Der Medikamentenmangel in Niedersachsen könnte sich zuspitzen, warnen Mediziner und Apotheker. Sie fordern politische Maßnahmen zur Verbesserung der Lage.
Die Arzneimittelversorgung in Niedersachsen könnte sich weiter verschlechtern, warnen Kassenärzte, -zahnärzte und Apotheker. Sie fordern die Politik zum Handeln auf, da die zunehmenden Lieferengpässe das Vertrauen der Bevölkerung in die Arzneimittelversorgung „nachhaltig negativ“ beeinflussen könnten.
Der stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, Thorsten Schmidt, machte am Dienstag deutlich, dass das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungsgesetz lediglich ein erster Schritt sei. „Mittlerweile ist klar, dass das Gesetz die bestehenden Engpässe weder kurzfristig abwenden noch langfristig beseitigen wird“, sagte Schmidt.
Ärzte: Deutschland muss mehr Arzneimittel produzieren
Berend Groeneveld, Vorstandschef des Landesapothekerverbands, sagte ebenfalls eine Verschlechterung der Versorgungssituation voraus: „Es ist absehbar, dass sich die Versorgungssituation ohne zusätzliche Maßnahmen weiter verschlechtern wird.“ Groeneveld forderte, Abhängigkeit von Drittstaaten bei der Herstellung zu reduzieren und Lieferketten robuster zu gestalten. Darüber hinaus plädierte er für eine Stärkung der heimischen pharmazeutischen Produktion sowie des Forschungs- und Entwicklungsstandorts Deutschland.
Auch Jürgen Hadenfeldt, Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen, äußerte seine Bedenken: Die aktuelle Versorgungslage zeige, dass „bestehende Gesetze und das Arzneimittelrecht keine geeigneten Instrumentarien sind, um die aktuellen Liefer- und Versorgungsengpässe kurzfristig bewältigen zu können“.
Die Verbände sehen die Ursache für die Lieferengpässe hauptsächlich in der Abhängigkeit von ausländischen Wirkstoff-Produzenten. Fast 70 Prozent der Produktionsorte für Wirkstoffe für Europa befinden sich demnach in Asien. Bei Produktionsausfällen oder Schwierigkeiten in den Lieferketten kann dies direkte Auswirkungen auf Deutschland haben. Ein weiterer Grund sei laut den Verbänden die starke Marktkonzentration mit teilweise nur einem Anbieter für bestimmte Wirkstoffe.