Auch der Großhandelskonzern ist in der Ukraine mit 26 Märkten aktiv.
(Foto: dpa)
Düsseldorf Der fränkische Autozulieferer Leoni beschäftigt in der Ukraine bislang rund 7000 Mitarbeiter – daran soll auch der schwelende Konflikt mit Russland nichts ändern. „Das Land punktet aus unserer Sicht mit seiner Nähe zu unseren europäischen Kunden, einer intestine entwickelten Infrastruktur, qualifizierten Arbeitskräften und einer vergleichsweise günstigen Lohnkostenstruktur“, betont das Unternehmen.
Die Ukraine ist für Deutschland ein vergleichsweise kleiner, aber attraktiver Accomplice im Außenhandel. Mit intestine sieben Milliarden Euro aus Exporten und Importen steht das osteuropäische Land laut Statistischem Bundesamt nur auf Platz 43. Zum Vergleich: Mit Russland (Rang 14) machen deutsche Unternehmen Geschäfte im Wert von quick 45 Milliarden Euro.
Dennoch ist die Ukraine ein interessanter Standort für deutsche Firmen – trotz jahrelanger Unruhen und der nicht gebannten Kriegsgefahr. Nach Schätzungen der Deutsch-Ukrainischen Industrie- und Handelskammer sind in dem Land rund 2000 Unternehmen mit deutscher Beteiligung aktiv, die rund 50.000 Arbeitsplätze geschaffen haben.
Und es könnten mehr werden: Alexander Markus, Geschäftsführer der Kammer, berichtet, dass er in den vergangenen drei Monaten so viele ernsthafte Investitionsanfragen deutscher Firmen bekommen habe, wie seit Jahren nicht mehr. Konkrete Beispiele nennt er indes nicht.
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Eine mögliche Zuspitzung des Konflikts halte deutsche Unternehmen aus seiner Sicht nicht von ihrer Tätigkeit ab. Die Ukraine locke mit bezahlbaren Fachkräften, zudem biete das Land mit 44 Millionen Einwohnern einen relevanten Absatzmarkt, erklärt Markus. Seit 2016 wächst das BIP – vom Coronajahr 2020 abgesehen – stabil zwischen zwei und drei Prozent.
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Davon profitieren vor allem mittelständische Autozulieferer, die in der Ukraine stark vertreten sind. Firmen wie Leoni aus Nürnberg und Kromberg & Schubert oder Prettl aus der Nähe von Stuttgart haben deshalb sogar ihre Kapazitäten vor Ort ausgebaut. Leoni etwa fertigt in der Ukraine heute an zwei Standorten, die in grenznahen Regionen zur EU liegen, Bordnetzsysteme für Autos und Nutzfahrzeuge.
Deutsche Unternehmen in der Ukraine sind nicht in Panik
Der unterfränkische Gips-Hersteller Knauf betreibt ein Werk in der Area Donbass nahe der Konfliktlinie im Osten des Landes. Es laufe „bislang ohne Einschränkungen“ und versorge den lokalen Markt mit Baustoffen, sagt Jörg Schanow, Geschäftsführer für die Bereiche Private und Recht. Mit Blick auf die aktuelle Lage ergänzt er: „Wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet.“
Wie das große Familienunternehmen hätten sich die Betriebe vor Ort auf verschiedene Szenarien eingestellt, berichtet Außenhandelskenner Markus. „Die Aufregung spüren wir vor allem außerhalb des Landes, weniger innerhalb.“ Die Firmen in der Area sind die Unsicherheit seit der Krim-Krise 2014 gewohnt, „das zählt für sie zum Risikomanagement“.
Auch die Metro bekennt sich zum Standort Ukraine. Der Großhandelskonzern hat dort 26 Märkte und beschäftigt 3400 lokale Mitarbeiter, die zuletzt einen Umsatz von 790 Millionen Euro erwirtschafteten. Das Geschäft in der Ukraine habe sich in den vergangenen Jahren „kontinuierlich positiv entwickelt“, so ein Sprecher. „Wir sehen in dem Land ein gutes Potenzial für weiteres Wachstum.“
Andere Dax-Konzerne wie Bayer sind ebenfalls vor Ort. Der Persil-Hersteller Henkel ist bereits seit 20 Jahren in der Ukraine aktiv, erzielt dort mit 500 Mitarbeitern rund ein Prozent seines Konzernumsatzes. Der Chemieriese BASF hat seine deutschen Mitarbeiter mittlerweile abgezogen. Nach dem Aufruf der Bundesregierung an deutsche Staatsbürger, die Ukraine zu verlassen, musste das schon aus Versicherungsgründen geschehen, heißt es.
Alle Firmen berichten, dass sie mit Notfallplänen auf eine Eskalation vorbereitet seien.
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