Eine Schweinedame als erfolgreiche Künstlerin? Pigcasso schaffte vor Jahren den Durchbruch. Jetzt ist das Tier gestorben.
Das berühmte Künstlerschwein Pigcasso aus Südafrika ist im Alter von acht Jahren gestorben. Wie seine Besitzerin Joanne Lefson mitteilte, hatte sich der Zustand des Tieres seit September 2023 rapide verschlechtert. In den vergangenen Jahren habe Pigcasso bereits Symptome von Arthritis gezeigt.
„Anfang Oktober lahmten ihre beiden Hinterbeine aufgrund der Verkalkung ihrer unteren Wirbelsäule, die durch chronische rheumatoide Arthritis verschlimmert wurde; beides sind unheilbare Krankheiten, die in direktem Zusammenhang mit den Manipulationen und Veränderungen stehen, denen Nutztiere in der heutigen industrialisierten Massentierhaltung ausgesetzt sind“, schrieb Lefson in der Mitteilung.
Kunstwerk für 24.000 Euro verkauft
Pigcasso hatte mit seinen Kunstwerken weltweit an Berühmtheit erlangt. Der Name setzt sich aus dem berühmten spanischen Maler Pablo Picasso (1881-1973) und dem englischen Wort „pig“ (zu Deutsch: Schwein) zusammen.
2021 hatte Pigcasso einen Weltrekord aufgestellt: Ein Deutscher kaufte das Gemälde „Wild and free“ („Wild und frei“) für umgerechnet rund 24.000 Euro. Mit seinen Werken eroberte Pigcasso Ausstellungen in Kapstadt (Südafrika), Amsterdam (Niederlande), Hahn-Munden (Deutschland), St. Tropez (Frankreich), London (Großbritannien) und Shanghai und Peking (China). Auch prominente Personen erfreuten sich an der tierischen Kunst: So kaufte etwa US-Schauspieler Ed Westwick („Gossip Girl“) ein Gemälde.
2023 stand das Schwein im Mittelpunkt einer Werbekampagne des Autoherstellers Nissan, 2019 hatte der Uhrenhersteller Swatch eine Uhr veröffentlicht, dessen Ziffernblatt Pigcasso designt hatte. Die Swatch war innerhalb weniger Stunden weltweit ausverkauft.
Schwein lebte auf Gnadenhof
Das Tier war 2016 zu Joanne Lefson auf einen Gnadenhof in Franschhoek, 75 Kilometer östlich von Kapstadt, gekommen. Lefson hatte die Schweinedame aus einer Massentierhaltung gerettet – wenige Wochen, bevor sie zum Schlachthof gebracht werden sollte.
Aber wie kam das Tier zum Malen? „Von dem Moment an, als das Ferkel ankam, fraß oder zerstörte es alles außer einem Pinsel, der in seinem Stall zurückgelassen worden war“, berichtete Lefson auf ihrer Website. Sie sei von dem Interesse des Schweins an dem Pinsel fasziniert gewesen. Sie modifizierte den Pinsel so, dass er in das Schweinemaul passte, und es dauerte nicht lange, bis Pigcasso Kunstwerke auf einer Leinwand schuf.
„Erfolgreichste nichtmenschliche Künstlerin der Geschichte“
Mit den Einnahmen der Gemälde finanziert Lefson teilweise ihren Gnadenhof, auf den sie Tiere holt, die dort ihren Lebensabend verbringen. „Pigcasso hat mit dem Verkauf ihrer Kunstwerke Millionen von Rand (1 Mio. Rand entsprechen circa 49.000 Euro, Anm. d. Red.) eingenommen und ist damit die erfolgreichste nichtmenschliche Künstlerin der Geschichte“, so Lefson.
Auf Instagram widmete die Gnadenhofbetreiberin Pigcasso liebevolle Abschiedsworte. „Dein Leben war einfach außergewöhnlich“, schrieb sie zu mehreren Fotos des Tieres. „Du hast nicht nur die Kunstwelt herausgefordert, Pigcasso, du hast auch Millionen von Menschen dazu inspiriert, Nutztiere als die empfindungsfähigen Individuen anzuerkennen, die sie sind – jedes einzelne von ihnen verdient unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme.“ Abschließend heißt es in dem Beitrag: „Oink on, Pigcasso!“. Zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer bekundeten ihre Anteilnahme.