Düsseldorf Der russische Präsident Wladimir Putin will „unfreundliche Staaten“, zu denen er unter anderem die gesamte EU und die USA zählt, ihre Gaslieferungen noch noch in Rubel bezahlen lassen. Die Particulars sollen noch ausgearbeitet werden, aber westliche Staaten könnten dadurch gezwungen sein, zumindest indirekt die eigenen Sanktionen gegen Russland zu unterlaufen.
„Angenommen es käme so, wie Putin es verkündet hat, dann hätte das aus seiner Sicht den Vorteil, dass auf den Devisenmärkten die Stützung des Rubel-Wechselkurses ein bisschen einfacher und kraftvoller möglich wäre als im jetzigen Association“, sagte der Ökonom Jens Südekum in der neuen Folge von „Handelsblatt Immediately“.
Aktuell bezahlen Deutschland und andere EU-Staaten ihre Gasrechnungen in Euro. Das Geld geht direkt an russische Energielieferanten wie Gazprom, welche anschließend 80 Prozent der harten Währung bei der russischen Zentralbank in Rubel umtauschen müssen. Die russische Zentralbank ist aber nicht voll handlungsfähig, da sie den westlichen Sanktionen unterliegt und kann somit diese Devisen auf den internationalen Märkten kaum nutzen, um damit den Rubelkurs zu stützen.
Putins Plan könnte dazu führen, „dass russische Geschäftsbanken anstelle der Zentralbank als nicht sanktionierte Banken de facto diese Devisen nutzen, um ihrerseits den Rubel-Wechselkurs zu beeinflussen“, sagte Südekum. Doch das sei nur die rein technisch-ökonomische Lesart von Putins Manöver. „Die zweite, nämlich die machtpolitische Dimension, halte ich für weitaus relevanter.“
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Putin wolle hier einfach die Spielregeln ändern, obwohl die Verträge auf Euro und Greenback lauteten. „Aus meiner Sicht kann sich der Westen auf solche Spielchen überhaupt nicht einlassen“, sagt Südekum.
Südekum: „Die Gefahr einer Rezession ist sehr hoch“
Ein komplettes Gasembargo gegen Russland ist nun wahrscheinlicher geworden, glaubt Südekum. Ein solches Szenario könnte aber die deutsche Wirtschaft hart treffen: Südekum schließt nicht aus, dass es in Deutschland auch zu Produktionsausfällen kommen könnte, wenn es nicht gelingen sollte, die Gasspeicher über den Sommer aufzufüllen. Und ohne russisches Fuel wäre das deutlich schwieriger.
Neben der Suche nach alternativen Gaslieferanten wie den USA oder Katar sei es nun auch geboten, Energie zu sparen. Der Ökonom fordert „eine huge Energiesparkampagne bis hin zu autofreien Sonntagen und einem Tempolimit auf den Autobahnen“.
Bereits jetzt zeichnen sich deutliche Folgen des Ukrainekrieges für die deutsche Wirtschaft ab: Die Wachstumsprognosen seien auch schon ohne Embargo dramatisch nach unten korrigiert worden. „Die Gefahr einer Rezession ist sehr hoch“, sagt Südekum.
Außerdem: Handelsblatt-Aktienanalyst Ulf Sommer sprach am Dienstagabend dwell mit der Instagram-Group über die gefährliche Abhängigkeit deutscher Unternehmen vom chinesischen Markt und die Untätigkeit der EZB trotz der hohen Inflation.
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