Frankfurt Schaut man allein auf die Zahlen, dann conflict 2021 ein sehr erfolgreiches Jahr für Asoka Wöhrmann, den Chef der Deutsche-Financial institution-Fondstochter DWS. Laut dem am Freitag veröffentlichten Geschäftsbericht stehen dem Supervisor 6,9 Millionen Euro an Gehalt und Bonus zu, das sind rund 15 Prozent mehr als für 2020. Auf den ersten Blick sieht das aus wie ein Vertrauensbeweis.
Aber nach diversen Attacken ist Wöhrmanns Job noch immer in Gefahr, die Krise der vergangenen Wochen noch nicht ausgestanden. Die Zahlen mögen stimmen, aber sonst steht vieles infrage, und für die tiefe Verunsicherung ist direkt oder indirekt der Mann an der Spitze verantwortlich.
Auf die Rückendeckung von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing und DWS-Aufsichtsratschef Karl von Rohr kann sich Wörmann mehreren Insidern zufolge nach wie vor verlassen. Auch innerhalb der Fondstochter gehen mittlerweile viele davon aus, „dass Wöhrmann schon irgendwie durchkommen wird“, wie es ein Supervisor ausdrückt. Auch weil er „insgesamt intestine für das Unternehmen ist und die DWS stärker gemacht hat“.
Fakt ist aber auch: Die Liste der Vorwürfe gegen Wöhrmann hat eine beträchtliche Länge erreicht. Angebliches Greenwashing, zweifelhafte Offers, dubiose Geschäftskontakte, der Verdacht auf Nutzung privater Mail- und WhatsApp-Konten für berufliche Zwecke – die Prüfung all dieser Punkte durch die Financial institution dürfte noch einige Zeit dauern.
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Nach Einschätzung mehrerer mit dem Fall vertrauter Personen wären neue valide Verdachtsmomente zurzeit die größte Gefahr für Wöhrmann. Dann könnte seine Karriere bei der DWS schnell beendet sein, das räumen auch seine Unterstützer ein.
Deutsche-Bank-Chef hat „keine Zweifel“
Auf der Jahrespressekonferenz Ende Januar lobte Deutsche-Financial institution-Chef Stitching die „hervorragende Arbeit“ von Wöhrmann und ergänzte: „Ich habe keine Zweifel.“ Daran hat sich Insidern zufolge bis heute nichts geändert. Das klingt nach klarer Unterstützung, aber tatsächlich steht die Financial institution vor einem Dilemma.
Auf der einen Seite liefert Wöhrmann gute Zahlen ab. Für 2021 präsentierte er einen Rekordgewinn von 1,1 Milliarden Euro – intestine 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Und Stitching braucht jeden Cent davon, um seine Sanierungsziele zu erreichen. Wöhrmann hat die Kosten gedrückt und schreckte auch vor unbequemen Entscheidungen nicht zurück. Führungskräfte mussten gehen, andere verloren ihre Titel.
Aber auch auf der anderen Seite der Waagschale liegen gewichtige Argumente. „Die ganzen Affären schaden der Marke DWS, und das wird sich früher oder später auch in den Zahlen widerspiegeln“, meint ein Deutschbanker. Wöhrmann sei angeschlagen, konstatiert ein anderer Insider. Der DWS-Chef „neigt dazu, sich zu überschätzen“, sagt einer, der ihn lange kennt. Er habe gehofft, die Probleme mit seinem Charisma und seiner Überzeugungskraft einfach wegwischen zu können – vergebens.
Dazu kommt: Die Deutsche Financial institution hat noch immer Ärger mit ihrer Compliance. Im vergangenen Mai fing sich das Geldhaus deshalb einen Rüffel der mächtigen US-Notenbank Fed ein. „Eigentlich kann sich die Financial institution bei diesem Thema keinerlei Kompromisse leisten“, meint ein Supervisor des Instituts. Vor allem Rechtsvorstand Stefan Simon müsse beweisen, dass er durchgreift, ohne Ansehen von Personen.
