Düsseldorf Nach zwei Handelstagen mit Ausverkaufsstimmung am deutschen Aktienmarkt und einem zwischenzeitlichen Absturz im Dax um mehr als 1000 Punkte in dieser Zeit beruhigt sich die State of affairs wieder. Der deutsche Leitindex steigt mittags um 0,7 Prozent auf 12.924 Punkte. Die Kursschwankungen sind hoch, die Handelsspanne liegt bei rund 430 Zählern mit einem Tageshoch von 13.106 Punkten. Doch die Tendenz ist freundlich, weil das gestrige Jahrestief bislang nicht mehr unterschritten wurde. Den gestrigen Handelstag beendete die Frankfurter Benchmark zwei Prozent im Minus bei 12.834 Punkten und damit 260 Zähler tiefer.
Bereits der gestrige Handelstag hat trotz der Verluste zum Handelsschluss etwas Hoffnung auf eine Bodenbildung gegeben. Dass der Dax nach einem 650-Punkte-Crash zum Auftakt zwischenzeitlich wieder ins Plus drehte, ist ein erstes Indiz, dass die Zahl der Verkäufer allmählich nachlässt, die ihre Aktien ohne Rücksicht auf Verluste oder Bewertungen einfach auf den Markt werfen.
Entsprechend bietet die riesige Handelsspanne vom gestrigen Montag mit über 700 Punkten Orientierung für die kommenden Handelstage. Auf der Unterseite liegt mit 12.438 Punkten das gestrige Tagestief. Jede Notierung darunter wäre ein Zeichen von Schwäche und könnte eine weitere Ausverkaufswelle auslösen. Auf der Oberseite befindet sich mit 13.150 Zählern das gestrige Tageshoch. Selbst ein kurzfristiger Anstieg über diese Marke wäre eine Überraschung und würde so manchen Shortseller, der auf fallende Dax-Kurse gesetzt hat, ins Grübeln bringen.
Ein Blick zurück auf die größeren Bodenbildungen in der Vergangenheit zeigt: Solch ein Prozess dauert ein paar Handelstage. Beim Coronacrash Mitte März 2020 gab es am 16. März mit 8255 Punkten den absoluten Tiefpunkt. Unter hohen Schwankungen wurde dieser Tiefpunkt fünf weitere Handelstage getestet, ohne aber unterschritten zu werden. Erst am 24. März 2020 folgte die Trendwende mit wieder nachhaltigen Kursen über 9000 Punkten. Damals beendete der Leitindex mit 9700 Zählern den Handelstag.
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Ähnlich endete die letzte große Korrektur vor dem Ukrainekrieg, die Ende Oktober/Anfang November 2020 stattfand. Kurz vor der US-Präsidentschaftswahl und der Bekanntgabe des ersten Coronaimpfstoffs rutschte der Leitindex auf 11.457 Punkte ab. Drei Handelstage lang conflict diese Marke das Maß aller Dinge. Am dritten Tag gab der Index sogar weiter nach, mit plötzlich 11.450 Zählern waren sogar weitere Kursverluste wahrscheinlich. Doch es conflict der Auftakt für eine ungebremste Rally bis Ende 2021.
Beide Bodenbildungen und die aktuelle State of affairs im Ukrainekrieg haben eine wichtige Gemeinsamkeit: In allen drei Fällen herrschte beziehungswiese herrscht Ausverkaufsstimmung bei den Anlegern. Die Indikatoren der Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment notieren auch derzeit auf einem extrem negativen Niveau, die als Kontraindikatoren eine bevorstehende Bodenbildung signalisieren. Das Fünf-Wochen-Sentiment hat bereits den Wert von Ende Oktober 2020 unterschritten, liegt aber noch über den Werten während des Coronacrashs.
