Washington Eine Stunde und zwei Minuten haben US-Präsident Joe Biden und Russlands Staatschef Wladimir Putin telefoniert. Dabei habe Biden die bisherige Haltung der USA bekräftigt, wie das Weiße Haus im Anschluss an das Gespräch am Samstag mitteilte. „Sollte Russland weiter in die Ukraine einmarschieren, werden die Vereinigten Staaten, gemeinsam mit unseren Verbündeten und Partnern entschlossen reagieren, was für Russland mit hohen Kosten verbunden sein wird.“ Biden habe betont, dass ein Einmarsch in die Ukraine „zu menschlichem Leiden führen wird“, darunter würde auch Russlands Ansehen in der Welt leiden.
Zwar stehe der Weg zu diplomatischen Gesprächen weiter offen. Doch die USA seien in Absprache mit ihren Verbündeten „gleichermaßen auf andere Szenarios vorbereitet“, stellte der US-Präsident klar.
Die US-Regierung drängte am Samstag auch US-Konzerne, sich auf vermehrte Hacker-Angriffe aus Russland vorzubereiten. „Jede Organisation in den USA ist dem Risiko von Cyber-Bedrohungen ausgesetzt, die wichtige Dienstleistungen gefährden können. Wie wir wissen, haben die Russen Cyber-Attacken zu einem zentralen Bestandteil ihrer Machtprojektion gemacht“, schrieb die Chefin der US-Behörde für Cybersicherheit und Infrastruktur, Jen Easterly, am Samstag auf Twitter. Das gelte gerade mit Blick auf „die Zerstörung oder Lahmlegung von kritischer Infrastruktur.“ Alle Organisationen müssten daher „besonders wachsam sein. Jetzt ist die Zeit zu Handeln.“
Schon seit Monaten warnen Behörden in den USA davor, dass eine Einmischung Amerikas in den Ukraine-Konflikt zu Vergeltung in Kind von Hackerangriffen aus Russland führen könnte. Die Folgen könnten im schlimmsten Fall worldwide spürbar sein. So haben Finanzinstitute laut CNN als geheim eingestufte Briefings erhalten. Energieunternehmen hätten einen Überblick über Russlands Cyber-Fähigkeiten bekommen.
Prime-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
„Es steht zu viel auf dem Spiel“
„Es gab keine wesentliche Veränderung in der Dynamik, die wir in den vergangenen Tagen gesehen haben“, sagte ein Regierungsvertreter im Anschluss an das Gespräch. „Aber wir glauben, dass wir Ideen vorgelegt haben, die unsere Interessen und die unserer Verbündeten widerspiegeln.“
Ob Russland bereit sei, einen diplomatischen Weg einzuschlagen, sei indes weiter unklar. Er verwies jedoch auf die „offensichtlichen Schritte, die Russland vor aller Augen“ unternommen hätte. „Wir müssen Russland jede Möglichkeit geben, eine Aktion zu verhindern, von der wir glauben, dass sie katastrophal enden könnte. Es steht zu viel auf dem Spiel.“ Die beiden Staatsoberhäupter wollen in den kommenden Tagen weiter im Austausch bleiben. Russland könne sich dennoch zu einem militärischen Schritt entscheiden. „Das ist in der Tat eine konkrete Choice.“
Ähnlich hatte sich am Samstag bereits US-Außenminister Anthony Blinken im Gespräch mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow geäußert. Blinken „machte deutlich, dass ein diplomatischer Weg aus der Krise weiter als Choice bestehen bleibe“, hieß es in einem Assertion aus Washington. „Das würde jedoch erfordern, dass Moskau deeskaliert“ und sich an konstruktiven Diskussionen beteilige. Sollte Russland weiter den „Weg der Aggression“ wählen, dann werde es darauf eine „resolute, huge und vereinte transatlantische Antwort“ geben, so Blinken. Zuvor hatte Putin quick zwei Stunden mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron telefoniert.
Das US-Verteidigungsministerium kündete unterdessen an, vorübergehend 160 Militärausbilder aus der Ukraine abzuziehen, die nahe der polnischen Grenze im Einsatz waren – das gilt als ein weiteres Sign dafür, wie besorgt Washington ist.
Schon am Freitag hatte die US-Regierung eindringlich vor einem bevorstehenden russischen Angriff auf die Ukraine gewarnt. „Russland könnte sich in kürzester Zeit dazu entschließen, eine größere Militäraktion gegen die Ukraine zu starten“, betonte Jake Sullivan, der nationale Sicherheitsberater von Biden, am Freitagabend im Weißen Haus.
Sullivan forderte US-Bürger auf, die Ukraine innerhalb der nächsten 48 Stunden zu verlassen. „Jetzt ist die Zeit zu gehen“, sagte er. „Wir befinden uns in einem Zeitfenster, in dem eine Invasion jederzeit beginnen könnte.“ Auch Deutschland und andere Länder sind dabei, Private aus dem Land abzuziehen.
Mit Agenturmaterial
>>> Alle aktuellen Entwicklungen zur Ukraine-Krise finden Sie in unserem Newsblog.
>> Lesen Sie hier: Bundesregierung fordert deutsche Staatsbürger zum Verlassen der Ukraine auf