Düsseldorf An der IG Metall kommt in Wolfsburg niemand vorbei. In keiner anderen deutschen Stadt hat die Metaller-Gewerkschaft so viele Mitglieder, nämlich rund 90.000. Der größere Teil davon arbeitet bei Volkswagen, wo etwa 90 Prozent der Mitarbeiter Mitglieder bei der IG Metall sind. Das sollte den etablierten Größen der Gewerkschaft in der Stadt und bei Volkswagen eigentlich eine unangreifbare Machtposition garantieren – auch bei den jetzt bevorstehenden VW-Betriebsratswahlen.
Doch wenn die VW-Beschäftigten in der neuen Woche ihren Betriebsrat wählen, dann finden sie auf ihrem Wahlzettel eine Kandidatenvielfalt, wie es sie bislang nicht gegeben hat. Sie können jetzt zwischen acht verschiedenen Pay attention auswählen. Davon sind zwar sieben auch mit IG-Metall-Vertretern besetzt. Doch von Geschlossenheit in den Reihen der IG Metall kann bei Volkswagen keine Rede sein.
Sowohl bei Volkswagen in Wolfsburg als auch in anderen Unternehmen droht der IG Metall die Zersplitterung. Oppositionelle Gewerkschafter aus den eigenen Reihen treten häufiger gegen das IG-Metall-Institution an.
Daniela Cavallo ist die amtierende Betriebsratsvorsitzende von Volkswagen in Wolfsburg. Seit Mai vergangenen Jahres steht die 46-Jährige an der Spitze der VW-Arbeitnehmervertretung. Damals löste sie ihren langjährigen Vorgänger Bernd Osterloh ab. Cavallo warfare von den eigenen Gremien in die Führung der Arbeitnehmervertretung gewählt worden – bei den Betriebsratswahlen muss sie sich nun erstmals der Foundation stellen. Sie tritt als Spitzenkandidatin der „Liste 4“ an, der Wahlliste der IG Metall.
Prime-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Die Betriebsratsvorsitzende hat die Unterstützung der Wolfsburger IG Metall bekommen. Die oppositionellen Gewerkschafter aus den eigenen Reihen mit separaten Wahllisten gelten als Abtrünnige, die die Solidarität der Arbeitnehmervertretung unterlaufen, so die IG Metall. Flavio Benites, Chef der Ortsverwaltung Wolfsburg, bezeichnete die Alleingänge der IG-Metall-Dissidenten als „Egotrip“, weil sie sich im Rahmen der Betriebsratswahlen lukrative Posten in der Arbeitnehmervertretung sichern wollten.
Alternativ-Kandidat mit IG-Metall-Mitgliedsbuch
Einer der bekanntesten Wolfsburger Alternativ-Kandidaten mit IG-Metall-Mitgliedsbuch ist Frank Patta, viele Jahre VW-Betriebsrat, auch schon einmal Chef der IG-Metall-Ortsverwaltung und damit Vorgänger von Flavio Benites. Er weist die Vorwürfe seiner Gewerkschaftskollegen zurück. Mit seiner Kandidatur wolle er für mehr Transparenz sorgen. Der aktuellen Führung fehle es allzu häufig an der aus seiner Sicht nötigen Distanz zum Administration und zum Unternehmen.
Dass in diesem Jahr sieben verschiedene Pay attention mit IG-Metall-Mitgliedern in Wolfsburg zur Betriebsratswahl antreten, bezeichnet Frank Patta als „reinigendes Gewitter“. Intestine 16 Jahre hatte Bernd Osterloh an der Spitze des VW-Betriebsrates gestanden. Jetzt befinde sich die Arbeitnehmervertretung in einem Prozess der Neuorientierung. Für Patta ist es deshalb keine Überraschung, dass die normalerweise geschlossen auftretende IG Metall derzeit so zersplittert ist. Bei der nächsten Wahl im Jahr 2026 werde es wieder weniger Pay attention geben, glaubt er.
Gegenüber der neuen Betriebsratsvorsitzenden Daniela Cavallo gibt er sich gesprächsbereit. „Meine Hand ist nach wie vor ausgestreckt“, betont Patta. An ihm werde es nicht liegen, wenn doch ein Weg für eine Zusammenarbeit gefunden werden solle.
