Seit Jahren lebt sie bewusst und setzt sich öffentlich für Nachhaltigkeit ein. Andrea Gerhard fordert die Politik auf, mehr zu tun. Doch auch sie selbst sei nicht perfekt.
Millionen von Menschen kennen Andrea Gerhard aus „Der Bergdoktor“. Sechs Jahre lang spielte sie in der ZDF-Serie mit und übernahm die Rolle der Linn Kemper. Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass die 1,85 Meter große Schauspielerin die Serie verlässt und in der nächsten Staffel nicht mehr zu sehen sein wird.
Andrea Gerhard widmet sich nun noch mehr ihrem Herzensprojekt. Seit Jahren setzt sich die 40-Jährige für Nachhaltigkeit im Alltag und für soziale Gerechtigkeit ein. Sie will andere inspirieren und für diese Themen Bewusstsein schaffen. Im Interview mit t-online spricht die Schauspielerin über ihre Leidenschaft, wie man mit kleinen Handgriffen die Umwelt unterstützen kann – und wie es für sie nach „Der Bergdoktor“ weitergeht.
t-online: Frau Gerhard, bedeuten Klimaschutz und Nachhaltigkeit gleich Verbot und Verzicht?
Andrea Gerhard: Sollte man meinen, da dieses Narrativ immer wieder von Politik, Wirtschaft oder Presse aufgegriffen wird. Meine Meinung: Nein, es gibt so viel Innovation und Alternativen in diesem Land, dass wirklich niemand mehr auf etwas verzichten muss. Die Offenheit für eine Veränderung muss da sein, und ich glaube, das macht vielen Menschen aktuell Angst. Wir alle lieben doch die Natur und finden Erholung in ihr. Ein bewussteres und nachhaltigeres Leben kann und soll Spaß machen. Dafür stehe ich ein.
Wann und wodurch wurde Ihnen bewusst, dass man seinen Lebensstil ändern sollte, um der Welt etwas Gutes zu tun?
Ich war schon immer ein sehr tierliebender Mensch und wenn in der Kindheit der Hase, den ich vorher im Stall gestreichelt habe, auf den Tisch kam, dann konnte ich nicht mitessen. Irgendwann vor etwa elf Jahren war es dann so weit, dass ich gar kein Fleisch mehr essen konnte aufgrund von einigen Dokus, die ich gesehen habe. Wenn ich etwas gesehen oder gelesen habe, dann kann ich nicht mehr von diesem Missstand wegschauen und ihn ignorieren. Und von der Ernährungsumstellung bin ich Stück für Stück in das Thema reingerutscht. Ich bin eine Frau, die anpackt und Dinge verändern will. Und ich habe gemerkt, dass der Punkt der Selbstwirksamkeit für mich und für andere Menschen sehr wichtig ist. Es wird nicht die Welt retten, wenn Einzelne auf Plastikstrohhalme im Getränk verzichten. Da braucht es schon mehr.
In dem Fall sind die Politik und die Wirtschaft gefordert, die gesetzten Klima-, Umwelt- und Biodiversitätsziele einzuhalten, nicht das Individuum. Aber zu spüren, dass mein Handeln in Sachen Nachhaltigkeit etwas bewirkt, dass meine Entscheidung an der Supermarktkasse eine Auswirkung auf Angebot und Nachfrage hat, ist sehr wichtig und motivierend. Die Arbeit, die ich mache, soll aufklären und inspirieren.
Wie haben Sie angefangen?
Tatsächlich war mein Einstieg die vegetarische, später nahezu vegane Ernährung. Danach kamen der Modekonsum und seine Umweltauswirkungen dazu. Von da aus ging es dann ganz schnell, dass ich mir weitere Fragen stellte: Was kaufe ich ein – vom Putzmittel bis zur Schokolade? Wie bin ich unterwegs, wenn ich reise? Mit welchen Materialien umgebe ich mich? Und wie arbeiten eigentlich beauftragte Banken oder Versicherungen, denen ich mein Geld anvertraue? Und irgendwann kam mir der Gedanke, dass kein Tier, kein Mensch oder auch die Umwelt nicht unter meinem Konsum leiden sollte.
Und all diese Gedanken geben Sie nun weiter …
Das hat mich zu meiner Mission gebracht: Menschen zu inspirieren und informieren, mit kleinen Dingen des Alltags einen großen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit zu tun. Das schaffe ich seit 2019 durch den Podcast „ZWEIvorZWÖLF“, den ich zusammen mit meinem Freund und Kollegen David Wehle hoste. Es gibt so viele einfache Produktalternativen und clevere Ideen, die nachhaltiger sind, mehr Sinn haben und richtig Spaß machen.