Unmittelbar nach dem Kaiser Cup im vergangenen Jahr drehte sich Beckenbauers Gemütslage mit dem Tod von Uwe Seeler bereits ins Gegenteil. Zumal er seinem Freund aufgrund von gesundheitlichen Problemen die letzte Ehre nicht persönlich erweisen konnte. Stattdessen schrieb ihm Beckenbauer einen emotionalen offenen Brief zum Abschied.
„Er hat die Öffentlichkeit nie gesucht, es war genau umgekehrt“
An welchen körperlichen Beschwerden Beckenbauer zuletzt genau litt, ist nicht im Detail bekannt. Auch Eder hielt sich zu Beckenbauers Gesundheitszustand bedeckt. „Wir wissen ja alle, dass der Franz in letzter Zeit nicht mehr der Fitteste war“, sagte er nur.
„So wie ich ihn kennengelernt habe, hat er noch nie die Öffentlichkeit gesucht, sondern es war immer genau umgekehrt.“ Zuletzt habe Beckenbauer „halt auch einen Grund gehabt“, die Öffentlichkeit zu meiden.
2019 hatte Beckenbauer einen Eingriff an den Augen vornehmen lassen, zwei Jahre zuvor hatte er sich bereits zum zweiten Mal einer Herzoperation unterziehen müssen.
Anlässlich seines 75. Geburtstags sagte er 2020 der „Bild“, dass es ihm „den Umständen entsprechend“ gehe. Er gab aber zu: „Mit all den Operationen und auch mit der Geschichte 2006. Das hat mich schon sehr mitgenommen.“
Vorwürfe im Umfeld der WM 2006 setzen Beckenbauer zu
Die Vorwürfe, die im Zusammenhang mit der Vergabe der Fußball-WM nach Deutschland im Raum standen, sind mittlerweile juristisch verjährt (Mehr dazu lesen Sie hier). Aber nicht vergessen.
„Ich sehe zwar, dass mittlerweile akzeptiert wird, dass da nichts war, aber die letzten Jahre waren schon hart“, sagte Beckenbauer damals und wünschte sich deshalb „inzwischen mehr Ruhe“.
Bei seinem Jubiläumsehrentag sei es das erste Mal gewesen, dass er anfangen habe, nachzudenken. „75 ist ein Alter, da kannst du das Ende erahnen“, erzählte er offen: „Die Endlichkeit wird dir bewusst. Und das beschäftigt dich natürlich.“
Die Leiden und Wehwehchen nahmen offenbar auch bei dem deutschen Fußballer des vergangenen Jahrhunderts, der auch als Spieler 1974 Weltmeister sowie 1972 Europameister geworden war, mit zunehmendem Alter zwangsläufig zu.
Kaiserliche Audienz für Weltmeister-Delegation
Den Abschied von Rudi Völler, der sich im Mai 2023 feierlich aus dem operativen Geschäft bei Bayer Leverkusen und damit aus dem Bundesligageschäft zurückzog, hatte Beckenbauer deshalb schon verpasst.
Stattdessen besuchten ihn die 1990er-Weltmeister Völler, Lothar Matthäus und Andreas Brehme anschließend in Salzburg. Solche Treffen fanden regelmäßig statt, wie eine der direkt daran beteiligten Personen t-online bestätigte. Zuletzt ließ Beckenbauers gesundheitlicher Zustand aber auch die nicht mehr zu.
Bereits im Jahr zuvor hatte sich mit den beiden 74er-Weltmeistern Uli Hoeneß und Paul Breitner sowie Karl-Heinz Rummenigge eine Bayern-Delegation zu einer ähnlichen kaiserlichen Audienz aufgemacht. Gute Freunde kann eben niemand trennen.