Berlin Lange Zeit gab es in Deutschland nur ein Thema: Corona und die Folgen. Seit in der Ukraine russische Panzer rollen, ist die Pandemie in den Hintergrund gedrängt. Doch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnt davor, sich in falscher Sicherheit zu wiegen.
Vor den Hauptstadtjournalisten zeigt sich Lauterbach am Freitag bestürzt über die „verbrecherische Verletzung des Völkerrechtes“ durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin, dem er „narzisstische Geltungsbedürfnisse“ unterstellt. Der Krieg in der Ukraine sei „bestürzend und in jeder Hinsicht traurig“, betont der SPD-Politiker. „Die Welt hat Besseres zu tun, als sich mit den Großmachtfantasien von Putin zu beschäftigen.“
Dabei denkt Lauterbach an den Kampf gegen den Klimawandel ebenso wie an die Bekämpfung der Pandemie, die noch lange nicht vorbei sei. Zwar sehe man derzeit in Deutschland sinkende Fallzahlen. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Freitag 210.743 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden – 9305 weniger als vor einer Woche. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz fällt leicht auf 1259,5 von 1265,0 am Vortag.
Doch die tatsächliche Fallzahl dürfte Lauterbach zufolge höher liegen, weil nicht alle Neuinfektionen erkannt oder gemeldet würden. Auch gebe es immer noch 200 bis 300 Todesfälle professional Tag im Zusammenhang mit Corona.
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Zudem breite sich die ansteckende BA2-Variante aus, die aktuell bereits 16 bis 17 Prozent aller Fälle ausmache und bis zum geplanten Wegfall aller einschneidenden Corona-Maßnahmen ab dem 20. März dominierend sein könnte.
Lauterbach warnte deshalb eindringlich davor, bei den Lockerungen über die bei der letzten Bund-Länder-Runde beschlossenen Schritte hinauszugehen, sonst drohten wieder steigende Fallzahlen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten hatten Mitte Februar einen stufenweisen Wegfall von Corona-Maßnahmen beschlossen.
Lauterbach arbeitet an Neufassung des Infektionsschutzgesetzes
Die Einschätzung, dass es am kalendarischen Frühlingsanfang einen „Freedom Day“ gebe und die Pandemie dann vorbei sei, teile er „ausdrücklich nicht“, betonte der Gesundheitsminister. Sein Ministerium arbeite derzeit an einer Neufassung eines „substanzhaltigen“ Infektionsschutzgesetzes, die es den Ländern erlaube, auch über den 20. März hinaus bei Bedarf Maßnahmen wie Hygieneregeln oder Kontaktbeschränkungen einzusetzen. Ein Entwurf werde „in Kürze“ den Fraktionen präsentiert.
Dass Länder wie Dänemark, Großbritannien oder Frankreich längst weitreichendere Öffnungsschritte beschlossen hätten, begründete Lauterbach mit der höheren Impfquote unter Älteren. In Dänemark seien beispielsweise quick 100 Prozent der über 60-Jährigen doppelt geimpft, in Deutschland sind es 88,5 Prozent. Eine Auffrischungsimpfung haben intestine 77 Prozent der Menschen der Altersgruppe 60 plus erhalten.
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„Deutschland muss einen Sonderweg gehen, weil wir eine Sondersituation haben“, sagte Lauterbach. Gerade ältere Menschen seien weiter gefährdet, betonte auch RKI-Chef Lothar Wieler. Bei den über 80-Jährigen steige die Sieben-Tage-Inzidenz gegen den Pattern an, außerdem würden vermehrt auch wieder Corona-Ausbrüche in Seniorenheimen beobachtet. Und von den rund 2300 Covid-Patienten, die auf Intensivstationen behandelt werden müssten, seien quick drei Viertel 60 Jahre oder älter.
Wieler verwies deshalb auf die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko), die für über 70-Jährige und Bewohner von Pflegeheimen eine zweite Booster-Spritze drei Monate nach der ersten Auffrischungsimpfung vorsieht. Auch für Pflegepersonal sei eine zweite Auffrischungsimpfung empfehlenswert, allerdings erst sechs Monate nach der ersten.
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