Frankfurt Seit dem Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union (Brexit) hat sich der Finanzplatz Luxemburg vor allem um die Ansiedlung neuer Fondsgesellschaften bemüht. Damit hatte das Herzogtum auch 2021 Erfolg: Im vergangenen Jahr hat die luxemburgische Finanzaufsicht 77 neue Lizenzen für Finanzdienstleister vergeben.
Das Gros der Lizenzen ging an Various Investmentfondsmanager (AIFMs). Das geht aus einer Mitteilung von Luxembourg for Finance (LFF) , der Agentur für die Entwicklung des Finanzplatzes Luxemburg, hervor, die dem Handelsblatt vorab vorlag.
Kleinere Various Fonds, deren verwaltetes Vermögen unter einem bestimmten Schwellenwert bleibt, erhielten 41 Lizenzen. Hinzu kamen elf Lizenzen für normale AIFMs. Daneben erhielten auch sechs Investmentfirmen und sieben Rückversicherungsunternehmen eine Zulassung der Aufsicht.
„Ein kleinerer Teil der zusätzlichen Ansiedlungen, insbesondere im Bereich der Supervisor alternativer Investmentfonds, geht möglicherweise noch direkt auf Verlagerungen zurück, die nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU erforderlich waren“, sagt LFF-Chef Nicolas Mackel.
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„Aber insgesamt zeigt die Entwicklung vielmehr die Put up-Brexit-Realität“, betont Mackel. Darunter versteht er, dass Unternehmen, die den EU-Binnenmarkt bedienen wollen, eben nicht mehr London als Standort wählen. „Sie lassen sich nun eher in Finanzzentren innerhalb der Union nieder, unter anderem bei uns in Luxemburg.“
Constructive Auswirkungen auf Arbeitsmarkt
Das verwaltete Vermögen in Luxemburger Investmentfonds stieg im Vergleich zum Vorjahr um 17,8 Prozent auf 5,85 Billionen Euro. Knapp die Hälfte dieses Wachstums kam durch den Zufluss neuer Investorengelder zustande. Darüber hinaus sorgte die optimistic Entwicklung an den Finanzmärkten für das Volumenwachstum.
Diese Entwicklungen haben sich auch positiv auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt: Die Zahl der Arbeitsplätze in Finanz- und Versicherungsinstituten in Luxemburg lag zur Jahresmitte 2021 etwa um drei Prozent über ihrem Vorjahreswert.
Die Zahlen aus Luxemburg sind ein Beispiel für die unterschiedlichen Strategien, die die großen Finanzplätze der EU seit dem Brexit verfolgen: Luxemburg hat sich auf Fonds und Versicherungen konzentriert, Paris kristallisiert sich als wichtigstes Handelszentrum heraus, Frankfurt ist der Sitz von besonders vielen Europazentralen internationaler Banken geworden. Gerade erst bündelte JP Morgan drei EU-Töchter in Frankfurt.
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Frankfurt sicherte sich vor Kurzem außerdem den Sitz des Worldwide Sustainability Requirements Board. Die Organisation soll worldwide anerkannte Requirements dafür entwickeln, wie Unternehmen über Nachhaltigkeit berichten.
Ein Monopol auf nachhaltige Anlagen hat sich die deutsche Mainmetropole damit aber nicht gesichert: Bei nachhaltigen Fonds hat Luxemburg die Nase vorn: „Schon heute ist Luxemburg weltweit das größte Zentrum für ESG-Fonds und steht für 44 Prozent des zum Ende des ersten Halbjahrs 2021 insgesamt in europäischen ESG-Fonds (Artikel 8 und Artikel 9) verwalteten Vermögens“, heißt es in der Mitteilung.
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