Schmerzt das Steißbein in der Frühschwangerschaft, kann das unangenehm sein. Woher können die Beschwerden kommen und was hilft?
Das Wichtigste im Überblick
Dass es während einer Schwangerschaft zu Steißbeinschmerzen kommt, ist nicht ungewöhnlich. Die ziehenden, stechenden, brennenden oder dumpfen Schmerzen treten am oberen Gesäßende auf. Meist machen sie sich vor allem beim Sitzen bemerkbar und verschlimmern sich beim Aufstehen oder Hinsetzen sowie teils auch beim Stuhlgang oder beim Geschlechtsverkehr.
Typischerweise entwickeln sich Steißbeinschmerzen (Fachausdruck Kokzygodynie) eher später in der Schwangerschaft, meist im zweiten und dritten Trimester. Allerdings lässt sich nicht ausschließen, dass sich gelegentlich einmal bereits gegen Ende des ersten Trimesters, also noch in der Frühschwangerschaft, Schmerzen am Steißbein zeigen.
Veränderung des Körpers begünstigt Steißbeinschmerzen
Das Steißbein liegt am untersten Ende der Wirbelsäule und besteht aus drei bis fünf miteinander verschmolzenen Wirbeln. Dadurch ist es weniger beweglich als andere Abschnitte der Wirbelsäule. Am Steißbein setzen verschiedene Bänder und Muskeln an, wie etwa die Muskeln des Beckenbodens.
Das Steißbein hat verschiedene Funktionen: Es verhilft dem Körper beispielsweise zu Stabilität beim Sitzen. Gleichzeitig trägt es über die Muskulatur des Beckenbodens dazu bei, Organe wie Darm, Blase und Gebärmutter zu stützen.
Während einer Schwangerschaft verändert sich der Körper jedoch und stellt sich auf die Geburt eines Kindes ein. Diese Umstellungen beeinflussen auch das Steißbein – in einer Weise, die Schmerzen begünstigen kann.
Verschiedene Hormone bewirken, dass im Becken befindliches Bindegewebe sowie Bänder und Muskeln lockerer werden. Vor allem das Hormon Relaxin trägt dazu bei, welches bereits in der Frühschwangerschaft etwa ab Mitte des ersten Trimesters vermehrt ausgeschüttet wird.
Durch die hormonellen Veränderungen wird auch das Steißbein etwas beweglicher und kann ein wenig nach hinten ausweichen. Diese Veränderungen schaffen einerseits Platz für den wachsenden Fötus und erleichtern andererseits die spätere Geburt. Als Folge steigt jedoch allgemein die Anfälligkeit der Gelenke für mechanische Belastungen.
Schreitet die Schwangerschaft weiter fort, drückt das wachsende Kind im Mutterleib immer mehr gegen den Beckenboden. Da die Bänder jedoch gelockert sind, müssen die Muskeln des Beckenbodens stärker dagegenhalten als normalerweise. Sie spannen sich darum stärker an als sonst, um den Körper zum einen zu stabilisieren und zum anderen das immer schwerer werdende Kind zu tragen. Das übt zusätzlich Zug auf die Stellen aus, an denen Muskeln und Bänder am Steißbein ansetzen, und kann mit Schmerzen einhergehen.
Hinzu kommen im Verlauf der Schwangerschaft weitere anatomische Veränderungen. Um sich an das wachsende und schwerer werdende Kind anzupassen, verändert sich die Körperhaltung: Das Becken kippt nach vorn – dadurch kann der Druck auf das Steißbein steigen.
Gut zu wissen
Bestehen während der Schwangerschaft Schmerzen am Steißbein, bessern sich diese häufig kurz nach der Geburt von allein.
Weitere Ursachen für Steißbeinschmerzen in der Frühschwangerschaft
Zeigen sich Steißbeinschmerzen in der Frühschwangerschaft, besteht zudem die Möglichkeit, dass diese unabhängig von einer Schwangerschaft auftreten. Zu den möglichen Ursachen von Steißbeinschmerzen zählen unter anderem etwa ein Sturz aufs Gesäß oder häufiges langes Sitzen.
Schmerzen am Steißbein können unter Umständen auch die Folge einer Steißbeinverletzung sein, die bereits lange zurückliegt. Durch die körperlichen Umstellungen während einer Schwangerschaft und die veränderte Belastung kann sich diese wieder bemerkbar machen oder verschlimmern.
Wenn die Schmerzen nur vermeintlich vom Steißbein kommen
Treten in der Frühschwangerschaft Schmerzen im Bereich des Steißbeins auf, handelt es sich manchmal vielleicht gar nicht um Steißbeinschmerzen im eigentlichen Sinn. Sondern eher um Schmerzen im unteren Rücken beziehungsweise Kreuzschmerzen, die zum Steißbein hin ausstrahlen. Kreuzschmerzen haben häufig harmlose Ursachen, wie etwa verspannte Muskeln, eine einseitige Körperhaltung und zu wenig Bewegung.
Sind während des ersten Trimesters Schmerzen im unteren Rücken zu verspüren, können diese manchmal auch Anzeichen einer Eileiterschwangerschaft sein – typisch ist das jedoch nicht. Frauen, die vermuten, dass sie schwanger sind, sollten die Beschwerden zur Sicherheit zeitnah ärztlich abklären lassen. Lesen Sie hier mehr dazu, welche Symptome als kennzeichnend für eine Eileiterschwangerschaft gelten.