Düsseldorf Am deutschen Aktienmarkt kommt es am Donnerstag nach zuletzt deutlichen Zuwächsen zu Gewinnmitnahmen. Dennoch zeigt sich der Dax nach der Zinserhöhung in den USA stabil. Am Vormittag liegt der Leitindex 0,4 Prozent im Minus bei 14.380 Punkten.
Alleine am Mittwoch conflict das deutsche Börsenbarometer um mehr als 500 Punkte gestiegen. Seit dem Kriegstief vom 7. März (12.439 Punkte) sind es sogar mehr als 2000 Punkte. Damit rückt das Verlaufshoch während des Ukrainekriegs in den Blick. Seit der russischen Invasion notierte der Dax nie höher als 14.568 Punkte. Auch am Donnerstag setzten in Sichtweite dieser Marke Gewinnmitnahmen ein.
„Die Hoffnung auf Frieden in der Ukraine lockt viele zurück aufs Parkett“, sagte Thomas Altmann, Portfolio-Supervisor vom Vermögensverwalter QC Companions. „Nach dem starken Ausverkauf kommen Aktien jetzt wieder in Mode. Die Zahl der Mutigen wird größer. Andere kaufen auch gar nicht aus Mut heraus, sondern aus der Angst, im Falle eines Friedens die Kursgewinne zu verpassen.“
Stanzl sieht aus technischer Sicht noch weiteres Erholungspotenzial von intestine 400 Punkten, um das neutrale Preisband nach oben auszuschöpfen. „Dann muss die Scenario neu bewertet werden.“
High-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Das deckt sich mit der Einschätzung von Martin Utschneider, Leiter Technische Analyse von Donner & Reuschel. „Für eine spürbare Entlastung müsste der Dax 40 die Marke von 14.980 Zählern überschreiten“, sagt Utschneider.
Heimische Anleger als Kurstreiber
Der Dax ist stark gestiegen, obwohl sich internationale Fondsmanager sich im Zuge des Ukrainekriegs aus der Euro-Zone zurückgezogen haben. Das zeigt die Umfrage der Financial institution of America. Waren im Februar noch netto 30 Prozent der Befragten dort in Aktien übergewichtet, waren es nun nur noch 18 Prozent.
Heimische Investoren bleiben aber investiert, wie eine Umfrage der Börse Frankfurt zeigt. „Der ungebrochene Optimismus bei den heimischen Privatanlegern ist verständlich“, sagt der Verhaltensökonom Joachim Goldberg, der die Umfrage auswertet. „Denn diese bleiben vielfach gezwungenermaßen in ihren immer noch verlustreichen bullishen Positionen gefangen.“
Weniger schlüssig sei hingegen das Stimmungsbild bei den institutionellen Investoren. Die mangelnde Bereitschaft zur Gewinnmitnahme könne ein Indiz dafür sein, dass die dem Optimismus zu Grunde liegenden Engagements eher geringe Volumina aufweisen.
Fed erhöht die Zinsen
Der Dax verarbeitet zudem die Nachricht von Mittwochabend: Die US-Notenbank Fed hat das erste Mal seit Dezember 2018 eine Zinserhöhung bekanntgegeben. Die Notenbanker erhöhen den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 0,25 bis 0,5 Prozent. Im weiteren Jahresverlauf könnten bis zu sechs weitere Zinserhöhungen folgen. Damit würde sich der Leitzins zum Jahresende in einer Spanne von 1,75 bis zwei Prozent bewegen.
Zudem wollen die Währungshüter auf einer der nächsten Sitzungen damit beginnen, ihre auf über neun Billionen Greenback angeschwollene Bilanz abzubauen. Einen konkreten Zeitplan nannten sie nicht. So würden sie dem Markt Liquidität entziehen.
An der Börse kam die Nachricht trotzdem intestine an: Die wichtigsten Indizes Dow Jones und S&P 500 drehten nach dem Zinsentscheid zwar ins Minus, schlossen aber deutlich im Plus. „Noch strotzt die US-Wirtschaft laut Fed-Chef Powell vor Stärke und wird sich von ein bisschen höheren Zinsen schon nicht aus dem Takt bringen lassen“, sagt Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. „Diese Argumentation hat ihm die Börse gestern abgekauft.“
>> Lesen Sie dazu: Erste Erhöhung seit 2018: US-Notenbank leitet die Zinswende ein.
