Horst Teltschik veröffentlicht ein Buch. Darin lästert der Berater des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl über Ex-Minister und Kohls Witwe.
Horst Teltschik war einer der wichtigsten Berater des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl. Gemeinsam mit Kohl sorgte Teltschik dafür, dass Deutschland die historische Chance zur Wiedervereinigung ergriff. Nun veröffentlicht Teltschik ein Buch, in dem er sich unter anderem an die turbulente Zeit der Jahre 1989/1990 erinnert, aber auch an spätere Begegnungen mit Kohl und dessen Wegbegleitern. Viele von ihnen kommen dabei nicht gut weg.
So gewann der außenpolitische Berater von Kohl kein besonders positives Bild des CDU-Verteidigungsministers und späteren Nato-Generalsekretärs Manfred Wörner. „Ein Playboy-Typ, sich selbst als großartig empfindend.“ Auch Volker Rühe, der als Verteidigungsminister die Nato-Osterweiterung Mitte der Neunzigerjahre vorangetrieben hatte, sieht Teltschik kritisch. Rühe sei ein „präpotenter Bursche“, ausgestattet mit einer „gesunden Arroganz“. Auch von Kohls Intimfeind, dem baden-württembergischen Ministerpräsident Lothar Späth, zeichnet Teltschik kein gutes Bild: „Klein im Wuchse und politisch schwach. Es war bekannt, dass er in der Küche eine Karriereleiter stehen hatte. Die oberste Sprosse war noch nicht beschriftet.“
Von 1982 bis 1990 war Teltschik der wichtigste außen- und sicherheitspolitische Berater Helmut Kohls. Er war stellvertretender Chef des Kanzleramts und galt aufgrund seines Einflusses auf Kohl als eine Art „Nebenaußenminister“. Später wurde Teltschik unter anderem bekannt als Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz (1999 bis 2008). Zusammen mit dem Hildesheimer Historiker Michael Gehler hat der heute 84-Jährige seine Tagebücher herausgegeben. Diese konzentrieren sich vor allem auf die entscheidenden Tage, die zur Deutschen Einheit führten, enthalten aber auch Nachbetrachtungen und Rückblicke.
Teltschik berichtet in dem Buch auch über Kohls Privatleben, unter anderem über die Beziehung zwischen Kohl und seiner Frau Hannelore. Demnach stand es um die Verbindung nicht zum Besten, wie Teltschik berichtet. Sein Mitgefühl galt Kohls Ehefrau, die später schwer erkrankte und sich 2001 das Leben nahm. Als Teltschik einmal beobachtete, wie liebevoll Kremlchef Michail Gorbatschow mit seiner Gattin Raissa umging, sei ihm der Gedanke durch den Kopf geschossen: „Da kann sich Kohl eine Scheibe abschneiden.“
Kohls zweite Ehefrau Maike Kohl-Richter erscheint in den Erinnerungen in einem ganz anderen Licht. Sie scheint bei seinen Gesprächen mit Kohl über die gemeinsame Vergangenheit gestört zu haben: „Sie mischte sich immer ein, obwohl sie nie bei den Ereignissen dabei gewesen war.“
Kohl, der bei einem Sturz 2008 ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatte und seitdem im Rollstuhl saß, ging im selben Jahr seine zweite Ehe ein und heiratete Maike Richter-Kohl. Das Verhältnis zu seinen beiden Söhnen war seitdem zerrüttet. Zu seiner Hochzeit waren sie nicht eingeladen. Kohl starb 2017 nach langer Krankheit.
In einem Fall gibt es gegen Teltschiks Erinnerungen nun bereits prominenten Widerspruch. Laut Teltschik waren Kohl und er vom damaligen Finanzminister und CSU-Chef Theo Waigel enttäuscht: „Wir waren uns nicht immer so sicher, was er wirklich kann oder nicht kann … Im Gegensatz zu seinem eigenen Selbstbewusstsein war er nicht der stärkste Minister.“ Eine Quelle für diese Einschätzung soll Waigels Staatssekretär Horst Köhler gewesen sein, der spätere Bundespräsident. Köhler soll dies gegenüber dem „Spiegel“ bereits bestritten haben.