Immerhin hat die Financial institution in den USA noch ein sogenanntes Deferred Prosecution Settlement (DPA) offenstehen. Damit erklären sich Unternehmen, die in Konflikt mit den US-Behörden geraten sind, bereit, auf weiteres Fehlverhalten zu verzichten und mögliche Compliance-Probleme sofort bei den Aufsehern zu melden. Im Gegenzug wird auf eine Anklage verzichtet. Bei einem Verstoß gegen ein DPA drohen empfindliche Strafen.
Wie aus dem am Freitag veröffentlichten Geschäftsbericht der Deutschen Financial institution nun hervorgeht, bemängelt das US-Justizministerium, dass es vom Geldhaus über die Greenwashing-Vorwürfe gegen die DWS zu spät informiert worden sei. Das Institut habe damit gegen Berichtspflichten verstoßen. Mit dem US-Justizministerium sei Ende Februar vereinbart worden, dass die bestehende Überwachung durch einen unabhängigen Kontrolleur ausgeweitet werden soll bis Februar 2023.
Auch innerhalb der DWS verursachen die Affären Unruhe. Manche klagen über eine Wagenburgmentalität des innersten Zirkels um Wöhrmann. „Der Schwung durch die wirtschaftlichen Erfolge ist dadurch spürbar gedämpft worden“, sagt einer, der ihn lange kennt. Wöhrmann igele sich ein, bestätigt ein anderer, vertraue nur noch seinem engen Kreis.
Der DWS-Chef selbst spricht von einer gezielten Kampagne. Die Attacken hätten das „alleinige Ziel, uns zu schaden. Ich lasse mich nicht einschüchtern und davon abhalten, meinen Job zu machen“, sagte er bei der Vorstellung der Jahreszahlen vor einigen Wochen. Doch genau das wurde in den vergangenen Monaten immer schwieriger.
Ärger mit der Ex-Nachhaltigkeitschefin
Die Probleme begannen, als im vergangenen August die von Wöhrmann entlassene Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler der DWS vorwarf, sie übertreibe beim Thema grüne und sozialverträgliche Finanzen systematisch und täusche damit die Aktionäre. Die DWS hat die Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen. Aber: Seit Monaten prüft die US-Börsenaufsicht SEC den Fall, genauso wie das US-Justizministerium und die deutsche Finanzaufsicht Bafin. Bei der Vorstellung der Jahreszahlen betonte Deutsche-Financial institution-Chef Stitching, bislang hätten sich keinerlei Hinweise gefunden, dass die DWS ihr Nachhaltigkeitsengagement systematisch geschönt habe.
Insider gehen allerdings davon aus, dass die Fondstochter dennoch in den USA nicht straffrei davonkommen wird. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass die US-Behörden nach einer monatelangen Prüfung zu dem Schluss kommen werden, es sei alles in bester Ordnung. Zumal die Untersuchung einer der ersten prominenten Fälle für die neu eingerichtete Nachhaltigkeits-Taskforce der SEC sei. Eine erste Klage, die Fixler beim Arbeitsgericht Frankfurt wegen ihrer Kündigung gegen die Fondsgesellschaft eingereicht hatte, wurde abgewiesen. Nach Informationen des Handelsblatts will Fixler nicht Berufung einlegen.
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Zusätzlichen Ärger brachte die Verbindung Wöhrmanns mit dem undurchsichtigen Frankfurter Geschäftsmann Daniel Wruck. Es steht die Frage im Raum, ob der DWS-Chef personal und berufliche Interessen vermischt hat. Das wäre ein Verstoß gegen den Verhaltenskodex der Financial institution.
Wruck half, die Financial institution und den Versicherer Allianz als Co-Investoren für einen Finanzableger des On-line-Gebrauchtwagenhändlers Auto1 an Bord zu holen. Aufseiten der Deutschen Financial institution conflict Wöhrmann damit betraut, das Vorhaben voranzutreiben.
Der erste Kontakt zwischen Wruck, der Deutschen Financial institution und Auto1 kam nach Handelsblatt-Informationen allerdings nicht durch den heutigen DWS-Chef zustande, sondern durch den damaligen Investmentbanking-Chef Marcus Schenck. Wruck, der Schenck lange kennt, habe diesem Auto1-Chef Hakan Koc vorgestellt, sagte eine mit dem Sachverhalt vertraute Particular person.
