Jacinda Ardern prägte über Jahre die Politik Neuseelands. Sie war jung und sehr erfolgreich. Dann folgte ein Knick und damit auch private Entbehrungen. Bis jetzt.
„Ich weiß, was man für diesen Job braucht, und ich weiß, dass ich nicht mehr genug im Tank habe. So einfach ist das.“ Mit diesen Worten verkündete Neuseelands Ministerpräsidentin Jacinda Ardern am 19. Januar vergangenen Jahres, von ihrem Amt zurückzutreten. Der Rückzug kam völlig überraschend, Ardern galt nicht nur als beliebt im eigenen Land, sie stand auch für einen jungen, frischen Politikertypus.
Mit 37 Jahren wurde sie Regierungschefin Neuseelands, das war im Jahr 2017. Sie bekam ein Kind während ihrer Amtszeit – und war damit erst die zweite Regierungschefin der Welt, die auf diese Weise Berufliches und Privates verband. 2020 wurde sie schließlich wiedergewählt, doch dann folgte ihr freiwilliger Rückzug.
Jacinda Ardern war selbst schuld an geplatzter Hochzeit
Was während ihrer Regierungszeit außerdem für Schlagzeilen sorgte, war Arderns Privatleben. Sie lernte ihren Partner Clarke Gayford im Jahr 2014 kennen und wollte diesen zu Beginn des Jahres 2022 heiraten. Allerdings verhinderte Jacinda Ardern selbst eine Hochzeit – mit ihrer eigenen Politik. Weil sie strenge und im Vergleich zu deutschen Verhältnissen sehr strikte Corona-Beschränkungen erlassen hatte, sagte sie ihre geplante Trauung ab. „So ist das Leben“, so Arderns damals. Sie sei genauso betroffen wie all ihre Landsleute.
Erst jetzt, zwei Jahre später und nach ihrem Rücktritt als oberste Politikerin des Landes, hat sie Ja gesagt. Am Samstag heiratete sie in einer privaten Zeremonie ihren langjährigen Partner, den neuseeländischen Fernsehmoderator Clarke Gayford. Die 43-Jährige und ihr vier Jahre älterer Partner waren fast fünf Jahre verlobt. In ihrer letzten Rede im neuseeländischen Parlament hatte Ardern gesagt: „Lass uns endlich heiraten“. Die Tochter des Paares, Neve, ist mittlerweile fünf Jahre alt.
König Charles III. hat Jacinda Ardern geehrt
Die Zeremonie fand in Hawke’s Bay, an der Ostküste der neuseeländischen Nordinsel, auf dem luxuriösen Weingut Craggy Range statt, rund 300 Kilometer von Neuseelands Hauptstadt Wellington entfernt. Vor dem Weingut hatten sich einige Demonstranten postiert und eine Wand mit Anti-Impf-Postern beklebt – offenbar gilt Ardern nach dem Wirbel um ihre Corona-Restriktionen noch immer als Feindbild bei einigen Neuseeländern.
Doch Jacinda Ardern wurde auch nach ihrem überraschenden Rücktritt 2023 geehrt. Im Juni vergangenen Jahres erhielt sie eine der höchsten Auszeichnungen Neuseelands: Sie wurde vom britischen König Charles III. zur „Dame Grand Companion“ ernannt – und das trotz oder vielleicht auch gerade wegen ihrer konsequenten Corona-Politik.