So zeigt Sentimentexperte Stephan Heibel eine constructive Perspektive auf. „Schon eine Beruhigung der State of affairs in der Ukraine oder zumindest ein paar Tage ohne eine weitere Verschlimmerung würden ausreichen, um die Panikverkäufe zu beenden“, meint er. „Ein Ende der Panikverkäufe würde an den Aktienmärkten umgehend zu einer Gegenbewegung führen.“
Auch für die technischen Analysten von HSBC Deutschland ist die aktuelle Marktphase nicht nur von der Psychologie dominiert, sondern „der Dax befindet sich möglicherweise inzwischen in einer Übertreibungsphase“. Das signalisieren verschiedene technische Indikatoren. Doch auch nach Einschätzung der HSBC-Analysten ist derzeit noch keine Gegenbewegung in Sicht. „Vielmehr geht es zunächst darum, ein neues Marktgleichgewicht zu finden“, meint Jörg Scherer von HSBC Deutschland.
Ölpreis steigt wieder, erreicht aber kein neues Mehrjahreshoch
Die USA wollen die Einfuhr von russischem Öl einem Bloomberg-Reporter zufolge verbieten. Eine Ankündigung könne noch am Dienstag erfolgen, twittert der Reporter der Agentur. Das lässt die Ölpreise wieder deutlich steigen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet 128,75 Greenback, ein Plus von 4,5 Prozent. Die US-Sorte WTU steigt rund vier Prozent auf 124,20 Greenback. Beide Sorten erreichen aber nicht mehr ihre Mehr-Jahres-Hoch vom Vortag.
Am Montag hatte Brentöl ein Dreizehneinhalb-Jahres-Hoch von 139,13 Greenback je Barrel markiert und conflict anschließend auf Berg-und-Tal-Fahrt gegangen. WTI kostet am gestrigen Montag zwischenzeitlich 130,50 Greenback. „Wenn der Krieg nicht aufhört, können die Preise für Brent auf 156 bis 185 Greenback professional Barrel steigen“, sagt Rohstoffexperte Ajay Kedia von Kedia Commodities.
Metallpreise geben wieder nach
Nach einer anfänglichen Preisexplosion an den Metallbörsen am heutigen Dienstag geben die Preise wieder nach. Der Preis für Palladium dreht ins Minus, nachdem er zuvor siebeneinhalb Prozent im Plus gelegen hat. Aluminium, das im Flugzeug- und Automobilbau benötigt wird, legte anfangs mehr als vier Prozent auf 3900 Greenback je Tonne zu. Mittlerweile wird eine Tonne wieder bei 3740 Greenback gehandelt, einem Minus von 2,8 Prozent.
Londoner Metallbörse setzt Handel mit Nickel aus
Nach einem massiven Preisanstieg hat die Londoner Metallbörse LME am Dienstag den Handel mit Nickel „zumindest für den Relaxation des Tages ausgesetzt“. Zuvor hatte der Nickelkurs mit zeitweilig 101.365 Greenback je Tonne (93.038 Euro) einen neuen Rekordstand erreicht.
Hintergrund des Preisanstiegs sind vor allem befürchtete Lieferengpässe infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und der daraufhin verhängten Sanktionen. Russland ist einer der weltgrößten Nickelexporteure. Bedeutsam ist Nickel vor allem für die Veredelung von Stahlprodukten, eine Rolle spielt das Component aber auch bei der Herstellung von Batterien etwa für Elektroautos.
Der Höhenflug der Weizenpreise scheint zumindest vorläufig auszulaufen. Der Mai-Kontrakt steigt am heutigen Dienstag erstmals seit sechs Tagen nicht um den maximal möglichen Betrag, bei dem der Handel eingestellt wird („Restrict-up-Regel“). Gleich zur Eröffnung wurde bei 1363 US-Cent professional Bushel zwar noch ein neues Rekordhoch verzeichnet, danach fiel der Preis aber bis auf 1200 US-Cent zurück. Aktuell notiert er rund zwei Prozent im Plus bei 1320 US-Cent.
