Düsseldorf Die drei deutschen Konzerne und Tesla sind weltweit die innovativsten Automobilhersteller. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Middle of Automotive Administration (CAM) in Bergisch Gladbach bei Köln. Die US-Konkurrenten Ford und General Motors finden sich in der Untersuchung im Mittelfeld wieder, japanische Hersteller wie Toyota liegen am Ende der Rangliste.
Das Forschungsinstitut hat sich bei den Autoherstellern die Liste der Innovationen aus den vergangenen drei Jahren angesehen und dafür entsprechende Indexpunkte vergeben. Die drei deutschen Autohersteller können vor allem mit der großen Zahl von Innovationen in ihren Serienfahrzeugen glänzen.
Ein Beispiel dafür ist das „Head-up-Show“, mit dem die Fahrgeschwindigkeit und die Navigation in das Sichtfeld des Fahrers in der Windschutzscheibe projiziert werden. In deutschen Autos ist diese Technik inzwischen zum Normal geworden.
In der CAM-Rangliste liegt Volkswagen vor BMW und Daimler. Die Wolfsburger konnten in den zurückliegenden drei Jahren vor allem mit ihren Innovationen im Bereich der Elektromobilität punkten.
High-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Die Wolfsburger wollen zum Weltmarktführer bei E-Autos aufsteigen und den US-Newcomer Tesla überrunden. BMW ist zuletzt mit neuen Fahrassistenzsystemen aufgefallen, Daimler hat sich besonders beim Infotainment und der Navigation engagiert. Das dafür entwickelte „MBUX-System“ gilt als wegweisend in der Autobranche.
CAM-Professor Stefan Bratzel warnt die deutschen Autohersteller davor, sich auf ihren Erfolgen in Sachen Innovation auszuruhen. Sie müssten sich im internationalen Vergleich zwar nicht verstecken. „Jetzt sollten sich die deutschen Hersteller aber besonders bei der Software program anstrengen“, betont der Hochschullehrer. Im Vergleich zu den Jahren 2016 bis 2018 hätten insbesondere Volkswagen und Daimler etwas an Innovationskraft verloren.
Ein aktuelles Beispiel liefert dafür der VW-Konzern. In China haben die Wolfsburger im vergangenen Jahr deutliche Rückschläge einstecken müssen. Ausgerechnet in der Volksrepublik, dem wichtigsten Einzelmarkt der Wolfsburger, wo sie mit einem Anteil von etwa 20 Prozent der Marktführer sind. Statt der ursprünglich erhofften 80.000 bis 100.000 Exemplare hat Volkswagen im Jahr 2021 nur intestine 70.000 Elektroautos der neuen ID-Modellreihe in China verkauft.
Der wahre Herausforderer bleibt Tesla
Chinesischen Kunden sind die in Deutschland entwickelten E-Modelle nicht trendy und nicht digital genug. Volkswagen muss den Softwareanteil speziell für den chinesischen Markt schnellstens erhöhen, um dort im Wettbewerb mit den wichtigsten Konkurrenten nicht weiter ins Hintertreffen zu geraten.
Die Autoanalysten der Schweizer Großbank UBS halten die für 2022 von Volkswagen geplanten ID-Verkaufszahlen jedoch nicht für besonders ambitioniert. „VW sollte seinen Marktanteil bei Elektroautos so schnell wie möglich auf das bislang in China gewohnte Niveau bringen“, meint UBS-Analyst Patrick Hummel.
Der wahre Herausforderer für die deutschen Autohersteller bleibt Tesla. Das US-Unternehmen kommt auf der CAM-Rangliste auf den vierten Platz und hat seinen Abstand zu den deutschen Herstellern verkleinert. „Tesla setzt in vielen Punkten den Normal“, unterstreicht CAM-Direktor Bratzel. Eigentlich sei es überraschend, dass sich ein solch vergleichsweise kleines Unternehmen so weit vorn in der Innovationsrangliste wiederfinde. Tesla hat im vergangenen Jahr quick eine Million Autos gefertigt, der VW-Konzern etwa neun Millionen.
Tesla ist besonders innovationsstark bei der Software program und bei der Batterietechnik. Die deutschen Autohersteller müssten aufpassen, dass sie den Anschluss nicht verlören, so Bratzel weiter. Wenn Tesla ähnlich viele Tochtermarken wie etwa Volkswagen besäße und auch seine Produktionszahlen noch entscheidend steigere, könnte der US-Hersteller im Innovationsranking eines Tages an den deutschen Autokonzernen vorbeiziehen.
Die deutschen Hersteller müssen sich aus Sicht von CAM-Professor Bratzel im wachsenden Elektromarkt noch auf weitere zusätzliche Konkurrenten einstellen.
Xpeng und Nio aus China sowie Lucid Motors und Rivian aus den USA seien zwar allesamt noch sehr junge Unternehmen und könnten deshalb nur eine vergleichsweise geringe Zahl von Innovationen vorweisen. Doch diese Newcomer machten große Sprünge und könnten die Know-how-Lücke zu den etablierten Herstellern möglicherweise recht schnell schließen.
US-Hersteller wachen auf
Bei den US-Autoherstellern attestiert die CAM-Studie dem Ford-Konzern erhebliche Fortschritte. „Ford hat bei der Elektromobilität kräftig aufgeholt, nachdem der Konzern der Entwicklung lange Zeit nur zugesehen hatte“, betont Stefan Bratzel. Allerdings beschränkten sich die neuen Elektroanstrengungen von Ford vor allem auf Nordamerika, in Europa sei davon noch nicht viel zu sehen.
General Motors (GM) habe zwar viele Ankündigungen in Sachen Elektromobilität und Digitalisierung gemacht, doch in den echten Serienautos finde sich davon bislang nur wenig wieder, so Bratzel. Deshalb liege GM in der CAM-Innovationsrangliste deutlich hinter dem US-Konkurrenten Ford.
Toyota hat sich lange gegen einen umfassenden Einstieg in die Produktion von E-Autos ausgesprochen. „Toyota tut sich mit neuen Entwicklungen offensichtlich enorm schwer“, hebt Bratzel hervor. Die Japaner finden sich in der Innovationsrangliste deshalb noch hinter Common Motors wieder. Auch bei der Softwareentwicklung battle von Toyota in der Vergangenheit bislang nicht sonderlich viel zu hören.
Inzwischen ist der größte Autokonzern der Welt allerdings doch auf einen Elektrokurs umgeschwenkt. Außerdem soll es bis 2025 bei der Software program – wie bei Volkswagen – ein eigenes vehicles Betriebssystem geben. In einigen Jahren könnte Toyota bei den folgenden CAM-Innovationsranglisten dann möglicherweise doch wieder weiter nach vorn rücken.