Heute soll erneut ein Versuch unternommen werden, einen Rettungskorridor aus der umkämpften Stadt zu einzurichten.
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)
New York Russische Truppen haben in der Nacht auf Samstag nach ukrainischen Angaben mehrere Großstädte im Süden des Landes mit Raketen beschossen. In der Stadt Dnipro seien zwei oder drei schwere Explosionen zu hören gewesen, berichtete das Portal „Ukrajinska Prawda“ unter Berufung auf die Gebietsverwaltung.
Die Umgebung der Stadt Krywyj Rih wurde demnach mit Raketenwerfern beschossen. Dabei sei eine Tankstelle in Model geraten, teilte der Chef der örtlichen Militärverwaltung, Olexander Wilkul, mit. Seinen Angaben nach setzten die russischen Kräfte Mehrfachraketenwerfer vom Typ Grad (Hagel) ein.
Wie alle Berichte aus den Kampfzonen waren die Angaben nicht unabhängig überprüfbar. Wilkul sagte, der Kreis Krywyj Rih und das Verwaltungsgebiet Dnipropetrowsk insgesamt seien stabil in der Hand der ukrainischen Armee.
Russische Truppen haben ukrainischen Angaben zufolge auch eine Stadt unweit der Hafen-Metropole Odessa mit Raketen beschossen. Die Russen hätten von der 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim aus drei Iskander-Raketen abgefeuert, schrieb der Chef der Regionalverwaltung, Maxym Martschenko, am Freitagabend auf Telegram. Es habe Verletzte gegeben. Weitere Particulars nannte er nicht.
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Odessa mit seinem Hafen am Schwarzen Meer gilt als strategisch wichtige Stadt. Am Dienstag battle bereits die rund 130 Kilometer nordöstlich gelegene Stadt Mykolajiw heftig beschossen worden, die bislang für die russischen Truppen den Landweg nach Odessa blockiert.
Konvoi des Roten Kreuzes will erneut Zivilisten aus Mariupol evakuieren
Ukrainischen Angaben zufolge ist es zu einem weiteren Gefangenenaustausch mit Russland gekommen. Die russische Seite habe 86 ukrainische Soldaten aus der Kriegsgefangenschaft freigelassen, teilt ein Regierungsvertreter mit. Wie viele Russen im Gegenzug auf freien Fuß gesetzt wurden, battle zunächst nicht bekannt. Der Austausch sei das Ergebnis der andauernden Friedensverhandlungen gewesen.
Ein Konvoi des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK) wird am heutigen Samstag einen erneuten Versuch unternehmen, Zivilisten aus der belagerten Hafenstadt Mariupol zu evakuieren. Am Freitag musste das IKRK-Staff eine Rettungsaktion abbrechen, bei der ein Konvoi mit 54 ukrainischen Bussen und Privatfahrzeugen aus der Stadt geleitet werden sollte.
Die Evakuierung aus Mariupol sei von beiden Seiten genehmigt worden, so das IKRK in einer Erklärung. Wichtige Particulars wie der genaue Zeitplan und der Bestimmungsort des Konvois müssten noch ausgearbeitet werden.
Ukrainische Luftwaffe: Weiterhin die Lufthoheit
Die ukrainische Luftwaffe sieht nach Angaben ihres Kommandeurs trotz schwerer russischer Angriffe den Himmel über der Ukraine weiter in ihrer Hand. „Der Feind hat den ukrainischen Himmel nicht kontrolliert und kontrolliert ihn nicht“, sagte Generalleutnant Mykola Oleschtschuk. Der Generalstab in Kiew veröffentlichte die Äußerungen am Freitagabend auf Facebook.
Russland habe nach dem Angriff am 24. Februar versucht, die ukrainische Luftwaffe auszuschalten. Dies sei nicht gelungen. Mittlerweile greife die russische Luftwaffe weniger mit Flugzeugen an, sondern bombardiere aus der Distanz mit Raketen. Oleschtschuk forderte von Verbündeten der Ukraine modernere Waffen, darunter Jagdflugzeuge und Flugabwehr-Raketensysteme mittlerer und großer Reichweite. Die Waffen könnten auch ausländischer Bauart sein.
Nach Angaben der Ukraine habe das Land weiterhin die Hoheit über den ukrainischen Luftraum.
Die Aussagen des Generalleutnants zur verbliebenen Stärke der ukrainischen Luftwaffe waren nicht unabhängig überprüfbar. Seine Truppe hat Verluste erlitten. Oleschtschuk äußerte sich aber an dem Tag, an dem zwei mutmaßlich ukrainische Hubschrauber ein Tanklager in der russischen Stadt Belgorod in Model geschossen hatten.
Präsident Wolodimir Selenski hatte zu Beginn des Kriegs mehrfach gefordert, die Nato solle eine Flugverbotszone über der Ukraine einrichten. Die Nato lehnte dies ab, um Kämpfe zwischen Flugzeugen Russlands und des westlichen Bündnisses zu vermeiden.
