Eine Sanierung oder Abwicklung der Financial institution gemäß der Europäischen Bankensanierungs- und Abwicklungsrichtlinie sei nicht im öffentlichen Interesse, hieß es.
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Frankfurt Die von Sanktionen betroffene Europa-Tochter der russischen Sberbank muss den Betrieb einstellen. Die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) hat auf Anweisung der Europäischen Zentralbank (EZB) dem Institut die Fortführung des Geschäftsbetriebs untersagt. Das teilte die FMA in der Nacht zu Mittwoch mit.
Eine Sanierung oder Abwicklung der Financial institution gemäß der Europäischen Bankensanierungs- und Abwicklungsrichtlinie sei nicht im öffentlichen Interesse, hieß es vom Single Decision Board (SRB), der europäischen Abwicklungsbehörde für Banken.
Damit läuft automatisch die Entschädigung der Anleger an, Beträge bis zu 100.000 Euro fallen unter die österreichische Einlagensicherung. Ein Großteil der betroffenen Kunden kommt aus Deutschland. Ob und gegebenenfalls wann ein Insolvenztatbestand erfüllt ist, soll nun ein von der FMA eingesetzter Aufpasser feststellen.
Die Sberbank Europe mit Sitz in Wien ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des größten russischen Geldhauses Sberbank. Sie ist nach eigenen Angaben in acht Ländern Zentral- und Osteuropas tätig und kommt auf eine Bilanzsumme von 13 Milliarden Euro. Das Institut betreut 800.000 Kunden, betreibt 187 Filialen und hat mehr als 3900 Mitarbeiter.
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In den USA steht die russische Sberbank wegen Russlands Angriff auf die Ukraine bereits auf Sanktionslisten, und auch die EU hat schon Sanktionen gegen Banken verhängt, die zu mehr als 50 Prozent dem russischen Staat gehören. Das trifft auf die Sberbank zu.
Die bisherigen Sanktionen hatten bereits am Montag dazu geführt, dass die EZB erklärte, dass die Sberbank Europe sowie ihre kroatischen und slowenischen Ableger zahlungsunfähig sind oder es demnächst sein werden.
„Die Sberbank Europe AG und ihre Tochtergesellschaften mussten aufgrund der Auswirkungen der geopolitischen Spannungen auf ihren Ruf erhebliche Einlagenabflüsse hinnehmen“, erklärte die EZB. „Dies führte zu einer Verschlechterung ihrer Liquiditätslage.“ Es gebe keinen Weg, der eine realistische Likelihood bieten würde, die Liquidität wiederherzustellen.
Kroatischer und slowenischer Ableger werden verkauft
Daraufhin verhängte die österreichische Aufsicht FMA über die in Wien ansässige Europatochter der Sberbank ein Zahlungsmoratorium. Sie durfte demnach „keinerlei Auszahlungen, Überweisungen oder andere Transaktionen durchführen“. Die einzige Ausnahme gab es für Einleger, die zur Sicherung des „nötigsten täglichen Bedarfs“ maximal 100 Euro professional Tag abheben durften. Das Zahlungsmoratorium wäre in der Nacht zu Mittwoch ausgelaufen.
Anders als die Sberbank Europe werden laut SRB sowohl der kroatische als auch der slowenische Ableger verkauft. So übernimmt die kroatische Postbank (HPB) den heimischen Sberbank-Ableger, während der slowenische Ableger von der slowenischen Bankengruppe NLB aufgekauft wird.
Nach den Einschränkungen der vergangenen zwei Tage würden die beiden Banken am Mittwoch wie gewohnt öffnen, ohne dass es zu Beeinträchtigungen für die Kunden komme, teilte der SRB mit.
Mit Agenturmaterial.
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