Frankfurt Der Gasmotorenhersteller Innio hat Finanzkreisen zufolge die Vorbereitungen für einen Börsengang gestartet. Im Auftrag des Eigentümers, des US-Finanzinvestors Creation, wählt die Investmentbank Lilja derzeit Banken aus, die die Neuemission begleiten könnten, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten.
Der Deal könnte frühestens im Herbst über die Bühne gehen, alternativ ist ein Verkauf an einen Wettbewerber oder Investor möglich. Eine Bewertung von bis zu fünf Milliarden Euro stehe im Raum. Voraussetzung sei allerdings, dass das Kapitalmarktumfeld stimmt. Derzeit machen die hohen Kursschwankungen Börsengänge unmöglich. Creation, Innio und Lilja wollten sich nicht äußern.
Innio stellt Gasmotoren der Marken Jenbacher und Waukesha her. Ursprünglich gehörte die in Österreich beheimatete Firma zu Normal Electrical. Der US-Konzern verkaufte sie im Zuge seiner Restrukturierung 2018 an Creation. Gasmotoren kommen in der Stromerzeugung und der Kraft-Wärme-Kopplung – zur Stromerzeugung und gleichzeitigen Beheizung von Gebäuden – ebenso zum Einsatz wie als Notstromaggregate etwa für Rechenzentren und Krankenhäuser.
Dabei verbrennen die Motoren zumeist Erd- oder Biogas. Ab diesem Jahr können Kunden allerdings auch Motoren bestellen, die mit Wasserstoff betrieben werden, der etwa klimaneutral aus Windkraft oder Solarenergie gewonnen werden kann.
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Mit rund 3500 Mitarbeitern erwirtschaftete Innio 2020 einen Umsatz in Höhe von rund 1,4 Milliarden Euro. Finanzkreisen zufolge peilt die Firma für 2022 ein Betriebsergebnis (Ebitda) von 350 Millionen Euro an. Creation erhofft sich eine Bewertung von mehr als dem 14-Fachen des erwarteten Ebitda. Allerdings handeln Wettbewerber wie Cummins, Caterpillar oder Rolls Royce derzeit in einer Spanne des Acht- bis 11,5-Fachen, Investoren müssten additionally überzeugt werden, dass Innio eine höhere Bewertung rechtfertigt.
Dabei bauen Creation und der vergangenes Jahr als Unternehmenschef verpflichtete ehemalige Osram-CEO Olaf Berlien auf das Dienstleistungsgeschäft. Mit der Wartung sowie dem Sammeln und Auswerten von Daten erwirtschaftet Innio bereits mehr als die Hälfte seines Umsatzes. Die verlässlichen Erlöse aus dem Verkauf dieser Dienstleistungen sind aus Investorensicht ein Plus im Vergleich zu den schwankenden Einnahmen aus dem Absatz neuer Gasmotoren.
Angesichts des Ukrainekriegs und der sprunghaft gestiegenen Gaspreise haben Innio-Produkte derzeit an Attraktivität eingebüßt. Langfristig gelten sie allerdings als Brückentechnologie zum Ausgleich von Angebotsschwankungen beim Strom. Wenn Atom- und Kohlekraftwerke abgeschaltet und zunehmend durch die volatilen Energiequellen Photo voltaic und Wind ersetzt werden, braucht es Mini-Kraftwerke, um das Netz stabil zu halten.
Alternativ zu einem möglichen Börsengang will Creation mögliche Käufer ansprechen – darunter Siemens Vitality, Cummins oder auch MAN Vitality Options. Der zu Volkswagen gehörende Großmotorenbauer stand vor zwei Jahren selbst zum Verkauf. VW einigte sich dann allerdings mit dem Betriebsrat, zunächst einen Mehrheitsanteil zu behalten. Angesichts seines starken Digitalprofils gilt Innio für MAN als interessant. Wer sich am Ende zu einem Gebot entschließen wird, ist unklar.
Auch andere Finanzinvestoren gelten als mögliche Käufer. Allerdings haben sich viele Non-public-Fairness-Häuser auf die Fahnen geschrieben, bei Investments auf ESG-Aspekte zu achten. ESG steht für ökologische und soziale Kriterien sowie eine gute Unternehmensführung. Investitionen in Firmen, die mit fossilen Brennstoffen in Verbindung stehen, fallen für viele Investoren durch das Raster.
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