Das russische Agrarberatungsunternehmen Sovecon hat seine Prognose für die Weizenexporte Russlands im laufenden Erntejahr 2021/22 um 800.000 auf 33,5 Millionen Tonnen reduziert.
Wegen des Kriegs Russlands gegen die Ukraine suchen immer mehr Anleger Zuflucht im „sicheren Hafen“ Gold. Das Edelmetall gewinnt bis zu 1,1 Prozent und ist mit 2020,80 Greenback je Feinunze so teuer wie zuletzt im August 2020. Derzeit liegt der Preis wieder bei 2010 Greenback.
Kaufen Hedgefonds World-Style-Aktien zurück?
Im Kleinwerteindex SDax lagen wie bereits am Vortag die Papiere aus dem Bereich erneuerbare Energien weit vorn: SMA Photo voltaic, Encavis und die am Montag noch schwache Verbio gewannen zwischen fünfeinhalb und über neun Prozent, Nordex legte um knapp sieben Prozent zu.
SDax-Spitzenreiter conflict der Onlinemodehändler World Style Group, der mit einem Kursplus von mehr als 22 Prozent auf knapp zwei Euro eine fulminante Erholungsrally hinlegte und zumindest den Vortagsverlust mehr als ausbügelte. Seit dem Rekordhoch Anfang 2021 summieren sich die Verluste aber immer noch auf quick 90 Prozent. Das Unternehmen conflict im vergangenen Jahr trotz einer Umsatzsteigerung noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht und traut sich wegen des Kriegs in der Ukraine keinen konkreten Ausblick für 2022 zu.
Diese Rally dürfte auch ein Sign für Hedgefonds gewesen sein, Gewinne mitzunehmen. Denn zuletzt spekulierten drei Hedgefonds auf fallende Kurse bei dem Onlinemodehändler. Ihre sogenannte Leerverkaufsquote betrug zuletzt rund zwei Prozent der frei handelbaren Aktien.
Diese Hedgefonds, auch Shortseller genannt, wetten mit „Leerverkäufen“ auf fallende Kurse. Dafür leihen sie sich gegen eine Gebühr Aktien und verkaufen diese in der Hoffnung, sie vor dem Rückgabetermin günstiger zurückkaufen zu können. Die Differenz ist der Gewinn. Steigt die Aktie unerwartet, machen die Hedgefonds Verlust.
Blick auf die Einzelwerte
Schaeffler: Der Auto- und Industriezulieferer verzichtet wegen des Kriegs in der Ukraine auf eine Prognose. Es sei derzeit nicht möglich, eine fundierte Vorhersage für das Geschäftsjahr 2022 abzugeben, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Schaeffler werde die weitere Entwicklung und die direkten und indirekten Auswirkungen genau beobachten und einen Ausblick geben, sobald das möglich sei. Die Aktie steigt aber um 7,3 Prozent.
Uniper: Der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper vollzieht angesichts der russischen Invasion in die Ukraine in seinem Russlandgeschäft eine Kehrtwende. Uniper wird keine neuen Investitionen in Russland tätigen. Auch an die russische Kraftwerkstochter Unipro würden vorerst keine Mittel überwiesen. Der Ende letzten Jahres eingeleitete Prozess zur Veräußerung von Unipro werde vorerst gestoppt und sobald wie möglich wieder aufgenommen. Zudem werde Uniper eine Wertminderung seiner Darlehen an die Nord Stream 2 AG in Höhe von 987 Millionen Euro vornehmen. Die Aktie steigt um 6,8 Prozent.
BASF: Die Aktie steigt um 2,7 Prozent. Die Deutsche Financial institution hat das BASF-Papier von „Purchase“ auf „Maintain“ abgestuft und das Kursziel von 90 auf 64 Euro gesenkt. Auch wenn die Aktie des Chemieunternehmens sehr werthaltig sei, so nehme der Gegenwind dennoch zu und zugleich gebe es für die kommenden zwölf Monate keine Kurstreiber.
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