Ölpreis und Greenback
Die Warnung der Internationalen Energieagentur IEA vor Ausfällen russischer Lieferungen treibt den Ölpreis nach oben. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuert sich um knapp drei Prozent auf 100,81 Greenback je Barrel. Der IEA zufolge könnten dem Markt wegen der westlichen Sanktionen gegen Russland ab April drei Millionen Barrel professional Tag fehlen, drei Mal so viel wie ursprünglich erwartet.
Der Greenback profitierte nur kurzzeitig von den höheren Zinsen in den USA. Der Greenback-Index verliert am Donnerstag bis zu 0,3 Prozent auf 98,2890 Punkte. Am Mittwochabend conflict er in einer ersten Reaktion auf den Zinsentscheid ins Plus gedreht. Der Euro notiert am Donnerstag 0,1 Prozent schwächer bei 1,1027 Greenback.
Einzelwerte im Fokus
Die Aktien der Biotechfirma Evotec und des Energieversorgers Uniper steigen um jeweils knapp fünf Prozent. Die Analysten des Brokerhauses Stifel, Nicolaus & Co. stufen Evotec-Papiere auf „Purchase“ von „Maintain“ hoch, kürzen allerdings das Kursziel auf 35 von 37,10 Euro. Ihre Kollegen von der Citigroup ändern die Bewertung für Uniper auf „Purchase“ von „Promote“ und setzen das Kursziel auf 26,60 von 30,80 Euro herunter.
VW: Volkswagen hat den Produktionsstopp wegen des Corona-Lockdowns in drei Werken in der nordostchinesischen Metropole Changchun um einen weiteren Tag verlängert. Die Verlängerung auf vier Tage sei eine Vorsichtsmaßnahme, teilte eine Sprecherin am Mittwoch in Peking mit. Hingegen werde in einem Werk in Schanghai der Betrieb nach zweitägiger Verspätung am Donnerstag wieder aufgenommen. Die Aktie legt 0,9 Prozent zu.
Thyssen-Krupp: Die Titel verlieren im MDax acht Prozent, nachdem der Industriekonzern wegen der wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekriegs einen Teil seiner Jahresziele ausgesetzt hat. Zudem traut sich das Unternehmen keine Prognose zu, ob es eine mögliche Abspaltung des Stahlgeschäfts wirklich umsetzen kann.
SAF Holland: Enttäuscht zeigten sich die Investoren vom Ausblick des Nutzfahrzeugzulieferers SAF-Holland, der seine Aussichten durch den Krieg und die Rohstoffpreise überschattet sieht. Die Papiere brachen um mehr als 13 Prozent ein.
Instone: Ein Gesamtjahresergebnis über den eigenen Zielen gibt Instone Auftrieb. Die Aktien der Immobilienfirma steigen um rund drei Prozent. Das Unternehmen steigerte den Umsatz den Angaben zufolge um rund 63 Prozent auf 783,6 Millionen Euro. Der Nachsteuergewinn habe mehr als doppelt so stark auf 96,9 Millionen Euro zugelegt.
Suse: Die Aktie des Linux-Softwareanbieters verliert mehr als vier Prozent. Zwar wächst das worldwide tätige Unternehmen mit Hauptsitz in Nürnberg weiter, das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) fiel dagegen um 14 Prozent. Das Minus hing unter anderem mit Einmaleffekten durch eine neue Rechnungslegung in Folge der Übernahme der Rancher-Plattform im Vorjahr zusammen. Für 2022 bestätigte Suse seine Prognose.
Grenke: Die auf Leasing von IT und Büroausstattung spezialisierte Firma hat im vergangenen Jahr mehr verdient und will ihre Aktionäre mit einer höheren Dividende an den Zuwächsen beteiligen. Netto stieg der Gewinn 2021 dank eines Verkaufserlöses auf 95 (Vorjahr: 88,4) Millionen Euro, ohne Veräußerungsgewinn lag das Ergebnis bei 72,2 Millionen Euro, wie Grenke mitteilte. Die Aktie zieht um mehr als sieben Prozent an.
Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.