Paris Die täglich registrierten Neuinfektionen lagen in Frankreich zuletzt quick vier Mal so hoch wie in der Bundesrepublik – und dabei hat das Nachbarland 16 Millionen Einwohner weniger. Dennoch verspricht die Regierung von Präsident Emmanuel Macron eine schrittweise Lockerung der Corona-Regeln, die verglichen mit Deutschland zuletzt ohnehin eher milde waren.
Die Perspektive auf mehr Normalität, die Macron weniger als drei Monate vor der Präsidentschaftswahl eröffnet, gilt allerdings nur für geimpfte oder genesene Bürger.
Der Präsident ließ Premierminister Jean Castex am Donnerstagabend die jüngsten Beschlüsse des „Verteidigungsrats für die Gesundheit“ verkünden, der die französische Pandemiepolitik steuert. Castex warnte zwar, dass die Pandemie und auch die Omikron-Welle noch nicht überstanden seien. Zugleich machte er aber Hoffnung: „Ich glaube sagen zu können, dass sich die Scenario in eine positivere Richtung bewegt.“
Der erste Lockerungsschritt in Frankreich soll demnach am 2. Februar kommen. Ab diesem Datum soll unter anderem die Homeoffice-Pflicht entfallen, für öffentliche Veranstaltungen wird die Begrenzung der Teilnehmerzahl aufgehoben Ab dem 16. Februar dürfen dann Diskotheken und Golf equipment wieder öffnen.
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Maskenpflicht bleibt
Die Maskenpflicht in Innenräumen bleibt dagegen bestehen. Zudem ist die Voraussetzung für viele Alltagsaktivitäten wie Restaurantbesuche oder Zugfahrten künftig der Standing als Geimpfter oder Geneser. Ein aktuelles negatives Testergebnis reicht nicht mehr aus. Die neuen 2G- Regeln sollen kommenden Montag in Kraft treten, teilte Castex in der Pressekonferenz mit.
Im Elysée-Palast legt man derweil großen Wert darauf, dass die aktuellen Einschränkungen in Frankreich weniger hart als in anderen europäischen Ländern seien. Die Franzosen könnten ein „quick normales Leben“ führen, sagte Macrons Sprecher Gabriel Attal. Eating places und Bars seien geöffnet, Theater und Kinos ebenfalls. Kontaktbeschränkungen gebe es nicht.
Höchste Priorität habe wie seit Beginn der Pandemie, die Schulen und Kitas offen zu halten. „Wir haben in Frankreich die mutige Entscheidung für ein offenes Land getroffen“, sagte Attal. „Wir haben uns nie der Panik oder einem Defätismus hingegeben.“
Der Élysée-Palast verschweigt bei seiner Corona-Kommunikation im Wahlkampf allerdings, dass Frankreich zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 einen knallharten Lockdown verhängt hatte: Das Haus durfte nur mit einer Genehmigung verlassen werden, erlaubt warfare damals ein Bewegungsradius von maximal einem Kilometer um den Wohnsitz.
Druck auf Ungeimpfte steigt
Auch in den Wintermonaten 2020/2021 reagierte Macron mit Ausgangssperren auf einen starken Anstieg der Fallzahlen, weite Teile des öffentlichen Lebens lagen nonetheless. Noch bis Anfang Juni des vergangenen Jahres galt in Frankreich eine abendliche Sperrstunde. In den vergangenen Monaten hat Macron aber einen Strategiewechsel vollzogen – er setzt voll auf die Impfkampagne und will den Alltag der Bürger so wenig wie möglich einschränken.
Zugleich erhöht Macron den Druck auf Ungeimpfte immer weiter und drohte, ihnen den Alltag „bis zum bitteren Ende“ zu erschweren. Seine Wortwahl sorgte dabei für Erstaunen und Entrüstung in Frankreich. Die höfliche Übersetzung lautet, dass er Impfverweigerer „nerven“ will. In der ungehobelten Kind könnte man aber auch durchaus sagen, dass der französische Präsident die ungeimpften Bürger „ankacken“ oder „ankotzen“ wolle.
Bei der Entscheidung, einen Lockerungs-Fahrplan vorzulegen, dürften auch die Erfahrungen mit der Omikron-Welle eine Rolle gespielt haben. Castex sagte am Donnerstag, dass die Virusvariante zwar deutlich ansteckender sei als ihre Vorgänger, aber erkennbar auch seltener zu schweren Krankheitsverläufen führe.
Während die Infektionszahlen in Frankreich in den vergangenen Wochen auf immer neue Rekordwerte kletterten, warfare das Gesundheitssystem zwar belastet, brach aber nicht zusammen. Macron-Sprecher Attal sagte, dass die Zahl der Intensivpatienten zuletzt um 15 Prozent gesunken sei. Auch bei den Infektionszahlen sieht die Regierung optimistic Zeichen: In der Hauptstadtregion Île-de-France lag die Inzidenz vor einer Woche noch bei über 4000, nun ging sie auf knapp 3700 Fälle professional 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen zurück.
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