In der Pandemie sind unsere Pflegekräfte über sich hinausgewachsen. Sie schuften unermüdlich bis zur Erschöpfung. Politiker versprachen einen Corona-Bonus, doch statt finanzieller Entschädigung kam von der Regierung allzu oft nur Applaus. Grund für BILD, einen eigenen Pflegebonus auszuloben: 25 mal 1000 Euro für Pfleger, die nach dem Urteil ihrer Patienten Übermenschliches leisten. BILD stellt fünf Gewinner vor.
Oliver Baak (33) aus Kiel leidet an Mukopolysaccharidose Typ 4, einem seltenen Gendefekt. Doch ein Leben im Rollstuhl und eine 24-Stunden-Beatmung haben ihn nicht davon abgehalten, seinen Fachhochschulabschluss zu machen, eine Ausbildung zum Bürokaufmann abzuschließen und ein Studium der sozialen Arbeit aufzunehmen. Dafür ist er auf Pflege angewiesen. Die übernimmt seit intestine vier Jahren Janine Möller (44).
Oliver lernte die Pflegerin kennen, als er vor vier Jahren seine erste eigene Wohnung bezog. „Innerhalb weniger Tage hatten wir eine echte Vertrauensbasis aufgebaut“, erinnert er sich. Schnell entdeckten sie ähnliche Interessen: Filme, TV-Serien und ungefähr dieselbe Musik.
„Wir waren bei einigen Konzerten und zweimal bei Rock am Ring“, sagt Oliver. Sogar mit Zelt und Feldbetten ausgerüstet – und das trotz Beatmung und Rollstuhl. „Natürlich hatten wir noch andere Pfleger dabei“, sagt er. „Aber Janine hat es mir möglich gemacht.“
Janine unterstützt Oliver im Haushalt, bei der körperlichen Pflege, hilft ihm beim Ausfüllen von Anträgen und Behördengängen. „Und das sogar, wenn sie mal frei hat“, sagt er. „Das ist nicht selbstverständlich.“ Sie haben schon zusammen Weihnachten und Sylvester gefeiert. „Eigentlich machen wir alles, was nicht behinderte Menschen auch machen“, sagt Oliver. „Außer Joggen. Da bin ich raus.“
Anfang 2019 wurden bei Oliver Nierensteine gefunden. Es folgten drei Blutvergiftungen und 14 Operationen. Nach der letzten lag er mehrere Tage im Koma. „Aber jedes Mal battle Janine an meiner Seite und hat mich wieder aufgebaut – sowohl psychisch als auch körperlich.“ Oliver: „Sie ist praktisch mein Herzschrittmacher.“
Nach der Arbeit ist vor der Pflege
Günter Somju (35) aus Ravensburg hat seine Mutter Eva (59) in Dangerous Waldsee für den Bonus vorgeschlagen. „Meine Mutter arbeitet in drei Schichten, weil sie ihre Wohnung abbezahlen muss. Wenn sie aus dem psychiatrischen Krankenhaus heimkommt, ist die Arbeit aber noch nicht zu Ende. Denn zu Hause pflegt sie ihre Eltern. Sie ist verwitwet und macht das ganz allein.“
Eine Stütze, beruflich und privat
Robert Jansen (66) aus Düren hat gleich drei Gründe, Iddrisu Ishaack Banda (36) für den BILD Pflegebonus zu nominieren. „Er ist ein toller und kompetenter Pfleger für meine Frau Gabi, die leider dement ist“, sagt Jansen.
Iddrisu kam 2015 aus Ghana nach Deutschland und arbeitet seit seinem Examen auf der Covid-Station im St. Marien Hospital. „Zusätzlich zu seinem Dienst im Krankenhaus macht er für uns die Verhinderungspflege“, sagt Jansen. „Ich hatte fünf Hüft-OPs, und in dieser schweren Zeit hat er nicht nur meine Frau, sondern auch mich sehr unterstützt.“
Der dritte Grund für die Nominierung: Iddrisu Ishaack Banda wohnt im selben Haus wie Robert Jansen. „Wenn ich ihn in einem Notfall mal anrufe, ist er in zwei Minuten da.“ Und übernimmt sogar kleine Nachbarschaftsdienste, etwa beim Einkaufen.
„Ich bin in einer großen Familie aufgewachsen“, sagt Iddrisu bescheiden. „Ich bin es gewohnt zu helfen, wenn jemand Hilfe braucht.“
Immer im Dienst – in der Klinik und zu Hause
„Ich nominiere meine Mutti Oksana Landes“, schreibt BILD-Leserin Ewa Jakoucha (29) aus Dissen am Teutoburger Wald. Der Grund? „Weil sie jeden Tag als ambulante Pflegehilfskraft ihre Patienten umsorgt – und zu Hause seit sechs Jahren meinen Schwiegervater pflegt. Und weil sie das alles mit so viel Ruhe und Liebe tut.“
„Ich finde es erstaunlich, wie viel sie leistet“, sagt Ewa. „Und wenn mein Stiefvater nach Herzinfarkten, Schlaganfällen und Epilepsie noch reden könnte, würde er sicherlich sagen: Oksana ist die stärkste Frau, die ich je kennenlernen durfte. Trotz der ganzen Coronalage hat sie das Leben für mich so regular wie möglich gestaltet.“
Hilfe zum selbstbestimmten Leben
Dominik Langer (27) aus Bohmte (Niedersachsen) nominierte seine Pflegerin Miriam Grib (23) für den BILD- Bonus. Seit einem Autounfall mit 18 Jahren ist er querschnittsgelähmt und muss beatmet werden. „Dank meiner Pflegerin ist es mir dennoch möglich, allein und selbstbestimmt in meiner eigenen Wohnung zu leben“, sagt Dominik.
„Ich nominiere Miriam Grib, weil sie mich auch in Coronazeiten ins Krankenhaus auf die Intensivstation begleitet, obwohl die Krankenkasse die Stunden dafür nicht finanziert.“
BILD gratuliert den Gewinnern und dankt allen Teilnehmern fürs Mitmachen!
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