Mit seinem Aufgebot für die wichtigen Finalspiele in der Nations League hat Bundestrainer Horst Hrubesch überrascht. Denn: Er verzichtet auf einige bekannte Spielerinnen.
Für die deutsche Frauennationalmannschaft geht es in dieser Woche um alles: sowohl um den Sieg in der Nations League als auch das Olympia-Ticket. Nur wenn Deutschland diese Hürde nimmt, ist das DFB-Team im Sommer in Paris dabei.
Der einfachste Weg wäre es, direkt am Freitag im Duell mit den bereits als Gastgeber qualifizierten Französinnen (ab 21 Uhr im Liveticker bei t-online) zu gewinnen. Zwei Tickets für Olympia sind zu vergeben, Deutschland hätte als Finalist eins davon sicher. Sollte die Hürde Frankreich für Bundestrainer Horst Hrubesch und sein Team zu groß sein, wäre noch die Qualifikation mit einem Sieg im Spiel um Platz drei gegen den Verlierer des zweiten Halbfinals zwischen Spanien und den Niederlanden möglich.
„Unser Ziel ist klar: Wir wollen beide Spiele gewinnen. Es wird darauf ankommen, körperlich dagegenzuhalten und selbstbestimmt, mit Überzeugung Fußball zu spielen. Solche Spiele werden über den Willen entschieden“, sagte Hrubesch zuletzt – und deutete sogleich damit an, was er von seinen Spielerinnen erwartet: Jede Einzelne muss alles geben.
Um das Hauptziel Olympia-Qualifikation zu erreichen, hält Hrubesch in seinem Kader einige Überraschungen bereit (mehr dazu lesen Sie hier). Neben altbekannten Spielerinnen wie Torhüterin Merle Frohms oder Kapitänin Alexandra Popp setzt der Trainer nämlich auch auf neue Gesichter: Stürmerin Vivien Endemann vom VfL Wolfsburg steht vor ihrem Debüt im DFB-Trikot, die Frankfurterin Pia-Sophie Wolter kehrt nach längerer Zeit in den Kader zurück – erfahrenere Spielerinnen mussten dafür weichen.
Früherer Bayern-Star und Wolfsburgerin fehlen
Nicht mit dabei sind die Vizeeuropameisterinnen Lina Magull, Lena Lattwein, Nicole Anyomi und Felicitas Rauch sowie die Spielerinnen Chantal Hagel, Paulina Krumbiegel und Janina Minge. Eine eventuell riskante Entscheidung von Trainer Hrubesch. t-online hat sich die Situation der Spielerinnen einmal genau angeschaut.
Lina Magull: Die Mittelfeldakteurin wechselte gerade erst vom FC Bayern zu Inter Mailand. Mit diesem Wechsel will sie einen weiteren Sprung in ihrer Karriere machen. Zuletzt hatte es in Magulls Karriere nämlich gehakt. Bei Bundestrainer Hrubesch spielte sie keine Rolle mehr und auch in München setzte der dortige Coach Alexander Straus nur noch selten auf die 29-Jährige.
Auf die Nichtnominierung reagierte Magull trotzdem enttäuscht, wie sie kürzlich im Interview mit dem „Kicker“ verriet: „Ich hatte gehofft, aufgrund meiner Leistungen für die Nationalmannschaft jetzt schon wieder berücksichtigt zu werden. Deshalb bin ich schon etwas enttäuscht.“ Sie hoffe, dass sie „zeitnah wieder fester Bestandteil der Mannschaft sein werde. Ich fühle mich auch jetzt immer noch als ein Teil des Teams“, so die 75-malige Nationalspielerin.
Hrubesch begründete den Verzicht bei der Bekanntgabe des Kaders damit, dass Magull eine Spielerin sei, die „man von Anfang an bringen muss.“ Aufgrund der zuletzt geringen Spielpraxis habe er von einer Nominierung abgesehen. Sollte Deutschland das Olympia-Ticket bekommen, bleiben Magull noch vier Monate, um sich zurück in die deutsche Elf zu spielen. Im Interview sagte sie zumindest: „Ich würde sehr gerne noch mal bei Olympia spielen.“
Ihre größten Erfolge mit dem DFB-Team feierte Magull mit der Vizeeuropameisterschaft in England 2022 und dem Titelgewinn bei den Olympischen Spielen 2016 in Brasilien.
Lena Lattwein: Auch Mittelfeld-Ass Lattwein wurde von Hrubesch ausgebootet. In Wolfsburg gehört sie zwar zur festen Elf, für die Nationalmannschaft reicht ihre Qualität momentan aber offenbar nicht. „Für mich spielt sie eigentlich nicht das, was sie spielen kann“, nahm Hrubesch sie bei einer Medienrunde des DFB in der vergangenen Woche in die Pflicht. Er habe von ihr „viel, viel mehr erwartet. Bei dem Mittelfeldangebot, was ich habe, musste ich mich entscheiden und habe mich gegen Lena entschieden.“