Düsseldorf Am deutschen Aktienmarkt steht nach dem gestrigen Ausverkauf die Marke von 16.000 Punkte im Fokus. Mittags notiert der Dax bei 15.978 Punkten, ein Minus von 0,5 Prozent. Das Tagestief bei 15.938 Stellen zeigt, das der kurzfristige Rutsch am Donnerstag kein Ausrutscher warfare. Der Dax fiel am Donnerstag im Zuge der Eröffnung an der Wall Avenue auf 15.988 Stellen, beendete den Handelstag aber bei 16.052 Zählern, ein Minus von 1,4 Prozent.
Der Dax hat damit vom Rekordhoch gerechnet in der Spitze um rund zwei Prozent nachgegeben: bislang eine eher kleine Konsolidierung, lediglich die Dynamik überrascht. Mit einem hohen Handelsvolumen von 75 Millionen Papieren und einem maximalen Minus von knapp 300 Punkten gab es gestern einen regelrechten Ausverkauf.
Viele Gründe sprechen aber derzeit gegen weitere hohe Kursverluste. Einer der wichtigsten ist die Saisonalität: Anfang Januar eines jeden Jahres müssen Profis frische Investorengelder anlegen. Hinzu kommt: Angesichts der europäischen Nullzinspolitik gibt es derzeit dazu nach wie vor keine Various.
Selbst im insgesamt katastrophalen Börsenjahr 2018, als der Dax um mehr 18 Prozent abrutschte, stieg der Index in den ersten drei Wochen um mehr als fünf Prozent. Zu diesem saisonalen Verhalten gehören aber auch deutliche Kursrücksetzer Ende Januar, wenn alle neuen Gelder angelegt sind. 2018 gab es von Ende Januar bis in den März hinein eine deutliche Korrektur mit einem Minus von 15 Prozent. Auch im vergangenen Jahr gab der Dax Ende Januar nach – allerdings nur um sechs Prozent.
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Der Faktor Saisonalität wird durch die Umfrage der Börse Frankfurt unter mittelfristig orientierten Privatanlegern und institutionellen Investoren gestützt. Laut der Erhebung warten Anlageprofis auf die Probability zum günstigen Wiedereinstieg. Vermutlich hat ein Teil von ihnen am gestrigen Donnerstag gekauft, ein anderer Teil dürfte spätestens bei Kursen von 15.800/15.850 Stellen investieren.
Dieser Bereich gilt als solide Unterstützung beim deutschen Leitindex, die vermutlich hält – wenn extrem schlechte Nachrichten ausbleiben.
Die drohen am Freitagnachmittag vom US-Arbeitsmarkt, wenn der regelmäßige Jobbericht veröffentlicht wird. Für ihn gilt derzeit die Regel: Schlechte Jobdaten sind intestine für die Börse und umgekehrt. Denn die US-Notenbank wägt ihre angekündigten Zinserhöhungen aktuell auch danach ab, wie sich die Lage am Arbeitsmarkt darstellt. Sie könnte Zinsschritte auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, wenn es bei den Jobs nicht rundläuft.
Entsprechend müsste die Zahl der neu geschaffenen Stellen deutlich über den Erwartungen liegen, um den Markt möglicherweise zu belasten. Die Prognosen der US-Volkswirte liegen laut einer Umfrage des Wirtschaftsnachrichtendienstes Bloomberg bei 433.000 neu geschaffenen Jobs. Sollte der Stellenaufbau aber im vorhergesagten Rahmen bleiben oder gar niedriger als erwartet ausfallen, dürfte das den Markt beflügeln.
Die Furcht vor rasch steigenden Zinsen in den USA hat sich nach der Veröffentlichung der Notenbankprotokolle wieder etwas gelegt. Zumindest zeigen die verschiedenen Asset-Klassen keine größeren Ausschläge mehr. Der Goldpreis bleibt nach seinem Kursrutsch am Vortag bei 1790 Greenback je Feinunze (31,1 Gramm). Auch die Anleiherenditen klettern nicht mehr weiter nach oben. Der Wert für eine zehnjährige Bundesanleihe liegt bei minus 0,063 Prozent, der der US-Staatsanleihe mit gleicher Laufzeit liegt bei 1,7266 Prozent.
