Seit über fünf Jahrzehnten feiert Margarethe von Trotta mit ihren Filmen Erfolge –sowohl vor als auch hinter der Kamera. Wie sieht das Leben der 82-Jährigen heute aus?
Von Gleichstellung sind Frauen in der Filmbranche noch ein gutes Stück entfernt, auch wenn sie schon einiges erreicht haben. Das verdanken sie auch der Regisseurin Margarethe von Trotta, die ihr Interesse für den Film bereits früh entdeckt hat.
Margarethe von Trotta kam im Februar 1942 in Berlin zur Welt. Nach dem Studium der Germanistik und Romanistik in München und Paris besuchte sie die Schauspielschule – mit Erfolg. Ende der Sechzigerjahre wurde sie zu einer der bekanntesten Schauspielerinnen des Neuen Deutschen Films. Mit Projekten wie „Baal“ von Volker Schlöndorff, „Warnung vor einer heiligen Nutte“ von Rainer Werner Fassbinder oder „Brandstifter“ von Klaus Lemke: Von Trotta stellte ihre Vielseitigkeit unter Beweis. Doch bereits wenige Jahre später, Mitte der Siebzigerjahre, zog es sie hinter die Kamera – dort geht sie bis heute ihrer Leidenschaft nach.
Margarethe von Trotta macht Filme über starke Frauen
Ende der Siebzigerjahre war Margarethe von Trotta eine der ersten Frauen in Deutschland, die Filmregie führte – damals unerhört. Dass es nun immer öfter Regisseurinnen gibt, die obendrein Oscars und andere wichtige Filmpreise erhalten, freut die Filmemacherin. „Ich bin eigentlich permanent am Jubeln, dass jetzt so viele Frauen sichtbar werden“, sagte sie 2022 in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Margarethe von Trotta rückt in ihren Filmen oft starke Frauenfiguren in den Fokus, so zum Beispiel die Kommunistenführerin Rosa Luxemburg, die mittelalterliche Mystikerin und Heilige Hildegard von Bingen oder die Schriftstellerin Hannah Arendt. Im Melodram „Die bleierne Zeit“ verarbeitete sie 1981 die Lebenswege der Schwestern Ensslin – Christiane eine Frauenrechtlerin und Journalistin, Gudrun Terroristin in der Roten Armee Fraktion (RAF). Ein Film, der sie als Regisseurin auch international bekannt machte und mit vielen Preise ausgezeichnet wurde. Ebenso erfolgreich waren das NS-Drama „Rosenstraße“ oder die Ost-West-Geschichte „Das Versprechen“, die sogar für den Oscar nominiert wurde.
„Habe zur Genüge bewiesen, dass ich Filme machen kann“
Margarethe von Trotta, eine Bewunderin des schwedischen Filmemachers Ingmar Bergman, hatte einen steinigen Weg zum Ruhm. Rund zehn Jahre war sie Schauspielerin am Theater und beim Film, unter anderem für Rainer Werner Fassbinder. 1975 dann erstmals Regie: Den Film „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ nach der Erzählung von Heinrich Böll inszenierte sie mit ihrem damaligen Ehemann Volker Schlöndorff. Eine Tatsache, die nicht an die große Glocke gehängt wurde.
„Ich stehe im Abspann des Films, aber nicht auf dem Plakat“, sagt Margarethe von Trotta im Buch „Gegenwärtig sein – Gespräche mit Thilo Wydra“. „Man wollte mich überreden, ich sollte den Titel einer Dramaturgin oder etwas in der Richtung akzeptieren.“ Doch von Trotta wollte nicht, trotzdem werde der Film bis heute oft nur Schlöndorff zugeordnet. „Mittlerweile ist es mir egal, ich habe zur Genüge bewiesen, dass ich Filme machen kann.“
Ihre erste eigenständige Regiearbeit lieferte Margarethe von Trotta 1977 mit „Das zweite Erwachen der Christa Klages“ ab. Darin geht es um eine Kindergärtnerin, die aus Not zur Bankräuberin wird. 1978 lief der Film auf der Berlinale im Forum des jungen Films. „Plötzlich hieß es, ‚Mein Gott, die Frauen, die können Filme machen, ist ja toll'“, erinnert sich die Regisseurin. Der Lohn für ihr Debüt: Mehrere Preise, darunter das Filmband in Gold und Silber beim Deutschen Filmpreis.
Auch mit 82 Jahren macht von Trotta noch Filme
Heute wohnt Margarethe von Trotta, die am 21. Februar ihren 82. Geburtstag feiert, in München und in Paris. Ihre besondere Liebe gilt Italien, wo sie in den Neunzigerjahren mit ihrem damaligen Ehemann Felice Laudadio lebte. Auch die Italiener verehren sie, nicht zuletzt wegen des Dramas „Zeit des Zorns“ von 1993 über die Witwen von Opfern der Mafia, inspiriert durch die Ermordungen der Juristen Paolo Borsellino und Giovanni Falcone 1992.