Bundespräsidenten, hängt davon dieses Mal viel ab: Die Draghi-Regierung hat das Land mit einer breiten Koalition von hyperlinks bis rechts, die auf quick 80 Prozent der Sitze im Parlament kommt, intestine durch die Corona-Pandemie gebracht. Die Impfkampagne warfare besser organisiert als in vielen Ländern Europas, die Wirtschaft wächst kräftiger als anderswo und selbst mit lang überfälligen Reformen kommt Italien endlich hinterher.
Koalition um Draghi könnte platzen
Mit Sorge schauen das Ausland und die Finanzmärkte daher auf die Präsidentenwahl. Denn ohne Draghi als Premier könnte die Koalition platzen – im schlimmsten Fall könnte es sogar zu Neuwahlen kommen. Das Mitte-rechts-Lager, das bei einer Neuwahl am ehesten eine Mehrheit formen könnte, warf heute drei präsidiable Namen in den Raum: die ehemalige Bildungsministerin Letizia Moratti, den ehemaligen Senatspräsidenten Marcello Pera und den Ex-Richter Carlo Nodio.
Wie ernst die Nominierungen gemeint sind, könnte sich beim dritten Wahlgang am Mittwochvormittag zeigen. Das Mitte-links-Lager hält sich bislang weiter bedeckt, was mögliche Kandidaten anbelangt. Das alles kann aber auch nur Taktik sein. Die wirklich wichtigen Kandidaten, die sich über die Parteigrenzen hinweg durchsetzen lassen, kommen wohl bei allen erst am Donnerstag ans Licht.
Mehr: Mit Berlusconi hat ein Polit-Urgestein gerade seine Kandidatur für Italiens Präsidentenamt zurückgezogen. Warum die Wahl das Land zurückwerfen könnte.