München Die deutschen Maschinenbauer sind mit viel Schwung ins neue Jahr gekommen. „Viele Hersteller sind schon für das ganze Jahr 2022 ausgebucht“, sagte Karl Haeusgen, Präsident des Branchenverbands VDMA, dem Handelsblatt. Der Verband rechne trotz aller wirtschaftlichen und geopolitischen Risiko wieder mit einem Produktionsplus von sieben Prozent.
Im vergangenen Jahr stiegen die Auftragseingänge laut neuen VDMA-Zahlen vom Donnerstag um actual 32 Prozent. Damit übertrafen die Unternehmen sogar wieder das konjunkturell gute Jahr 2018. „Es lief noch besser als wir erwartet hatten“, sagte Haeusgen.
Die Folge ist ein Rekordauftragsbestand. Im Schnitt reichte dieser Ende November, als er zuletzt erhoben wurde, 10,9 Monate. Ein Abflauen des Booms konnte der VDMA bislang nicht feststellen. Im Dezember legten die neuen Bestellungen bei den Maschinen- und Anlagenbauern trotz des schon guten Vorjahresniveaus um 21 Prozent zu.
Gute Nachrichten gibt es derzeit auf breiter Entrance. So ist zum Beispiel der Maschinenbauer Dürr mit einem Rekordauftragsbestand ins neue Jahr gestartet. „Die Voraussetzungen für eine deutliche Umsatzsteigerung in 2022 sind additionally intestine, konkret wollen wir das Vor-Corona-Niveau von 2019 übertreffen“, sagte Dürr-Chef Jochen Weyrauch dem Handelsblatt.
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Auch Gea-CEO Stefan Klebert sagt: „Wir schauen mit intestine gefüllten Auftragsbüchern und unseren Wachstumshebeln – wie Nachhaltigkeit, Innovationen und digitale Lösungen oder auch New Meals – optimistisch auf 2022.“
Es gibt gleich eine Reihe von Treibern für die Branche. Wegen des Traits zur Elektromobilität sei der Bedarf an Produktionstechnik in der Autobranche groß, sagte Dürr-Chef Weyrauch.
Zudem sollen in Europa im Zuge des Elektrobooms große Produktionskapazitäten für Batteriezellen entstehen. „Mit unseren Produktionslinien für die Zellbeschichtung verfügen wir über eine effiziente Schlüsseltechnologie für die neuen Batteriefabriken“, sagt Weyrauch. Ein wichtiger Treiber sei zudem das Thema Nachhaltigkeit.
Doch gleichzeitig gibt es so viele Herausforderungen wie selten.
Komponentenmangel und Lieferschwierigkeiten
So trifft die Branche die weltweite Teileknappheit. „Die Maschinenbauer sind meist etwas weniger stark betroffen als zum Beispiel die Autoindustrie, einzelne Firmen trifft es aber ebenso hart“, sagte Haeusgen. Gerade mittelständischen Unternehmen bräuchten oft kleinere Mengen – und könnten sich dann Teile auch einmal auf dem Spotmarkt organisieren. Zudem hätten viele Mitgliedsfirmen Maßnahmen ergriffen und zum Beispiel ihre Lieferketten diversifiziert.
Auch für Dürr-Vorstandschef Weyrauch bleibt die Verfügbarkeit ein Drawback. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Auswirkungen daraus zu begrenzen, und erwarten, dass sich die Scenario im zweiten Halbjahr verbessert.“
Gea-Vorstandschef Klebert ist ebenfalls vorsichtig optimistisch, dass man die Probleme in den Griff bekommt. Mit „entsprechender Risikominimierung bei den Lieferengpässen sowie Gegenmaßnahmen zur Bewältigung des Kostenanstiegs“ gehe man die Themen proaktiv an.
Laut Haeusgen können viele Maschinenbauer die gestiegenen Einkaufspreise an die Kunden weitergeben. Es sei aber wichtig, dass die Tarifparteien sich auf nur reasonable Lohnerhöhungen einigen, um die Inflation in den Griff zu bekommen.
Die gestiegenen Energiepreise sind dagegen für viele Maschinenbauer ein überschaubares Drawback. „Die Energiekosten machen für die Unternehmen im Schnitt nur ein Prozent der Bruttowertschöpfung aus“, sagt VDMA-Konjunkturexperte Olaf Wortmann.
Risiko China
Genau blicken die Maschinenbauer derzeit auf China. „Früher hat man gesagt, China ist eine große Probability für die Maschinenbauer mit kleinen Risiken“, sagt Haeusgen. „Heute ist es eher umgekehrt.“ Das Wachstum hat sich in dem Land abgeschwächt, im vierten Quartal 2021 wuchs die chinesische Wirtschaft nur noch um vier Prozent. Das warfare der schwächste Wert seit anderthalb Jahren.
Durch die rigide Coronapolitik könnte sich das Wachstum weiter abschwächen. „Für 2022 rechnen wir in China mit einer flacheren Entwicklung“, sagt Haeusgen. In der Baubranche merke man zum Beispiel die Folgen der Probleme des Immobilienkonzerns Evergrande. „Die Nachfrage nach Baggern und Betonpumpen ist gesunken.“
Zudem leiden immer mehr deutsche Unternehmen unter der Abschottung des Landes. In einer Umfrage der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK) gab mehr als ein Drittel der deutschen Unternehmen mit Geschäften in China an, dass man gegenüber heimischen Unternehmen benachteiligt werde. Ein Jahr zuvor waren es nur 20 Prozent. VDMA-Präsident Haeusgen appelliert: „Wir müssen unbedingt auf offene Märkte und freien Handel dringen. Für unsere Unternehmen ist das existenziell.“
Forderungen an die Bundesregierung
Angesichts der großen Herausforderungen fordert die Branche von der Bundesregierung, die Innovationskraft der Wirtschaft zu stärken. „Wir brauchen gute Rahmenbedingungen für die Entwicklung und Vermarktung nachhaltiger Technologien“, sagte Dürr-Chef Weyrauch.
Die deutsche Industrie sei stark darin, energiesparende und emissionsarme Produktionsanlagen zu entwickeln. „Diese Probability müssen wir nutzen, und dafür brauchen wir das, was die Ampel im Koalitionsvertrag versprochen hat: mehr Tempo, mehr Digitalisierung, mehr Innovationsförderung und weniger Bürokratie.“
VDMA-Präsident Haeusgen erhofft sich von der neuen Bundesregierung vor allem eine Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren. „Mir scheint, der Wille ist da, auch einmal in Konflikte zu gehen.“
Bei der Arbeitsmarktpolitik fehlt ihm aber die Bereitschaft dazu. Die Maschinenbauer müssten oft schnell auf Marktschwankungen reagieren. Dafür brauche man auch Flexibilität bei der Personalpolitik. Leiharbeit und befristete Beschäftigungsverhältnisse dürften nicht weiter erschwert werden.
Auch Gea-Chef Klebert sieht große Herausforderungen für die Politik. „Zum einen könnte der fehlende Nachwuchs sowie der Fachkräftemangel eine Bremse für das Wachstum unserer Branche bedeuten und zum anderen muss der Standort Deutschland baldmöglichst in Sachen digitale Transformation und Infrastruktur aufholen.“
Auch mit Blick auf den Klimawandel müssen man „im Interesse einer lebenswerten Zukunft entschieden handeln.“ Dabei könne aber auch die Wirtschaft – und gerade der Maschinen- und Anlagenbau – durch revolutionary technologische Lösungen Beiträge für mehr Nachhaltigkeit leisten.
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