Alexandroupoli Viel warfare am Mittwoch nicht los im Hafen von Alexandroupoli. Außer ein paar Fischerbooten und Segeljachten lag nur die Fähre „Adamantios Korais“ am Kai. Aber jetzt macht sich der Krieg in der Ukraine auch hier bemerkbar.
Am Donnerstag wird die „Hartland Level“ in Alexandroupoli erwartet. Der aus Southampton kommende Ro-Ro Transporter bringt Militärfahrzeuge und Soldaten der US-Armee nach Nordgriechenland. Am Samstag folgt der 200 Meter lange Autotransporter „Liberty Ardour“ mit weiterem amerikanischem Kriegsgerät. Von Alexandroupoli werden Fahrzeuge und Ausrüstung per Bahn nach Bulgarien und Rumänien gebracht.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine wirft ein Schlaglicht auf die strategische Bedeutung des nordgriechischen Hafens. Alexandroupoli spiele „eine Schlüsselrolle für die Stabilität in der Area“, sagte Erika Olson, Staatssekretärin im US-Außenministerium, am 23. Februar bei einem Besuch in Nordgriechenland. Wenige Stunden darauf begann die russische Invasion in der Ukraine.
Jetzt steht der Hafen vor der Privatisierung. Der Staat will sich von 67 Prozent der Anteile an der Hafengesellschaft Alexandroupolis Port Authority S.A. (OLA) trennen. Vier Bieter sind im Rennen. Aufhorchen lässt eine Bewerbung: Die Hafengesellschaft von Thessaloniki (ThPA) will auch Alexandroupoli übernehmen. Das klingt auf den ersten Blick nach Synergie, hat aber politische Brisanz.
Prime-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
>> Lesen Sie hier: Europa im Krisenmodus: Ein Kontinent rüstet auf
Denn knapp 72 Prozent der Anteile an der ThPA hält die Belterra Investments Ltd. Das Unternehmen gehört zum Firmenimperium des russischen Oligarchen Iwan Savvidis. Das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ taxiert Savvidis auf ein Nettovermögen von 1,6 Milliarden Greenback. Das reicht in der Rangliste der reichsten Russen für Platz 80. Dem 63-Jährigen werden gute Verbindungen zu Kremlchef Wladimir Putin nachgesagt.
Savvidis, der auch einen griechischen Cross hat, steht zwar, soweit bekannt, bisher auf keiner Sanktionsliste. Politisch brisant ist die Sache dennoch.
Griechenlands größter Hafen Piräus ist unter chinesischer Kontrolle, seit der Staatskonzern Cosco 2016 die Mehrheit an der Hafengesellschaft OLP übernahm. Umso aufmerksamer beobachtet man jetzt in Washington, wer in Alexandroupoli den Zuschlag bekommt.
Hafen dient auch als Lagerstätte für Flüssiggas
Die USA haben noch viel vor mit dem Hafen. Keine andere Provinzstadt hat der US-Botschafter in Griechenland, Geoffrey Pyatt, in den vergangenen Jahren so häufig besucht wie Alexandroupoli. Anfang Dezember 2021 brachten die US-Streitkräfte im Rahmen der Operation Atlantic Resolve rund 150 Kampfhubschrauber, mehrere Hundert Panzer und weiteres Militärgerät nach Alexandroupoli. „Die ständig zunehmenden militärischen Aktivitäten zeigen die wachsende strategische Rolle des Hafens für Griechenland, die USA und die Area“, sagte US-Botschafter Pyatt anlässlich der Manöver.
>> Lesen Sie hier: Neue Konkurrenz für „Putins Pipeline“: Südosteuropa will unabhängiger vom russischen Fuel werden.
Er freue sich deshalb, dass es für den Hafen „zwei starke amerikanische Bieter“ gebe. Das sind Quintana Infrastructure & Improvement aus dem texanischen Houston und das Konsortium Worldwide Port Investments Alexandroupolis, an dem der US-Vermögensverwalter Black Summit Monetary Group, die EFA-Group und der griechische Baukonzern GEK Terna beteiligt sind. Vierter Bieter ist eine griechisch-französische Firmengruppe. Die Interessenten sollen bis zum 5. Mai verbindliche Angebote abgeben. Bis Ende des Jahres könnte der Verkauf unter Dach und Fach sein.
Auch in Moskau verfolgt man die Privatisierung aufmerksam. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow beschwerte sich bereits in einem Interview mit dem griechischen TV-Sender „Antenna“, die USA brächten über Alexandroupoli in großem Stil Militärgerät nach Osteuropa und in die Ukraine.
Alexandroupoli ist für die Amerikaner aber nicht nur als Drehscheibe für Militäroperationen auf dem Balkan und in der Schwarzmeer-Area wichtig. Ein griechisch-bulgarisches Konsortium baut dort gegenwärtig zwei Terminals für die Lagerung und Regasifizierung von Flüssiggas (LNG). Alexandroupoli werde damit „eine zunehmend wichtige Rolle für die Energiediversifizierung Europas spielen“, sagt US-Botschafter Pyatt. Bereits jetzt bezieht Griechenland rund die Hälfte seines LNG aus den USA.
Savvidis gehört auch der Fußballklub Paok Thessaloniki
Umso alarmierter sind die Amerikaner, dass nun Savvidis nach dem Einstieg in Thessaloniki nach einem weiteren griechischen Hafen greift. Der Oligarch reichte seine Bewerbung zwar bereits im Oktober 2020 ein. Aber vor dem Hintergrund des russischen Krieges gegen die Ukraine erscheint sie in einem neuen Licht.
Savvidis wurde 1959 als Sohn pontischer Griechen in Georgien geboren. Nach einem Ökonomie-Studium an der Universität Rostow stieg er 1993 zum Direktor der Rostower Tabakfabrik auf, übernahm das Unternehmen später in einem Administration-Purchase-out und gründete die Beteiligungsgesellschaft Agrokom. Von 2003 bis 2011 warfare Savvidis für Putins Partei Einiges Russland Abgeordneter in der Duma.
Seine Aktivitäten in Griechenland begannen 2012 mit dem Kauf des Fußballklubs Paok Thessaloniki. 2013 bekam er die griechische Staatsangehörigkeit. Inzwischen gehören ihm das Luxushotel Makedonia Palace in Thessaloniki, das Resort Porto Carras auf der Halbinsel Chalkidiki und die Tabakfabrik Sekap.
2017 übernahm Savvidis gemeinsam mit der Deutschen Make investments Fairness Companions im Rahmen einer Privatisierung die Mehrheit an der Thessaloniki Port Authority. Im selben Jahr kaufte er die griechische Tageszeitung „Ethnos“ und das Wirtschaftsblatt „Imerisia“. Zu seinem Medienportfolio gehört auch der Fernsehsender „Open TV“. Der Kanal fällt aktuell durch eine besonders Russland-freundliche Berichterstattung auf.
Anfang März warf die russische Botschaft in Athen griechischen Medien „Desinformation“ über die Vorgänge in der Ukraine und „antirussische Propaganda“ vor. Auf Twitter verlinkte die Botschaft eine Sendung von „Open TV“ und gab den Griechen die Empfehlung, den Savvidis-Kanal einzuschalten, wenn man „etwas anderes als Lügenpropaganda über die Lage in der Ukraine“ sehen wolle.
Mit dieser Intervention der russischen Botschaft bekommt die in Griechenland schon länger gestellte Frage, welche Rolle Savvidis spielt und was seine eigentliche Mission sein könnte, neue Aktualität.
Mehr: Reiseziel Europa: Erneuter Dämpfer für die Tourismusbranche in diesem Sommer.