Der Verteidigungsminister ist offen für Bundeswehrsoldaten ohne deutschen Pass. Dafür bekommt er Rückenwind aus der FDP und aus der Opposition.
Die Personalnot in der Truppe wird immer größer, das Verteidigungsministerium denkt deshalb über einen ungewöhnlichen Schritt nach: Die Bundeswehr könnte auch Soldaten ohne deutschen Pass aufnehmen. „Wir wären nicht die ersten Streitkräfte in Europa, die das tun würden“, sagte der Verteidigungsminister dem „Tagesspiegel“.
Es gebe Menschen im Land, die in zweiter oder dritter Generation in Deutschland leben, aber noch nicht die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Das werde im Bendlerblock diskutiert. „Wir widmen uns diesem Thema mit der gebotenen Gründlichkeit, stehen aber noch am Anfang“, so Pistorius.
Rückendeckung bekommt Pistorius aus seiner eigenen Koalition und aus der Opposition. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, begrüßte den Vorschlag. „Grundsätzlich müssen wir bei der Suche nach geeigneten jungen Menschen, die ihren Dienst in der Bundeswehr zu leisten bereit sind, deutlich europäischer denken“, sagte sie der „Rheinischen Post“. Dazu gehöre auch die Überlegung, „dass Soldaten und Soldatinnen ohne deutschen Pass diesen durch den erfolgreichen Dienst in der Bundeswehr schneller bekommen können“, sagte Strack-Zimmermann.
CDU hat noch Fragen
Johann Wadephul, stellvertretender Vorsitzende der Unionsfraktion, zeigt sich offen für die Idee, Ausländer in die Truppe aufzunehmen. „Grundsätzlich ist diese Idee richtig, doch zentral ist die Ausgestaltung“, sagte der CDU-Politiker der „Rheinischen Post“. „Gilt diese Möglichkeit nur für Bürgerinnen und Bürger von EU- oder Nato-Staaten oder auch noch darüber hinaus? Ist die vollständige Kenntnis der deutschen Sprache nötig?“
Viele Fragen, die geklärt werden müssten, betonte Wadephul. „Minister Pistorius selbst hat erklärt, die Bundeswehr müsse in fünf bis acht Jahren kriegstüchtig sein. Das ist in Fragen einer Personalstrategie ein furchtbar kurzer Zeitraum. Er sollte also schleunigst handeln“, sagte Wadephul.