Ein Leistenbruch betrifft meist Männer. Warum das so ist, welche Symptome beim Mann typisch sind und welche Behandlung infrage kommt, erfahren Sie hier.
Das Wichtigste im Überblick
Bei einem Leistenbruch – auch Leistenhernie genannt – hat die Bauchwand in der Leistengegend eine Schwachstelle, durch die sich Bauchfell nach außen stülpt. Dieser sogenannte Bruchsack kann leer sein, aber auch verschiedene Bestandteile des Bauchraums enthalten: zum Beispiel Fettgewebe und/oder Anteile des Darms.
Männer haben ein deutlich höheres Risiko für Leistenbrüche als Frauen und Kinder: Mehr als jeder vierte Mann bekommt mindestens einmal im Leben einen Leistenbruch. Die meisten Männer sind über 50 Jahre alt, wenn sie erstmals entsprechende Symptome zeigen.
Welche Leistenbruch-Symptome sind beim Mann anders?
Das Besondere an einem Leistenbruch beim Mann ist, dass er sich manchmal zum Hodenbruch entwickeln kann – fachsprachlich auch Skrotalhernie genannt. Bei dieser Sonderform reicht der Bruchsack bis in den Hodensack (Skrotum).
In dem Fall kann der Leistenbruch das Aussehen des Hodensacks mehr oder weniger deutlich verändern: Der Hodensack ist leicht geschwollen bis stark vergrößert. Schmerzen im Hodenbereich fehlen anfangs womöglich noch, treten aber meist spätestens mit zunehmender Schwellung auf.
Häufiger jedoch verursacht ein Leistenbruch beim Mann Symptome, die ebenso bei Frauen vorkommen können: Bei beiden Geschlechtern bildet sich typischerweise eine (meist gut ertastbare) Schwellung in der Leistengegend, die sich normalerweise weich anfühlt. Äußerlich ist die Schwellung allerdings nicht immer sichtbar.
Zwar kann der Leistenbruch bei Mann und Frau aussehen wie eine Art Beule. Diese Vorwölbung schwächt sich jedoch ab, wenn der Druck im Bauch gering ist (etwa im Liegen). Bei erhöhtem Druck im Bauch (etwa im Stehen, beim Husten oder Niesen) verstärkt sie sich hingegen. Die Beule kann also mal größer und mal kleiner sein oder vorübergehend ganz verschwinden.
Gleiches gilt für die Symptome, die häufig begleitend bei einem Leistenbruch auftreten: Betroffene Männer können beispielsweise Schmerzen in der Leiste oder im Hoden verspüren, die für gewöhnlich – je nach Druck im Bauch – zeitweilig ab- oder zunehmen.
Notfall: Leistenbruch mit Einklemmung
Anders sieht es aus, wenn ein Leistenbruch eingeklemmt ist: Symptome wie Schmerzen und eine sichtbare Schwellung sind dann plötzlich viel ausgeprägter und gehen nicht mehr von alleine weg. Zudem führt eine solche Einklemmung dazu, dass
- der Leistenbruch sich nicht mehr in den Bauchraum zurückschieben lässt,
- die Vorwölbung sich nicht mehr weich, sondern deutlich fester anfühlt und
- die Haut im Bereich des Leistenbruchs gerötet ist.
Ein eingeklemmter Leistenbruch bei Mann oder Frau gilt immer als Notfall. Denn ohne rasche ärztliche Behandlung können daraus lebensbedrohliche Komplikationen wie ein Darmverschluss, eine Bauchfellentzündung und/oder eine Sepsis entstehen.
Mehr erfahren
Ausführlichere Informationen über typische Leistenbruch-Symptome sowie mögliche Anzeichen und Folgen einer Einklemmung finden Sie hier.
Warum betrifft der Leistenbruch hauptsächlich Männer?
Dass Männer anfälliger für Leistenbrüche sind, hat anatomische Gründe: Hernien bilden sich grundsätzlich an Schwachstellen in der Bauchwand – so auch der Leistenbruch. Beim Mann ist die Leistengegend von Geburt an besonders geschwächt. Das liegt an dem Leistenkanal, der dort die vordere Bauchwand durchläuft und eine wichtige Rolle bei der normalen Hodenentwicklung spielt:
- Während der Embryonalzeit entwickeln sich die Hoden im Bauchraum und wandern durch den Leistenkanal in den Hodensack.
- Dabei stülpen die Hoden Bauchfell durch den Leistenkanal bis in den Hodensack aus und ziehen Samenleiter, Nerven und Gefäße mit sich.
- Haben die Hoden den Hodensack erreicht, schließt sich die Bauchfellausstülpung im Leistenkanal langsam wieder.
Schon gewusst?
Frauen haben auch einen Leistenkanal. Dieser ist allerdings enger und stellt somit ein geringeres Risiko für einen Leistenbruch dar als beim Mann.
Schwaches Bindegewebe kann das Risiko für einen Leistenbruch beim Mann zusätzlich erhöhen. Als Ursachen kommen zum Beispiel ein erhöhtes Alter, Erkrankungen, Rauchen, Untergewicht oder frühere Verletzungen der Bauchwand infrage.
Wie lässt sich ein Leistenbruch beim Mann behandeln?
Unbehandelt verschwindet ein Leistenbruch nie – die Symptome nehmen mit der Zeit eher zu. Die einzige Möglichkeit, das Problem loszuwerden, ist eine Operation. Dabei schiebt die Ärztin oder der Arzt den Bruchsack samt Inhalt zurück in die Bauchhöhle und verschließt dann die Lücke in der Bauchwand. Um die Stelle zu verstärken, kann zusätzlich körpereigenes Gewebe oder ein Kunststoffnetz zum Einsatz kommen.
Mehr wissen
Eine Leistenbruch-OP kann offen (über einen größeren Bauchschnitt) oder minimalinvasiv (per Bauchspiegelung) erfolgen. Welche Methode für einen Mann am besten geeignet ist, hängt unter anderen von dessen Alter und Gesundheitszustand ab.
Für gewöhnlich raten Ärztinnen und Ärzte zu einer möglichst zeitnahen OP, wenn jemand einen Leistenbruch hat. Beim Mann – nicht jedoch bei Frauen und Kindern – kommt unter bestimmten Voraussetzungen auch ein abwartendes Vorgehen infrage: Solange der Bruch nicht fortschreitet, keine Beschwerden verursacht und nicht eingeklemmt ist, lässt sich die OP hinauszögern.