KI drängt nicht nur ins Alltagsleben, auch für die Kriegsführung der Zukunft spielt sie eine entscheidende Rolle – zwischen Chancengleichheit und dystopischen Schreckensszenarien.
Roboter und Drohnen, die im Krieg selbstständig töten können – lange Zeit war das unvorstellbar. Doch diese Technik ist Realität geworden. In einer Welt, in der die Grenzen der Technologie fast täglich neu gezogen werden, hat der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Kriegsführung eine besorgniserregende Wendung genommen.
Laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ haben Forschung und Entwicklung von KI lange Zeit eine rote Linie respektiert, die nun überschritten zu sein scheint: den Einsatz für militärische Zwecke. Ein Rüstungswettlauf, bei dem Länder wie China und die USA führend sind, sei bereits im Gange. Israel habe KI-gesteuerte Waffensysteme schon 2021 im Gazastreifen eingesetzt.
„Killerroboter“ können Kriegsführung grundlegend verändern
Auch die Bundeswehr finanziere Forschungsprojekte zur Entwicklung von sogenannten Drohnenschwärmen, die als besonders effektive KI-Waffen gelten, heißt es in dem Bericht. Diese seien autonom und könnten ohne menschliches Eingreifen agieren. Solche KI-gesteuerten Waffensysteme, oft als „Slaughterbots“ (zu Deutsch: „Metzelroboter“) bezeichnet, stellen eine neue Generation autonomer Waffensysteme dar und haben das Potenzial, die Kriegsführung grundlegend zu verändern.
Wie solche Drohnenschwärme funktionieren könnten, zeigt der folgende dystopische Sci-Fi-Kurzfilm in englischer Sprache. Wird dort anfangs noch in Manier einer Apple-Keynote gezeigt, wie neumodische Waffen mithilfe von Kameras, Sensoren und Gesichtserkennung dazu beitragen können, die „Bösewichte“ effektiv und kostengünstig zu eliminieren, verschwinden kurz darauf die Grenzen zwischen Gut und Böse.
Als der Film 2019 veröffentlicht wurde, mag es sich noch um ein düsteres Schreckensszenario gehandelt haben. Heute – nur fünf Jahre später – scheint die dargestellte Realität gar nicht mehr so weit entfernt zu sein.
KI kann Prozesse beschleunigen und effizienter gestalten
Allerdings muss man beim militärischen Einsatz von KI genau unterscheiden, denn dieser kann sehr vielfältig sein. Welche Daten bereits heute gesammelt werden, hat Analyst und Ex-Soldat Patrick Bolder im Deutschlandradio erklärt: „Es gibt immer mehr Sensoren, die das gesamte Schlachtfeld überwachen, nicht nur am Boden, sondern auch auf dem Wasser, unter Wasser, in der Luft, im Weltraum und im Cyberspace.“
Allerdings sei es laut Bolder fast unmöglich, so viele Informationen als Mensch zu erfassen. Hierfür brauche man eine automatische Verarbeitung. Und genau da kommt die KI ins Spiel, die all diese Informationen innerhalb weniger Sekunden erfassen und auswerten kann.
Die Entscheidung liegt noch beim Menschen
Die KI kann Signale stören und Spionage anderer Drohnen verhindern. Sie registriert feindliche Aktivitäten, kann sofort die passende Strategie entwerfen und entsprechende Einheiten auf schnellstem Weg manövrieren. Ob und bis zu welchem Grad die vorgeschlagene Lösung befolgt wird, entscheidet der Mensch – zumindest bisher.
Ganz anders sieht es aus, wenn die KI eigenständige Entscheidungen trifft und den Abzug selbst betätigt. Oder wenn der Mensch sich bei seinen Befehlen ausschließlich auf die Informationen verlässt, die die KI liefert – er somit lediglich das ausführende Organ ist. Das wäre dann auch nur eine simulierte menschliche Kontrolle.
Eine Entscheidung allein auf Basis der gesammelten Daten und ohne jegliche Vorbehalte oder „Bauchgefühl“ kann vorteilhaft sein – muss es aber nicht. Denn genau wie Menschen kann auch eine KI manipuliert oder gehackt werden.
KI-Drohnen in der Ukraine im Einsatz
Kritiker warnen laut „Süddeutscher Zeitung“ vor der Entwürdigung des Todes, der Gefahr von Traumatisierungen und der Unvorhersehbarkeit der Folgen. Befürworter hingegen argumentieren, dass KI-Waffen präziser seien und Kollateralschäden deutlich reduzieren können. Außerdem würden sie konventionell unterlegenen Kriegsparteien einen taktischen Vorteil verschaffen.