Im März 2022 endete die Zeit von Thomas Hitzlsperger beim VfB. Die aktuelle Entwicklung der Schwaben bereitet dem Ex-Nationalspieler große Freude. Und auch der Blick nach England sorgt bei Hitzlsperger für Begeisterung.
Ende Juli schaute Thomas Hitzlsperger mal wieder beim VfB vorbei. Der Ex-Vorstand der Schwaben besuchte das Testspiel der Stuttgarter gegen Borussia Mönchengladbach in Heimstetten. Endergebnis: 1:5 aus Sicht des VfB.
Dieses schwache Testspielergebnis, wenige Wochen vor Saisonstart, ließ die Anhänger der Schwaben erneut vor einer Saison voller Abstiegssorgen zittern. Nach zwei schwachen Spielzeiten am Stück (Platz 15 und Platz 16) konnte niemand ahnen, wozu der Traditionsklub in den darauffolgenden fünf Monaten in der Lage sein würde. Auch Hitzlsperger nicht.
Nach der Hinrunde steht der VfB auf einem sensationellen dritten Tabellenplatz. 34 Punkte, elf Siege, sieben Zähler Vorsprung auf den BVB. Und schon jetzt einen Punkt mehr als in der kompletten vergangenen Saison. Mit t-online spricht der langjährige VfBler und aktuelle Sky-Experte über den Höhenflug der Schwaben und blickt auf die Insel nach Großbritannien, wo ein anderer seiner Ex-Klubs für ähnliche Furore sorgt wie die Stuttgarter hierzulande.
t-online: Herr Hitzlsperger, der VfB Stuttgart steht nach 16 Spieltagen auf Platz drei. Wie oft haben Sie in dieser Hinrunde bislang schon „Konfetti gekotzt“?
Thomas Hitzlsperger: Ich habe viele Spiele in dieser Hinrunde sehr genossen, den Ausdruck benutze ich so aber nicht mehr (lacht). Es ist Wahnsinn, was der VfB bislang in dieser Saison geleistet hat. Die Anzahl der Siege und die Art und Weise waren sehr beeindruckend. Es macht einfach Spaß, zuzuschauen.
Den Ausdruck „Konfetti kotzen“ benutzten Sie nach einem furiosen 5:1 in Dortmund in der Saison 2020/2021. In den beiden Saisons danach holte der VfB nur 33 Zähler, entging knapp dem Abstieg. Der derzeitige Höhenflug der Schwaben kommt für fast alle Beobachter der Szene überraschend. Auch für Sie?
Alles andere wäre gelogen. Ich kenne den Verein logischerweise schon sehr gut und sehr lange. Dass der Plan der Verantwortlichen nach zwei schwierigen Saisons, in denen man erst auf der Ziellinie den Klassenerhalt sichern konnte, dermaßen gut aufgeht, ist bemerkenswert. Alle Beteiligten können sich auf die Schulter klopfen für diese historisch gute Hinrunde – die ja noch nicht mal beendet ist.
Der Erfolg ist stark mit dem Namen Sebastian Hoeneß verbunden, dabei hat der VfB auf dem Papier mit Dinos Mavropanos, Borna Sosa und Kapitän Wataru Endo drei der wichtigsten Spieler der vergangenen Saison verloren.
Sebastian Hoeneß ist der erste, der genannt werden muss. Alles, was ich über ihn mitbekomme, ist positiv. Seine Art, wie er mit den Mitarbeitern umgeht. Er strahlt viel Ruhe aus, beweist gleichzeitig eine große fachliche Kompetenz. Er tut dem VfB sehr gut. Dazu muss man natürlich auch ein paar Spieler herausheben. Wie Serhou Guirassy und Deniz Undav: Erst getrennt voneinander und dann gemeinsam in der Offensive brillieren, das ist schon außergewöhnlich.
Der Vorsprung auf Platz fünf und den BVB beträgt zurzeit sieben Punkte. Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass der VfB einen Platz, der fürs internationale Geschäft berechtigt, behaupten kann?
Dass der VfB im kommenden Jahr international spielt, habe ich bereits vor dem Augsburg-Spiel geglaubt. Natürlich muss man ein wenig die Konsequenzen des Afrika- und Asien-Cups abwarten, aber die Mannschaft hat so einen Lauf und eine spielerische Qualität, dass es für einen Platz in den Top 5 reichen wird. Die Mannschaft strotzt vor Selbstbewusstsein und ich hoffe, dass sie von Verletzungen verschont bleibt.