Weitere aktuelle Berichte zur Krise:
Warnung an Kollaborateure
Präsident Selenski hat zudem Ukrainer im russisch kontrollierten Süden des Landes gewarnt, keine Posten in dem Besatzungsregime anzunehmen. In einer Videoansprache nannte er solche Leute Gauleiter wie bei den Nationalsozialisten. „Meine Botschaft an sie ist einfach: Die Verantwortung für die Kollaboration ist unausweichlich.“ Nach ukrainischen Angaben versucht Russland, in den besetzten Gebieten moskautreue Verwaltungen aufzubauen.
Die prorussischen Separatisten im Gebiet Luhansk teilten unterdessen mit, der Bürgermeister der Stadt Rubischne sei zu ihnen übergelaufen. Bürgermeister Serhij Chortyw habe die ukrainischen Truppen aufgerufen, die Waffen niederzulegen. Rubischne ist im Verwaltungsgebiet Luhansk die achtgrößte Stadt und hatte vor dem Krieg etwa 60.000 Einwohner. Die Stadt battle bislang nicht in der Hand der Separatisten. Kiewer Politiker drohten Chortyw Vergeltung an.
Der ukrainische Präsident Selenski hat die Menschen im russisch kontrollierten Süden des Landes aufgerufen, keine Posten in dem Besatzungsregime anzunehmen.
Ein Generalmajor der Reserve vom ukrainischen Geheimdienst SBU wurde festgenommen bei dem Versuch, sich verbotenerweise nach Ungarn abzusetzen. An der Grenze habe er sich als Gefreiter ausgegeben, teilte das Staatliche Ermittlungsbüro mit. In der Nacht zu Freitag hatte Selenskyj mitgeteilt, er habe zwei Brigadegeneräle des SBU degradiert. Er nannte sie Verräter, genaue Gründe nannte er nicht.
Pentagon: Weitere 300 Millionen US-Greenback für Waffen an die Ukraine
Das US-Verteidigungsministerium will der Ukraine weitere Waffen im Wert von 300 Millionen Greenback (270 Millionen Euro) zukommen lassen. Unter anderem soll das neue Paket verschiedene Drohnen, Raketensysteme, gepanzerte Fahrzeuge, Munition, Nachtsichtgeräte, sichere Kommunikationssysteme, Maschinengewehre, medizinische Güter und die Bereitstellung von kommerziellen Satellitenbildern umfassen, wie das Pentagon am Freitagabend (Ortszeit) mitteilte.
Die US-Regierung hat der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs bereits Militärhilfen und Waffenlieferungen im Wert von 1,65 Milliarden US-Greenback zugesagt. Seit Anfang vergangenen Jahres summieren sich die US-Hilfen auf 2,3 Milliarden Greenback.
Die vom Pentagon angekündigten neuen Waffenlieferungen dürften allerdings etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Bei dem Vorgang handelt es sich nicht um die Übergabe von Waffen und Systemen, die bereits im US-Besitz sind, sondern um Aufträge an die Hersteller. Der Schritt stelle „den Beginn eines Prozesses dar, um den ukrainischen Streitkräften neue Fähigkeiten zukommen zu lassen“, hieß es.
Die Area ist in der Nacht erneut durch Raketen angegriffen worden.
(Foto: IMAGO/ANE Version)
Parallel werde weiter mit den Verbündeten gearbeitet, um der Ukraine weitere Waffenlieferungen zukommen zu lassen. „Die Vereinigten Staaten werden weiterhin alle verfügbaren Mittel einsetzen, um die ukrainischen Streitkräfte angesichts des russischen Angriffs zu unterstützen“, teilte das Pentagon mit. Der US-Kongress hatte erst im März einen Haushalt beschlossen, in dem bis Ende September 13,6 Milliarden Greenback humanitäre, wirtschaftliche und militärische Hilfe für die Ukraine vorgesehen sind.
Einem Medienbericht zufolge wollen die USA darüber hinaus zusammen mit Verbündeten Panzer aus sowjetischer Produktion an die Ukraine liefern. Diese sollten die Verteidigung in der Donbass-Area stärken, schreibt die „New York Instances“ unter Berufung auf einen US-Beamten. Die Panzer sollten bald dorthin gebracht werden. Der zitierte Beamte sagte nicht, um wie viele Panzer es sich handelt und aus welchem Land sie kommen. Das US-Verteidigungsministerium lehnte einen Kommentar ab, das US-Präsidialamt gab zunächst keine Stellungnahme ab.
Das wird heute wichtig
Die diplomatischen Bemühungen rund um den Krieg in der Ukraine sollen auch am Samstag weitergehen. Die US-Spitzendiplomatin Victoria Nuland kommt nach Europa, um die Reaktion auf das russische Vorgehen abzustimmen. Stationen ihrer Reise bis zum 9. April sollen Frankreich, Deutschland, die Türkei, Griechenland und Zypern sein, wie das US-Außenministerium mitteilte.
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