Hamburg Die Deutsche Telekom hat wegen des Ukrainekrieges ihre Software program-Entwicklungsstandorte in Sankt Petersburg, Moskau und Woronesch geschlossen. Die Aktivitäten in Russland seien eingestellt worden, teilte der Bonner Dax-Konzern am Donnerstagabend auf seiner Web site mit. Auch die Web site der russischen Tochter wurde offenbar abgeschaltet.
Bislang hatten rund 2000 Menschen – hauptsächlich IT-Spezialisten – in Russland für die Telekom-Töchter IT- und International Enterprise Options gearbeitet. „In den vergangenen Wochen haben wir diesen Mitarbeitenden angeboten, außerhalb Russlands zu arbeiten“, hieß es nun. Viele hätten diese Möglichkeit genutzt und das Land verlassen.
Genauere Angaben machte der Konzern dazu nicht. Bereits bei der jüngsten Bilanzpressekonferenz hatte Telekom-Finanzvorstand Christian Illek angekündigt, manchen Mitarbeitern Visa anbieten zu wollen, damit sie von einem anderen Land aus für die Telekom weiter arbeiten können. Auch um die Mitarbeiter vor möglicher Einflussnahme zu schützen, wurden Anfang März ihre Zugänge für interne IT-Systeme der Telekom gesperrt, wie das Handelsblatt berichtete. Zudem wurde der von ihnen entwickelte Code offenbar zum Teil vorab von Sicherheitsexperten der Telekom überprüft, um Schadsoftware auszuschließen, hieß es aus Konzernkreisen.
Der Druck auf die Telekom-Führung, in der Russland-Frage zu handeln, battle in den letzten Wochen gestiegen. Erst gestern battle der Konzern auf die „Disgrace-Record“ des einflussreichen Wirtschaftswissenschaftlers Jeffrey Sonnenfeld aufgenommen worden.
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Der prominente Professor der Elite-Universität Yale sammelt auf der Web site seines Instituts Unternehmen, die weiter an Geschäft oder Standorten in Russland festhalten. Daraufhin hatte auch das Hacker-Netzwerk Nameless der Telekom und anderen dort exponierten Unternehmen mit Angriffen gedroht. Zuvor hatte auch der Betriebsrat der Telekom gefordert, den Rückzug aus Russland einzuleiten.
Die russischen Spezialisten arbeiteten an zentralen Projekten des Konzerns wie der einheitlichen Kunden-App oder Software program zur Orchestrierung des Glasfaser-Ausbaus in Deutschland. Wie es damit nun weitergeht, blieb unklar. Manche Beschäftigten in Sankt Petersburg hätten Dienstleistungen für „unsere internationalen Kunden“ erledigt, hieß es nun auf die Telekom-Web site. Es sei sichergestellt worden, dass diese „bestmöglich ohne den Standort Russland aufrechterhalten“ würden.
Nach Handelsblatt-Informationen arbeiteten russische Mitarbeiter etwa an Projekten für Mercedes-Benz, Volkswagen oder das Bundesverkehrsministerium.
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