Seit Wochen gehen zehntausende Menschen in Deutschland gegen rechts auf die Straße. Nun zeigt eine Studie: Die Angst vor politischem Extremismus ist deutlich angestiegen.
Die Angst vor Extremismus, insbesondere vor Rechtsextremismus, wächst in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der R+V Versicherung mit 1.000 Teilnehmern. Demnach haben 72 Prozent der Befragten Angst vor der Verbreitung von rechtem Extremismus und zwei Drittel fürchten, dass die Spaltung in der Gesellschaft zunimmt – im Vergleich zum Sommer 2023 ein Anstieg von 16 Prozent.
Die Angst vor politischem Extremismus ist im Vergleich zur Studie im Sommer um 21 Prozentpunkte angewachsen, erklärt Studienleiter Grischa Brower-Rabinowitsch in der Pressemitteilung. 59 Prozent der Studienteilnehmer gaben demnach an, Sorge vor politischem Extremismus zu haben. Neben den 72 Prozent, die Angst vor Rechtsextremismus haben, gaben 61 Prozent auch Angst vor islamistischem und 29 Prozent Angst vor linkem Extremismus zu haben. Mehrfachnennungen waren möglich.
Angst vor politischem Extremismus war früher eher gering
Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki begleitet die Studie als Beraterin und erklärt in der Mitteilung: „Die Recherchen von Correctiv und die mediale Berichterstattung über das Treffen in Potsdam zeigen, dass es manifeste Bestrebungen gibt, den Staat, die Demokratie und die Gesellschaft in ihrer jetzigen Form zu zerstören“. Anfang Januar hatten Recherchen des Medienhauses „Correctiv“ zu anhaltenden Protesten gegen Rechtsextremismus und die AfD in Deutschland geführt.
Borucki betont: „Ein gewisses Auseinanderdriften in verschiedene gesellschaftliche Lager beobachten wir in Deutschland schon lange, etwa in links-rechts, arm-reich oder Stadt-Land“. Allerdings würden Rechtsextreme mit Angriffen auf die Demokratie nun Angst vor noch tieferen gesellschaftlichen Gräben schüren.
Die Furcht vor politischem Extremismus sei seit 1996 erst zweimal größer gewesen als in der aktuellen Sonderbefragung, so R+V. Im Jahr 2016 waren es 68 Prozent und 2017 62 Prozent. In beiden Fällen seien die Eindrücke der Attentate der IS-Terrormiliz und der vielen Geflüchteten, die nach Europa kamen, Grund für die hohen Werte. In den vergangenen sieben Jahren habe das Thema in der Studie eine untergeordnete Rolle gespielt.