Nach am gestrigen Donnerstag stand diese Bundesanleihe mit einem Wert von minus 0,031 Prozent auf dem höchsten Niveau seit Mai 2019 und damit kurz vor einer Wende hin zu positiven Zinsen. Auch die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen lag zwischenzeitlich bei 1,751 Prozent.
Bitcoin-Kurs rutscht weiter ab
Lediglich für die Kryptowährungen geht es zum Wochenschluss weiter bergab: Die größte und älteste Cyberdevise verliert bis zu fünf Prozent auf 40.959 Greenback und markiert damit den niedrigsten Stand seit mehr als drei Monaten.
Ether fällt in der Spitze um knapp neun Prozent ebenfalls auf ein Drei-Monats-Tief von 3129 Greenback. Seit Jahresbeginn kommen Bitcoin und Ether damit bereits auf ein Minus von rund zehn beziehungsweise 14 Prozent. „Bitcoin hat seinen Weg ins Jahr 2022 verschlafen“, kommentiert Craig Erlam vom Brokerhaus Oanda.
Ein interessanter Aspekt beim Bitcoin ist der Zusammenhang mit Kasachstan, wo das Web abgeschaltet wurde. Das Land gehört zu den wichtigsten Standorten zum Schürfen von Bitcoins. Damit bezeichnet man jene komplexen Berechnungen, mit denen unter hohem Energieverbrauch neue Einheiten der Kryptowährung generiert werden.
Dieser Vorgang, auch Kryptomining genannt, ist nun in Kasachstan stark zurückgegangen. Ein Spezialist der amerikanischen Analyse- und Information-Plattform „The Block“ wagte am Mittwoch auf Twitter eine grobe Quantifizierung: Die sogenannte Hashrate sei weltweit um rund zwölf Prozent zurückgegangen. Das bedeutet: Die Rechenleistung aller Bitcoin-Miner rund um den Globus ist wegen der Ausfälle in Kasachstan um mehr als ein Zehntel eingebrochen.
Excessive Branchenrotation
Trotz eines Dax-Rückgangs von lediglich zwei Prozent seit Jahresanfang hat sich in diesem Zeitraum bei den einzelnen Werten extrem viel verändert. Die Perfomance der jeweiligen Titel zeigt auch, wie weit die Branchenrotation hin zu den zyklischen Werten und weg von den sogenannten Coronagewinner-Papieren fortgeschritten ist.
Einem Plus von rund zehn Prozent bei den Werten Daimler, Deutsche Financial institution und Porsche stehen ähnlich hohe Verluste beim Pharma- und Laborzulieferer Sartorius und dem Kochboxenversender Hellofresh gegenüber. Die Aktie des Lebensmittellieferdienstes Supply Hero gab sogar mehr als 13 Prozent nach.
Blick auf die Einzelwerte
Lanxess: Nach einer Hochstufung steigt die Aktie um 2,6 Prozent. Die Barclays-Financial institution hat die Titel auf „obese“ von „equal weight“ heraufgesetzt und das Kursziel auf 70 (60) Euro erhöht.
Deutsche Financial institution: Die Papiere des Geldhauses steigen um 0,8 Prozent. Das Finanzinstitut sieht sich laut einem „Handelsblatt-Bericht“ auf Kurs zu seinem zentralen Renditeziel für dieses Jahr.
Infineon: Der Halbleiterkonzern profitiert von der guten Branchenstimmung nach dem Gewinnsprung bei Samsung. Die Aktien des südkoreanischen Elektronikkonzerns legten rund zwei Prozent zu, die Papiere von Infineon zogen im Zuge dessen 2,9 Prozent an.
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