Das Tierheim Berlin sucht nicht nur für gesundeTiere ein Zuhause. Eine Frau berichtete t-online von ihren Erfahrungen mit einer Katze, die sie beim Sterben begleitete.
Ein sterbenskrankes Tier aufzunehmen bedeutet, ein Lebewesen auf seinem letzten Weg zu begleiten, ihm Liebe zu schenken und es nicht im Tierheim sterben zu lassen. Es bedeutet aber auch zu wissen, dass das Tier leidet, dass die gemeinsame Zeit sehr begrenzt ist und dass es Abschiedsschmerz geben wird. All das wusste Anni, die mit ihrer Familie eine todkranke Katze aus dem Tierheim Berlin aufnahm. Und trotzdem hat sie es getan.
Anni weiß, was es heißt, ein geliebtes Haustier zu verlieren. Ihre Katze Lilly starb nach 14 Jahren, ihr Kater Luigie nach 15 Jahren, erzählt sie im Gespräch mit t-online. Die Trauer war so groß, dass die Familie zunächst kein Haustier mehr haben wollte. Doch dann stieß Annis Tochter im Internet auf den alten und kranken Kater Devel, für den das Tierheim Berlin einen Hospizplatz suchte.
Anni nahm mit dem Tierheim Kontakt auf. Schließlich wurde sie eingeladen, Devel persönlich kennenzulernen. Der Vierbeiner lag isoliert von den anderen Katzen in der Krankenstation. „Uns wurde vorher erklärt, welche Krankheiten Devel hat und welche Medikamente er braucht“, erzählt Anni. Als der Kater sie und ihre Tochter kennengelernt und sichtlich ins Herz geschlossen hatte, durften sie ihn am mit nach Hause nehmen – auf seine letzte Reise.
„Dieser Moment zerreißt einen einfach“
Bevor Anni Devel aufnahm, musste er sich durchs Leben kämpfen. Er kam aus einer Beschlagnahmung ins Tierheim, war krank und unterernährt. Außerdem war er taub. Ein immer größer werdender Tumor machte ihm das Leben zusätzlich schwer. Fast drei Monate lang lebte Devel bei Anni. Am 7. Januar tat er seinen letzten Atemzug. „Trotz der Behandlung im Tierheim hat Devel nicht mehr gefressen und sich in seiner Höhle versteckt“, erzählt Anni. Ein letztes Mal kam er heraus und drückte seinen Kopf an ihr Gesicht. „Ich wusste, was das bedeutete. Seine Zeit war gekommen“, erinnert sich die Katzenliebhaberin an die letzten Momente mit Devel.
Der Besuch beim Tierarzt bestätigte Annis Vorahnung: Der Kater konnte nicht mehr aufgepäppelt werden. Die Pflegefamilie musste ihn gehen lassen. „Dieser Moment zerreißt einen einfach“, erinnert sich Anni. „Aber man kann daran denken, dass er sich nicht mehr quälen muss, dass er endlich keine Schmerzen mehr hat und dass es ihm jetzt besser geht.“
Wer ein todkrankes Lebewesen aufnimmt, braucht Nerven wie Drahtseile, denn die Sorge um das Tier ist allgegenwärtig. „Es ist eine Herzensentscheidung“, sagt Anni. Einerseits war sie für einen kranken Kater verantwortlich, der kaum noch fraß und nicht mehr lange zu leben hatte. „Andererseits hat er so viel Liebe zurückgegeben, dass es jede Träne und jeden Schmerz wert war“, weiß Anni.
Hospiztiere im Tierheim Berlin
Hospiztiere sind schwer erkrankte Tiere, egal welches Alters, die ein Zuhause für ihren Lebensabend suchen. Das Tierheim Berlin versorgt die Tiere in ihren Hospizstellen mit Futter, Zubehör und ggf. Medikamenten.
Was sollte eine Dauerpflegestelle bieten? Das Tierheim Berlin weist auf Folgendes hin:
- viel Einfühlungsvermögen, Zuneigung und Geborgenheit
- viel Zeit und Toleranz
- ein ruhiges und gemütliches Zuhause
- regelmäßige Medikamentengaben müssen möglich sein
- Behandlungstermine in der Tierarztpraxis des Tierheim Berlins müssen wahrgenommen werden
- besondere Anforderungen an die Wohnung bestehen bei größeren Hunden
- ein eigenes Auto wäre wünschenswert
- Am Ende steht der Abschied vom Tier. Dem sollte man psychisch gewachsen sein
Tierheim Berlin
Das Tierheim Berlin verfügt über eine Fläche von 16 Hektar und zählt damit zu den größten und modernsten Tierheimen Europas. Rund 1.300 Tiere werden hier jeden Tag versorgt. Das Tierheim verfügt über eine eigene Tierarztpraxis. In unmittelbarer Nähe befindet sich außerdem ein Tierfriedhof und ein Hundeauslaufgebiet.
„Durfte am Ende sein Mensch sein“
Anni hat sich der großen Verantwortung, ein Hospiztier aufzunehmen, gestellt und ihre Zeit dem Kater Devel geschenkt. Heute empfindet sie vor allem Dankbarkeit – „weil ich am Ende sein Mensch sein durfte“, sagt sie. Die kurze, aber intensive Zeit, die sie mit dem Kater verbringen durfte, wird sie nie vergessen. „Danke, dass du deine letzten Tage mit uns verbringen wolltest und damit unser Leben bereichert hast“, richtet Anni liebevolle Worte an den verstorbenen Devel.
Wer sich vorstellen kann, einem kranken Tier eine Hospizstelle zu bieten, soll diesen Fragebogen ausfüllen und ihn an Martina Winkler unter der E-Mail-Adresse [email protected] senden.