Zunächst geht es um Geschäfte, die in die Zuständigkeit der Investmentbank fallen. Erst später, als klar wird, dass es um ein Joint Enterprise zur Gebrauchtwagenfinanzierung und damit um Privatkundengeschäfte geht, kommt der damalige Privatkundenchef Wöhrmann ins Spiel.
Das Gemeinschaftsunternehmen von Auto1, Deutscher Financial institution, Allianz und dem umstrittenen Geschäftsmann Bensen Safaa, der die Mehrheit an dem Fintech-Ableger hält, wird ein Misserfolg. Und wurde für Wöhrmann zum Downside. Denn in zwei Fällen hat der Supervisor die Grenzen zwischen privat und geschäftlich möglicherweise nicht scharf genug gezogen. In der Zeit, in der Wöhrmann sich um Auto1 kümmert, ist Wruck auch mit einem privaten Gefallen für Wöhrmann beschäftigt: Der Deutsche-Financial institution-Privatkundenchef überwies dem Geschäftsmann 160.000 Euro, Verwendungszweck: „DW Fahrzeug“. Damit ist der Kauf eines Porsche Panamera durch Wruck gemeint.
Wruck sollte Wöhrmann den Sportwagen zu demselben „Hammerpreis“ beschaffen, den ihm der Autohändler selbst eingeräumt hatte. Der geplante Kauf zieht sich in die Länge, wie E-Mails zeigen, die das Handelsblatt einsehen konnte. Am Ende wird Wöhrmann von Wrucks Händler einen gebrauchten Porsche für 139.000 Euro kaufen und den Kaufpreis von seinem Konto aus überweisen. Einige Wochen später überweist Wruck die nicht genutzten 160.000 Euro an Wöhrmann zurück.
Den missglückten Porsche-Kauf hat die Financial institution schon in der Vergangenheit gründlich untersucht, offenkundig ohne dramatische Konsequenzen für Wöhrmann. Brisanter könnte für den Supervisor sein, dass im Zuge der Auto1-Verhandlungen teils geschäftliche E-Mails auf seinem privaten GMX-Account landeten – und Wöhrmann von dort auch einige E-Mails versandte, die im weitesten Sinne einen geschäftlichen Bezug haben könnten. Personal E-Mail-Konten sind für geschäftsbezogene E-Mails für Deutschbanker tabu. Die Financial institution prüft nun, ob und in welchem Ausmaß Wöhrmann gegen den strengen Verhaltenskodex der Financial institution verstoßen hat.
Probleme mit der Compliance
Da die Financial institution in der Vergangenheit immer wieder Probleme damit hatte, die Einhaltung der eigenen Regeln zu kontrollieren, sieht sich auch die Aufsicht den Vorgang genau an. Das gleiche gilt für Vorwürfe, dass Wöhrmann und andere Führungskräfte der DWS geschäftliche Interna über den Messengerdienst WhatsApp ausgetauscht haben sollen.
„Wenn die Financial institution Wöhrmann wegen dieser Vorwürfe hart sanktioniert oder gar zum Rücktritt drängt, öffnet sie die Büchse der Pandora“, meint ein Insider.
Tatsächlich untersucht das Geldhaus gerade systematisch, wie Mitarbeiter und Manager WhatsApp und andere Messengerdienste nutzen – und ob das den Regeln der Aufseher in Europa und den USA entspricht. Inzwischen wurde auch bekannt, dass weitere Topmanager der Deutschen Financial institution in Kontakt mit Wruck standen, von Vorstandschef Stitching bis zum Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner.
Ob all das Wöhrmanns Job sicherer macht? In einem Interview mit dem Handelsblatt kündigte er 2019 sein Umbauprogramm für die DWS mit den Worten an: „Die Treppe wird von oben gefegt.“ Jetzt muss er aufpassen, dass ihn der Besen nicht selbst erwischt. Oder dass sein Arbeitgeber einen Teil seines Bonus für das vergangene Jahr nicht wieder kassiert – als minderschwere Strafe für mögliche Regelverstöße. Eine Variante, die manche in der Deutschen Financial institution für die wahrscheinlichere halten.
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