Ein kurioses Video sorgt für Aufsehen: Nutzt ein großer Autovermieter den Elbtower-Rohbau etwa für ein Spott-Plakat?
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen: Diese alte Redensart beweist sich nun in Hamburg. Seit Monaten ruhen die Bauarbeiten am Elbtower, der mit 950 Millionen Euro Baukosten einmal der krönende Abschluss der Hafencity werden sollte, wegen der Zahlungsschwierigkeiten der Signa-Gruppe.
Seit Beginn dieser Woche nimmt der Autovermieter Sixt das nun zum Anlass, über das eingeschlafene Großprojekt zu spotten: Auf Instagram hat das Unternehmen ein Video veröffentlicht, das zeigen soll, dass derzeit an dem derzeit rund 100 Meter hohen Turm, der eigentlich noch höher werden sollte, ein gigantisches Banner hängt.
Darauf zu lesen: ein Angebot für einen günstigen Mietwagen. Verbunden mit der spöttischen Erklärung: „Damit Ihnen nicht das Geld ausgeht.“
Im Netz kommt der Spott über das in finanzielle Schieflage geratene Großprojekt gut an: Über 1.000 „Gefällt mir“-Angaben sammelte der Videobeitrag am Montag ein – „genau mein Humor“, schreibt ein Nutzer etwa.
Dabei hängt das Plakat gar nicht wirklich an dem Gebäude. Stattdessen hat Sixt offenbar findige Videokünstler damit beauftragt, das Plakat in eine Aufnahme der Elbtower-Baustelle hineinzuschneiden.
Was wird aus dem Elbtower-Projekt?
Derzeit wird in Hamburg nach einem neuen Investor für das Haus gesucht, das mit 64 Stockwerken laut den Plänen des Londoner Stararchitekten David Chipperfield mal das drittgrößte Gebäude Deutschlands werden sollte. Sollte sich niemand finden, könnte die Stadt Hamburg von ihrem Rückkaufsrecht Gebrauch machen – sagt der Senat.
Dieser Rückkaufseinschätzung des Senats widersprachen die Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft in der vergangenen Woche jedoch energisch. Sie verweisen auf den Kaufvertrag: „Egal, wie sehr sich der Senat bemüht, Hoffnung zu verbreiten: Der Kaufvertrag sieht nur bei einer Insolvenz nach Fertigstellung ein Wiederkaufsrecht vor“, so die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Heike Sudmann.
Und das sei hier gerade nicht der Fall. Der Elbtower sei noch lange nicht fertig. Der Senat könne hier sicherlich einen Rechtsstreit führen, der Erfolg sei allerdings fraglich, sagte Sudmann. Ihr Fazit jedoch: „Trotz der vielen und teuren Rechtsberatung ist der Kaufvertrag schlecht für die Stadt Hamburg.“
Firma hinter dem Elbtower hat Insolvenz angemeldet
Auch Hamburgs FDP-Vize Katarina Blume schätzt die Lage komplizierter ein: „Ob der Rückkauf zu den Bedingungen des Insolvenzverwalters oder zu einem realistischen Verkaufswert stattfindet, darüber schweigt sich Rot-Grün aus.“ Die nächsten Wochen und Monate würden entscheidend sein bei der Frage, wer den Mut und das nötige Kleingeld habe, das Bauwerk zu vollenden. „Die Kontrolle über die Entwicklung des Filetgrundstücks in der Mitte der Stadt ist den Verantwortlichen im Senat jetzt aber endgültig entglitten“, sagte Blume.
Die Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG gehört zum Firmennetz des österreichischen Immobilienunternehmers René Benko. Dieser hatte in der Niedrigzinsphase billige Kredite aufgenommen, finanzstarke Investoren gewonnen und so seine Signa-Gruppe stark ausgebaut. Doch die zuletzt gestiegenen Zinsen, Baukosten und Energiepreise haben sein komplexes Firmengeflecht in Schieflage gebracht.