In den Fußballstadien protestieren Fans gegen den Hannover 96-Boss. Bei „Hart, aber fair“ traf Martin Kind auf einen Fan-Vertreter. Er reagiert auf dessen Anschuldigungen.
Viele Fußballfans sind sich derzeit sicher: Hannover 96-Boss Martin Kind hat bei einer geheimen Abstimmung über den Einstieg eines Investors in den deutschen Profi-Fußball mit „Ja“ gestimmt. Am Montagabend versuchte sich Louis Klamroth bei „Hart, aber fair“ daran, ihm die Wahrheit zu entlocken.
Von Erfolg war diese Bemühung allerdings nicht gekrönt. An Spekulationen darüber, wer wie gestimmt habe, wolle er sich nicht beteiligen, stellte Kind klar. Dass Vertreter vieler Vereine ihr Votum im Nachhinein öffentlich gemacht haben, lehne er ab.
- Martin Kind, Geschäftsführer Hannover 96
- Kevin Kühnert, SPD-Generalsekretär
- Ariane Hingst, Ex-Fußballprofi, Geschäftsführerin Sport FC Viktoria Berlin
- Markus Babbel, Ex-Fußballprofi
- Thomas Kessen, Fanverband „Unsere Kurve“
- Mia Guethe, Sportjournalistin
- Nico Heymer, Podcaster, Manager Calcio Berlin in der Baller League
- Marcus Bark, Sportschau-Reporter
- Christoph Breuer, Professor an der Sporthochschule Köln
„Ich habe ein anderes Demokratieverständnis, ich habe auch ein anderes Verständnis für Spielregeln“, erklärte der Hannover 96-Boss. Auch deutete er an, dass einige Vereine in dem Votum der Deutschen Fußball Liga (DFL) nur „vermeintlich“ mit „Nein“ gestimmt haben könnten.
Hat Kind gegen den Willen seines Verein gehandelt?
Bei der Abstimmung der 36 Proficlubs über den Deal der DFL war die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit nur knapp zustande gekommen. Damit wurde entschieden, dass die DFL für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen von einem Finanzinvestor eine Milliarde Euro kassieren darf.
Kind wird vorgeworfen, gegen die 50+1-Regel verstoßen zu haben und anders als von seinem Verein gewollt, mit „Ja“ gestimmt zu haben. Bei Fan-Protesten in der Bundesliga wurde er deswegen zu einer zentralen Figur.
Bereits seit Wochen demonstrieren Fans in Stadien gegen den geplanten Investoren-Einstieg. Zahlreiche Spiele mussten bereits mehrfach unterbrochen werden und standen teilweise sogar kurz vor dem Abbruch.
„Selbst wenn es so wäre, was änderte es?“
Der Sprecher des Fanverbands „Unsere Kurve“ gab sich mit Kinds Schweigen auf die Frage nach seinem Votum am Montagabend nicht zufrieden.
„Herr Kind hat gerade die Möglichkeit sehr einfach, sehr viel Schaden vom deutschen Fußball abzuwenden“, erklärte Thomas Kessen. „Wir reden darüber, ob Herr Kind mit ‚Ja‘ oder mit ‚Nein‘ gestimmt hat und ob er sich an die Weisung des Vereins gehalten hat“, führte er aus.
„Selbst wenn es so wäre, was änderte es?“, hakte Kind ein. Indem er die Frage beantworte, könne er für Gewissheit sorgen, entgegnete Kessen.
Fanvertreter Kessen kritisierte, dass es dem DFL-Plan an „demokratischer Akzeptanz“ fehle. „Insbesondere aufgrund ihres Verhaltens und ihrer Rumeierei in der Diskussion danach“, warf er Kind vor.
Die Antwort des Hannover 96-Boss fiel knapp aus: „Ja, ok, ich nehme zur Kenntnis!“
Kühnert fordert ein neues Votum
Kritik erntete Kind außerdem von SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert, der in der Runde saß, weil er ein passionierter Fußballfan ist. Im deutschen Fußball gebe es derzeit ein Legitimitätsproblem, erklärte Kühnert.
Fans könnten nicht sicher sein, dass bei der DFL-Entscheidung hinter verschlossenem Vorhang alle Spielregeln eingehalten wurden, so der Politiker. „Das ganze Gespräch mit ihnen bis hierhin ist Ausdruck davon“, legte Kühnert in Richtung Kind nach.
Deswegen gelte es nun Legitimität wieder neu herzustellen, so der Sozialdemokrat. Eine Möglichkeit dafür wäre ein neues, offenes Votum.
Was er denn von einer neuen, nicht geheimen Abstimmung halte, wollte Klamroth von Kind wissen. „Ich bin da offen für“, antwortete der. Besondere Gedanken, dass es so weit komme, mache er sich jedoch nicht.
„Wie würden Sie bei einer offenen Abstimmung abstimmen?“, versuchte der Moderator sein Glück erneut. „Warten wir doch ab!“, entgegnete Kind. Er verstehe die Diskussion um ein erneutes Votum nicht, schließlich stehe doch sowohl das Ergebnis als auch die Entscheidung bereits fest.
Kind äußert sich zur Fadenkreuz-Darstellung
Einig waren sich Kühnert und Kind an anderer Stelle. Und zwar als es um Proteste ging, die den Hannover 96-Boss persönlich ins Visier nahmen: Zuletzt hatten wütende Fans seines Vereins Plakate mit Kinds Gesicht hinter einem roten Fadenkreuz gezeigt.
„Solche Ausdrucksweisen, das geht überhaupt gar nicht“, sagte Kühnert über den Vorfall. „Ich fühle mich als Fan durchaus solidarisch mit dem Protest und seinem Grundgedanken“, stellte er klar. Der Konflikt ließe sich aber auch ohne derartige Abbildungen gut führen.
Wie er persönlich derartige Aktionen der Fans denn wahrnehme, wollte Klamroth von Kind wissen. Als belastend empfinde er die Anfeindungen nicht erklärte der. „Ich nehme das kaum noch zur Kenntnis“, so der Hannover 96-Boss.
Mit Blick auf die Fadenkreuz-Darstellung bemerkte er: „Das ist natürlich nicht akzeptabel.“