In Kiew sollen wohl Granaten in Wohngebiete und Einkaufszonen eingeschlagen sein.
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New York Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist am späten Sonntagabend von mehreren Explosionen erschüttert worden. Nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko wurden bei dem Angriff mehrere Wohnhäuser im Stadtteil Podil beschädigt und in Model gesetzt.
Auch ein Einkaufszentrum sei getroffen worden, es sei ebenso wie eine Reihe von davor geparkten Autos in Flammen aufgegangen. „Rettungsmannschaften und Sanitäter sind bereits vor Ort“, teilte Klitschko auf Telegram mit.
Beim Beschuss der Gebäude im Westen der ukrainischen Hauptstadt sind am späten Sonntagabend mindestens vier Menschen getötet worden. Das teilte der örtliche Zivilschutz auf seiner Fb-Seite am Montagmorgen mit. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.
Russland setzt erneut Kinschal-Rakete ein
Das russische Militär hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums erneut eine Hyperschallrakete des Typs „Kinschal“ in ihrem Krieg gegen die Ukraine eingesetzt. Mit dem Geschoss sei ein Treibstofflager in Kostiantyniwka nahe dem Schwarzmeerhafen Mykolajiw getroffen worden, erklärte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Sonntag. Ein hochrangiger ukrainischer Berater bestätigte den Angriff. Unabhängig prüfen lassen sich die Angaben nicht.
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Russland hat die Rakete in den vergangenen Tagen nach eigenen Angaben wohl zwei Mal eingesetzt. Nach russischen Angaben fliegen die etwa acht Meter langen Raketen extrem schnell und extrem hoch, bleiben dabei aber manövrierfähig. Ihr Ziel zerstören sie mit einem bis zu 480 Kilogramm schweren konventionellen Sprengkopf oder einem nuklearen Sprengkopf.
Russland soll in den vergangenen Tagen zwei Kinschal-Raketen eingesetzt haben.
(Foto: dpa)
Der CDU-Verteidigungspolitiker Johann Wadephul sieht im Einsatz der Rakete im Ukrainekrieg durch Russland auch ein Zeichen an die Nato. „Der Einsatz der Hyperschallwaffe ist ein realer Take a look at vor den Augen der Welt und ein Sign an die Nato: Mischt Euch nicht ein, denn wir sind im Besitz von Waffen, gegen die ihr euch kaum verteidigen könnt“, sagte Wadephul der „Welt“ (Montag). „Leider besteht diese Fähigkeitslücke der Nato, die wir dringend schließen müssen.“ Ulrich Lechte, außenpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion sagte, der Einsatz sei „historisch und eine weitere Eskalationsstufe“.
Auch in der Stadt Sumy in Nordosten der Ukraine scheinen die Probleme nicht abzureißen. In einem Chemiewerk ist am Montagmorgen wohl aus noch unbekannter Ursache hochgiftiges Ammoniak ausgetreten.
Der regionale Militärchef Dmitro Schywytzky schlug unter anderem über Telegram Alarm und appellierte an alle Bewohner im Umkreis von fünf Kilometern um das Chemiewerk, möglichst Keller oder Wohnungen im Erdgeschoss aufzusuchen, um nicht mit dem Ammoniak in Kontakt zu kommen. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen. Das stark stechend riechende Fuel ist leichter als Luft.
Schywytzky machte keine Angaben dazu, wie es zu dem Austritt von Ammoniak in dem Chemiewerk „Sumychimprom“ gekommen warfare. Eine unabhängige Klärung vor Ort warfare nicht möglich. Das russische Militär hatte in der vergangenen Woche der Ukraine vorgeworfen, unter falscher Flagge einen Chemiewaffenangriff auf Zivilisten vorzubereiten.
Kiew lehnt russisches Ultimatum für Mariupol ab
Die ukrainische Führung hat ein vom russischen Militär gestelltes Ultimatum an die Verteidiger von Mariupol zur Kapitulation kategorisch abgelehnt. „Es wird keine Kapitulation, kein Niederlegen der Waffen geben“, sagte Vize-Regierungschefin Irina Wereschtschuk der „Ukrajinska Prawda“ am frühen Montagmorgen. Dies sei der russischen Seite bereits übermittelt worden. Sie forderte vielmehr vom russischen Militär die Öffnung eines humanitären Korridors in die umkämpfte Hafenstadt am Asowschen Meer.
Die ukrainische Führung hat ein vom russischen Militär gestelltes Ultimatum an die Verteidiger von Mariupol zur Kapitulation kategorisch abgelehnt.
(Foto: imago photographs/Ukrinform)
Russland hatte am Sonntag die ukrainischen Truppen in Mariupol aufgefordert, die Waffen niederzulegen und die Stadt am Montagvormittag zu verlassen. Dazu solle zwischen 10.00 und 12.00 Uhr Moskauer Zeit (8.00 bis 10.00 Uhr MEZ) ein Korridor eingerichtet werden, teilte Generalmajor Michail Misinzew am Sonntag nach Angaben der russischen Staatsagentur Tass mit.
Demzufolge schlug Russland der Ukraine einen Plan vor, wonach alle bewaffneten Einheiten der Ukraine die Stadt „ohne Waffen und Munition auf der mit der Ukraine vereinbarten Route verlassen sollten“. Russland bestand demnach auf einer „förmlichen schriftlichen Antwort“ seitens der Ukraine zu den Vorschlägen bis Montagmorgen um 5.00 Uhr Moskauer Zeit (3.00 Uhr MEZ).