>> Lesen Sie hier, was sich die VW-Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo von Konzernchef Herbert Diess wünscht
Bei Porsche in Stuttgart hat sich die Arbeitnehmervertretung in eine ähnliche Richtung entwickelt. Mit Uwe Hück gab es einen Betriebsratsvorsitzenden, der sogar noch ein Jahr länger im Amt warfare als sein Wolfsburger Kollege Bernd Osterloh. Vor drei Jahren übernahm Werner Weresch den Chefposten im Porsche-Betriebsrat, jetzt zieht sich der 60-Jährige aus gesundheitlichen Gründen zurück. Sein Nachfolger soll Harald Buck werden, ebenfalls ein erfahrener und bei Porsche bestens bekannter Betriebsrat.
Buck steht vor einem ähnlichen Downside wie Daniela Cavallo in Wolfsburg. Die Amtszeit von Werner Weresch warfare nur eine Periode des Übergangs. Bis heute wirken die quick zwei Jahrzehnte mit Uwe Hück in der Führung des Porsche-Betriebsrates nach. Die Arbeitnehmervertretung des Sportwagenherstellers steht vor einem Neuanfang, Harald Buck wird sich in den eigenen Reihen erst noch durchsetzen müssen.
Neun Wahllisten zur Auswahl
In Stuttgart-Zuffenhausen können die rund 18.000 Porsche-Beschäftigten sogar aus neun Wahllisten auswählen, eine mehr als in Wolfsburg. Vor vier Jahren waren es nur drei Pay attention. Überall sind oppositionelle IG-Metaller mit dabei, die gegen die offizielle Liste der Gewerkschaft antreten, auf der der künftige Betriebsratsvorsitzende Harald Buck ganz oben steht. „Wie in Wolfsburg sollte es auch bei uns bei der nächsten Betriebsratswahl in vier Jahren wieder deutlich weniger Wahllisten geben“, hieß es dazu ergänzend aus dem Betriebsrat.
Die IG Metall hat allerdings noch ein anderes Downside. Dass die Fabrikarbeiter vom Band in aller Regel Mitglied der größten deutschen Industriegewerkschaft werden, ist quick schon ein Stück Custom in den Unternehmen. Doch der klassisch gewerbliche Bereich wird gerade bei den großen Automobilherstellern immer kleiner. Entwicklungsingenieure und Softwareexperten bekommen in den Firmen eine größere Bedeutung, dafür sorgen Elektromobilität und Digitalisierung.
Dieser Kreis von Beschäftigten fühlt sich nicht immer in der IG Metall zu Hause. Beispiel Porsche-Entwicklungszentrum Weissach: Wie in den Vorjahren gibt es fünf Pay attention für die Betriebsratswahl. Dort funktioniert das Modell der Einheitsgewerkschaft schon länger nicht mehr so wie in der Vergangenheit. Unter den 7000 Mitarbeitern gibt es kaum gewerblich Beschäftigte, die Ingenieure dominieren.
Tesla in Grünheide bei Berlin hat seinen Betriebsrat schon gewählt. In der neuen Autofabrik ist die Liste „Gigavoice“ zur stärksten Kraft geworden; eine Gruppierung, die dem Administration nahesteht. Die IG Metall muss sich dort zunächst mit der Oppositionsrolle begnügen.
An klassischen Industriestandorten wie Stuttgart-Zuffenhausen oder Wolfsburg werden sich die führenden Köpfe der IG Metall wie Harald Buck und Daniela Cavallo wahrscheinlich keine Sorgen machen müssen, dass sie die Wahl verlieren. Noch ist der Einfluss der Einheitsgewerkschaft stark genug, sodass es für die Mehrheit reichen sollte.
Die Zeit der Traumergebnisse mit 90 Prozent und mehr dürfte für sie allerdings vorbei sein. Frank Patta würde sich bei VW in Wolfsburg wahrscheinlich freuen, wenn er mit seiner Oppositionsliste zwischen zehn und 15 Prozent der Stimmen holen könnte. Aktuell stellt die IG Metall noch 66 von insgesamt 75 Betriebsratsmandaten.
Niemand wagt derzeit eine genaue Prognose, wie die Wahl bei Volkswagen ausgehen könnten. In Wolfsburger Betriebsratskreisen wird spekuliert, dass die IG Metall am Ende bei 50 Mandaten herauskommen könnte. Die genauen Ergebnisse liegen am kommenden Freitag vor. Dann wird nachmittags im Betriebsratsbüro ausgezählt.
Mehr: Konflikt im Betriebsrat – Frank Patta fordert Daniela Cavallo heraus.