Der Dax-Abwärtstrend ist noch nicht gebrochen.
(Foto: Marc-Steffen Unger für Handelsblatt)
Frankfurt Die abgelaufene Woche konnte sich für den Dax sehen lassen. Quick sechs Prozent legte er unter dem Strich zu und beendete sie mit einem Stand von 14.413 Punkten. Es battle der größte Wochengewinn des deutschen Leitindex seit November 2020 – einer Zeit, in der die Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid 19 den Anlegern Hoffnung machte.
Seither hat sich die Welt erneut komplett geändert. Corona ist an den Börsen trotz neuer Höchststände der Infektionszahlen in Deutschland in den Hintergrund gerückt. Der seit vier Wochen andauernde Krieg Russlands gegen die Ukraine beherrscht alles.
Der Dax hat seither unter dem Strich zwar nur 1,5 Prozent verloren. Die Schwankungen waren aber extrem. Auf Tagesbasis lagen sie seither zwischen minus vier und plus acht Prozent.
Hinzu kommt: Der Dax befindet nicht erst seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine im Abwärtstrend. Schon zuvor machten die massiv gestiegenen Inflationsraten und die Furcht vor einer Zinswende der Notenbanken den Anlegern Sorgen.
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Seit seinem Allzeithoch von 16.290 Punkten im vergangenen November hat der Dax unter dem Strich quick zwölf Prozent eingebüßt, zwischenzeitlich lag er sogar über 20 Prozent im Minus. Damit trat er laut gängiger Definition in einen Bärenmarkt ein. Der Erholung in der vergangenen Woche messen Strategen deshalb nicht viel Bedeutung ein.
Noch kein Dax-Aufwärtstrend
„Der jüngste Anstieg ist eine Bärenmarkt-Rally“, meint Neil Wilson, Chef-Analyst des On-line-Brokers Markets.com. Bärenmarkt-Rally meint ein Zwischenhoch in einem längerfristigen Abwärtstrend. Auch Uwe Streich, Aktienstratege bei der Landesbank Baden-Württemberg meint: „Rückschläge auf dem Weg zu einem Waffenstillstand sind jederzeit einzukalkulieren.“
Andreas Hürkamp, Aktienstratege bei der Commerzbank, rechnet mit einer „sehr volatilen Schaukelbörse“ am Aktienmarkt. Einen Dax-Aufwärtstrend kann er sich im Umfeld mit
fallenden Wachstumserwartungen, höheren Inflationsprognosen, steigenden Leitzinsen und sich eintrübenden Unternehmensgewinnen zunächst nicht vorstellen.
Dabei werden die Gewinnerwartungen an die Unternehmen nach Ansicht von Hürkamp noch deutlich fallen. Die meisten Unternehmen haben ihre Ausblicke für das laufende Jahr zusammen mit den Geschäftszahlen für 2021 bereits vorgelegt, doch Anpassungen sind wahrscheinlich.
Im Fokus der Anlegerinnen und Anleger dürfte vor diesem Hintergrund in der neuen Woche Daimler Truck stehen. Der Nutzfahrzeughersteller legt am Donnerstag sein endgültiges Zahlenwerk für 2021 vor und dürfte dabei auch einen Ausblick auf 2022 geben.
Daimler Truck und Hannover Rück kommen neu in den Dax
Daimler Truck steht auch deshalb im Blickpunkt, weil die erst im Dezember von Mercedes Benz abgespaltene Nutzfahrzeugsparte am Montag in den Dax der 40 größten Unternehmen aufsteigt. Auch Hannover Rück ist ab Montag Dax-Konzern. Das hatte die Deutsche Börse Anfang des Monats bei ihrer vierteljährlichen Indexüberprüfung bekannt gegeben. Nicht mehr im Dax sind künftig der Kosmetikhersteller Beiersdorf und Siemens Power. Beide notieren künftig im MDax der 50 mittelgroßen deutschen Unternehmen.
>> Lesen Sie hier: Die Auf- und Absteiger in den Indizes im Examine
Aufsteiger im MDax sind der Autovermieter Sixt, der Medienkonzern RTL Group und der Chipzulieferer Siltronic. Platz machen müssen dafür der Autozulieferer Hella, der Medizinsoftwareanbieter Compugroup Medical und der On-line-Gebrauchtwagenhersteller Auto1 Group. Sie steigen in den 70 Unternehmen umfassenden Kleinwerteindex SDax ab.
Neuzugang im SDax ist der IT-Service-Supplier Adesso, der vorher in keinem Index notierte. Weichen muss dafür der Onlinemodehändler International Style Group. Im TecDax der 30 größten Technologieunternehmen ersetzt der Biokraftstoffhersteller Verbio den Solartechnikhersteller SMA Photo voltaic.
Frühindikatoren dürften gesunken sein
Von Seiten der Konjunktur stehen in der neuen Woche vor allem die Frühindikatoren für den März im Blickpunkt, und die werden die Börsen nicht stützen. Am Mittwoch stehen Daten zum Verbrauchervertrauen im Euro-Raum an, am Donnerstag Umfragen zu den Einkaufsmanagerindizes im Euro-Raum und am Donnerstag der deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex. Robert Greil, Chefstratege bei Merck Finck, erwartet „signifikante Rückgänge“ sowohl bei den Verbrauchern als auch bei den Unternehmen.
Auch Christoph Weil, Ökonom bei der Commerzbank, ist mit Blick auf die Stimmungsindikatoren der Wirtschaft skeptisch. Dies erklärt er damit, dass die Unternehmen unter den explodierenden Energiepreisen und den Materials- und Lieferengpässen leiden, die durch den Krieg noch verschärft werden.
Die Dekabank rechnet sowohl beim den Einkaufsmanagerindizes als auch beim Ifo-Index mit einem der historisch „stärksten Einbrüche“. Der Ukraine-Krieg sei schließlich eine Zäsur im Handel mit Russland, aber auch mit Blick auf die Energieversorgung in Deutschland.
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