Lage in Mariupol weiter dramatisch
Dazu hatte das russische Militär der ukrainischen Seite ein acht Seiten langes Schreiben übermittelt. „Anstatt Ihre Zeit auf acht Seiten Transient zu verschwenden, öffnen Sie einfach einen Korridor“, zitierte Wereschtschuk aus ihrer Antwort an die Gegner.
Die Bewohner von Mariupol befinden sich in einer humanitären Krise mit wenig Lebensmitteln, Wasser und Strom. Kiews Absage des Ultimatums erhöht den Druck auf die europäischen Staats- und Regierungschefs, die Sanktionen gegen Moskau zu verschärfen.
Neue Verhandlungsrunde zwischen Russland und der Ukraine geplant
Unterhändler der Ukraine und Russlands haben für Montag eine neue Verhandlungsrunde per Videoschalte vereinbart. Schon am Morgen wollten die beiden Groups die Gespräche aufnehmen, sagte der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak am späten Sonntagabend der ukrainischen Nachrichtenagentur Unian. „Zuletzt haben Arbeitsgruppen beider Seiten intensiv gearbeitet.“ Am vergangenen Montag waren die bisher letzten Friedensgespräche auf höherer Ebene geführt worden.
Nach Meinung Podoljaks könnten die Verhandlungen mit Moskau über ein Ende des Kriegs noch „mehrere Wochen“ dauern. Allerdings gebe es inzwischen Anzeichen, dass Moskaus Place zuletzt „angemessener“ und realistischer geworden sei. Genauere Angaben dazu machte er nicht.
Moskaus Maximalforderungen beinhalten die Neutralität der Ukraine sowie eine Entmilitarisierung des Nachbarlandes. Außerdem fordert Russland die Anerkennung der Krim als russisches Staatsgebiet sowie die Unabhängigkeit der abtrünnigen sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk.
Die Ukraine hat bisher Kompromissbereitschaft bei den Gesprächen über die Neutralität des Landes signalisiert, fordert aber starke Sicherheitsgarantien des Westens. Zudem besteht Kiew auf territorialer Unversehrtheit.
Letzten Endes besteht der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski darauf, sich direkt mit seinem Widersacher Wladimir Putin zu Verhandlungen treffen. Der Kreml lehnt dies bisher ab.
Biden reist kommende Woche wegen Ukrainekrieg auch nach Polen
US-Präsident Joe Biden will angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine in der kommenden Woche nach Polen reisen. Das Weiße Haus teilte am Sonntagabend (Ortszeit) mit, Biden werde zunächst wie geplant an diesem Donnerstag an den Gipfeln der Nato, der EU und der G7-Staaten in Brüssel teilnehmen.
US-Präsident Joe Biden will angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine in der kommenden Woche nach Polen reisen.
(Foto: IMAGO/MediaPunch)
Am Freitag werde er nach Warschau weiterreisen. Dort sei für Samstag ein bilaterales Treffen mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda geplant. Dabei solle es um die humanitäre Krise gehen, „die der ungerechtfertigte und grundlose Krieg Russlands gegen die Ukraine ausgelöst hat“.
Das Weiße Haus teilte weiter mit, an diesem Montag werde Biden in einer Videoschalte mit Bundeskanzler Olaf Scholz, Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi und dem britischen Premierminister Boris Johnson beraten. Thema der Schalte um 11.00 Uhr (Ortszeit/16.00 MEZ) sei die koordinierte Antwort auf Russlands Angriff auf die Ukraine. Bidens Abflug nach Brüssel ist für Mittwoch geplant.
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In Brüssel werden die Staats- und Regierungschefs der führenden demokratischen Wirtschaftsmächte am Donnerstag zu einem G7-Gipfel zusammenkommen. Der Gipfel ist eingebettet in zwei andere Gipfel in Brüssel am selben Tag: Zuerst tagen die Staats- und Regierungschefs der Nato.
Die Bewohner von Mariupol befinden sich in einer humanitären Krise mit wenig Lebensmitteln, Wasser und Strom.
(Foto: AP)
Auch dabei wird es um den Ukrainekrieg gehen. Am Nachmittag findet ein EU-Gipfel statt. An allen drei Gipfeltreffen nimmt Biden teil. Es ist seine dritte Europareise seit dem Amtsantritt im Januar 2021.
UN-Vollversammlung soll über humanitäre Ukraine-Decision abstimmen
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen soll in Kürze über eine weitere Decision im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine abstimmen. Eine entsprechende Beschlussvorlage mit dem Namen „humanitäre Folgen der Aggression gegen die Ukraine“ wurde am Sonntagabend (Ortszeit) nach Informationen der Deutschen Presseagentur unter den 193 Mitgliedern des größten UN-Gremiums verteilt.
Es wird mit breiter Zustimmung bei einer noch anzusetzenden Abstimmung in den kommenden Tagen gerechnet – Ziel ist Diplomaten zufolge, dass wie Anfang März bei einer Decision in der Vollversammlung erneut mindestens 141 Ja-Stimmen erreicht werden. Die Decision Anfang März hatte Russlands Krieg verurteilt.
Eigentlich hätte eine Decision zur Verbesserung der humanitären Lage in der Ukraine im mächtigeren UN-Sicherheitsrat zur Abstimmung gebracht werden sollen. Ein Entwurf von Frankreich und Mexiko allerdings scheiterte an einer internen Meinungsverschiedenheit vor allem mit den USA darüber, wie stark sich der Textual content gegen Moskau richten sollte.
Eine weitere Vorlage von Russland selbst fand nicht genug Rückhalt, sodass Moskau von der Abstimmung Abstand nahm. Eine Decision im Sicherheitsrat ist völkerrechtlich bindend, ein Beschluss in der Vollversammlung dagegen nicht.
Mit Agenturmaterial
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