In den 1970ern und 1980ern war die Rote Armee Fraktion für Anschläge und 34 Morde verantwortlich. Wer waren die Terroristen und was wollten sie?
Keine Terrororganisation ist in der deutschen Nachkriegsgeschichte so bekannt wie die Rote Armee Fraktion. In den 1970er- und 1980er-Jahren verübten die Linksextremisten mehrere Bombenanschläge, entführten Menschen, die sie als politische Gegner betrachteten, und töteten 34 Menschen.
Welche Ziele verfolgten die RAF-Terroristen? Wer gehörte zu ihnen? Und wie wurden sie zur bedeutendsten Terrorgruppe in Deutschland nach 1945? t-online beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wie begann die Geschichte der RAF?
Zunächst bekannt wurde die RAF als Baader-Meinhof-Gruppe. Nach dem Tod des Demonstranten Benno Ohnesorg im Juni 1967 und dem Anschlag auf den Studentenführer Rudi Dutschke im April 1968 radikalisierten sich Teile der außerparlamentarischen Opposition.
Aus Protest gegen den Vietnamkrieg verübten Andreas Baader, Gudrun Ensslin und zwei weitere 1968 in Frankfurt am Main Brandanschläge auf zwei Kaufhäuser. Die Journalistin Ulrike Meinhof kam während des Gerichtsprozesses mit ihnen in Kontakt. Im Mai 1970 befreiten Meinhof und drei Komplizen Baader gewaltsam aus der Haft in Berlin. Diese Aktion gilt als Geburtsstunde der RAF. Die Gruppe ging in den Untergrund.
Welche Ziele verfolgte die RAF?
Die RAF sah sich als Teil des Klassenkampfes und eines weltweiten Aufstands gegen Imperialismus und Kapitalismus. Ihr Name bezieht sich auf die Armee der kommunistischen Sowjetunion.
Ziel der RAF war die Destabilisierung der Bundesrepublik Deutschland. Ihr Mittel zum Zweck waren Anschläge, Entführungen, Geiselnahmen und Morde – allesamt Teil des von Ulrike Meinhof im Jahr 1971 verfassten Pamphlets „Das Konzept Stadtguerilla“. Darin betonte Meinhof, dass nur die Anwendung von Gewalt ein erfolgversprechendes Mittel zur Umgestaltung der Gesellschaft sein kann. Der „US-Imperialismus“ müsse in allen Gegenden der Welt bewaffnet bekämpft werden.
Wer waren die wichtigsten Mitglieder der RAF?
Die führenden Mitglieder der ersten RAF-Generationen waren Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof. Sie verübten bis Ende 1974 zahlreiche Banküberfälle sowie Bombenanschläge unter anderem auf US-Militäreinrichtungen und deutsche Sicherheitsbehörden. Vier Menschen starben, 41 wurden verletzt. Zuvor hatten sie in Jordanien von der Palästinenser-Organisation Fatah eine militärische Ausbildung erhalten.
1972 nahmen die Behörden die führenden Mitglieder der ersten RAF-Generation fest. Wegen der Festnahme und der daraus folgenden Isolationshaft der Gruppe um Baader, Ensslin und Meinhof entstand die zweite Generation der RAF. Sie strebten bessere Haftbedingungen für die erste RAF-Generation an und in letzter Konsequenz deren Freilassung. Dazu beging die Gruppe um Christian Klar und Brigitte Mohnhaupt Verbrechen wie die Geiselnahme in der deutschen Botschaft in Stockholm. Die Bundesregierung ging nicht auf die Forderung der RAF ein. Zwei Diplomaten und zwei Geiselnehmer starben. Meinhof erhängte sich in ihrer Zelle.
Im Jahr 1982 wurden Klar und Mohnhaupt festgenommen. Die dritte Generation ist namentlich kaum bekannt, sondern führte bis zur Auflösung der RAF 1998 Anschläge und weitere Verbrechen nur als „Kommando-Ebene“ fort.
Was sind die bekanntesten Verbrechen der RAF?
Insbesondere die zweite Generation der RAF führte Terroranschläge und Verbrechen aus, durch die die Terrororganisation bis heute bekannt ist. Neben der bereits erwähnten Geiselnahme in der deutschen Botschaft in der schwedischen Hauptstadt Stockholm blieben primär die Taten im sogenannten „Deutschen Herbst“ im Jahr 1977 noch im kollektiven Gedächtnis der Bundesrepublik.
Generalbundesanwalt Siegfried Buback wurde im April 1977 in Karlsruhe erschossen, Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto im Juli desselben Jahres in Oberursel. In Köln verschleppte ein RAF-Kommando im September 1977 den Arbeitgeber-Präsidenten Hanns Martin Schleyer. Im Oktober kaperten palästinensische Terroristen die Lufthansa-Maschine „Landshut“. Trotz der kaltblütigen Erschießung des Flugkapitäns blieb Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) hart und ließ das Flugzeug von der Grenzschutz-Elitetruppe GSG 9 stürmen. Daraufhin begingen Baader, Ensslin und Raspe Selbstmord. Schleyers Leiche wurde im elsässischen Mühlhausen gefunden.
Die dritte Generation der RAF verübte zwei Attentate mit tödlichem Ausgang, an die man sich heute noch erinnert. Im November 1989 tötete die Explosion eines selbst gebauten Sprengsatzes den Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen.
Im Jahr 1991 erschoss ein unbekannter Täter Detlev Rohwedder, den Chef der Treuhandanstalt, durch ein Fenster, während dieser an seinem Schreibtisch in seinem Düsseldorfer Wohnhaus saß. Am Tatort fanden die Behörden ein Bekennerschreiben, in dem sich die RAF zum Mord bekannte. Wer genau den Treuhandchef erschoss, ist bis heute unbekannt.