Wölfe, die hohen Strahlenbelastungen ausgesetzt sind, haben ihr Genom verändert. Das kann vor Krebs schützen, so eine Studie.
Vor 35 Jahren explodierte der Reaktor des Atomkraftwerks in Tschernobyl. 100.000 Menschen wurde evakuiert, viele starben an den Folgen der radioaktiven Belastung. Geblieben waren in der Region die Tiere, darunter Wölfe. Diese entwickelten in den Jahrzehnten seit dem Unglück eine für Forscher überraschende Eigenschaft.
Cara Love, eine Biologin der amerikanischen Princeton Universität, hatte 2014 Blutproben von Wölfen genommen, um deren Reaktion auf die Strahlenbelastung zu untersuchen. Dabei ging es ihr vor allem um mögliche Krebserkrankungen. Da die Wildtiere mit GPS-Sendern und Dosimetern ausgestattet waren, wusste man, in welchen Gebieten mit welcher Radioaktivität sie unterwegs waren. Und die war enorm: Bis zu sechsmal mehr als es für Menschen erlaubt ist.
Genom der Wölfe hatte sich verändert
Was sie im Blut der Tiere fand, war eine Besonderheit: Die Wölfe in der radioaktiven Zone hatten über Generationen ihr Immunsystem verändert. Es glich Krebspatienten, die eine Strahlentherapie bekommen. Und das war noch nicht alles: Love konnte bestimmte Regionen im Genom der Tschernobyl-Wölfe ausmachen, die resistent gegen ein höheres Krebsrisiko sind. Bei Menschen lösen Mutationen hingehen meistens ein erhöhtes Risiko aus, an Krebs zu erkranken. So sind Mutationen des Gens BRCA dafür bekannt, die Chance zu erhöhen, an Brustkrebs zu erkranken.
Forscherin Love hofft, daraus auch Schlüsse für Menschen ziehen zu können. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei Mutationen zu finden, die die Chancen für Krebspatienten erhöhen zu überleben. Wegen der Covid-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine konnte sie nicht weiterforschen, präsentierte aber unlängst ihre Ergebnisse auf einem Biologen-Kongress in Seattle.