Es ist ein herzzerreißendes Drama. Im Raum steht die Frage: Könnte der kleine Bronson noch leben, wenn sich die Behörden richtig gekümmert hätten?
Ein Zweijähriger ist in England tot an der Seite seines Vaters gefunden worden, der zuvor an einem Herzinfarkt gestorben war. Nach Angaben des zuständigen Gemeinderats von Skegness in Ostengland starb der Junge namens Bronson B., weil ihn nach dem Tod des 60 Jahre alten Mannes niemand versorgen konnte. Das Kind sei verhungert und verdurstet, berichteten britische Medien.
Die Familie war den Behörden bekannt. Die Polizeiaufsichtsbehörde IOPC (Independent Office for Police Conduct) kündigte Ermittlungen zu der Frage an, ob Beamte in dem Fall Möglichkeiten zum Eingreifen verpasst hätten. Zuvor hatte auch der Gemeinderat eine Untersuchung eingeleitet.
Sozialarbeiterin fand Leichen von Vater und Sohn
Eine Sozialarbeiterin hatte sich zweimal bei der Polizei gemeldet, nachdem ihr am 2. und 4. Januar trotz einer Verabredung mit dem Vater nicht geöffnet worden war. Als am 9. Januar erneut niemand reagierte, wurde die Frau von der Vermieterin ins Haus gelassen und fand dort die Leichen des 60-Jährigen und seines kleinen Sohns.
Die beiden seien alleine zu Hause gewesen, als der Vater an einem Herzinfarkt starb, sagte die Leiterin des Familienamts, Heather Sandy, dem Sender BBC Radio 4. „Das bedeutete, dass sich niemand um Bronson kümmern konnte, und deshalb ist leider Bronson ebenfalls gestorben“, sagte Sandy.
Mutter: „Bronson könnte noch leben“
Der Mann sei vermutlich nicht vor dem 29. Dezember an einem Herzinfarkt gestorben, berichtete die „Sun“ unter Berufung auf die getrennt von ihrem Ex lebende Mutter des Kindes: „Wenn die Sozialdienste ihre Arbeit richtig gemacht hätten, wäre Bronson noch am Leben“, zitierte das Blatt die Mutter.
Auch eine Freundin der Familie erhob schwere Vorwürfe: Den Behörden sei bekannt gewesen, dass Bronsons Vater gesundheitliche Probleme hatte und in den vergangenen Monaten an schwerer Gelbsucht litt. Bronson sei als gefährdet eingestuft worden, wöchentliche Besuche bei Vater und Sohn seien vorgeschrieben gewesen.
Der regionale IOPC-Chef Derrick Campbell sagte, die erschütternden Umstände des Todes der beiden Opfer seien schockierend. „Es ist angemessen, dass wir eine unabhängige Untersuchung durchführen, um die Reaktion der Polizei auf alle zuvor geäußerten Wohlfahrtsbedenken zu prüfen.“ Polizei-Staatssekretär Chris Philp sagte der BBC, die Untersuchungen sollten „dieser wirklich herzzerreißenden Tragödie“ auf den Grund gehen. „Wir alle wollen schnell Antworten auf das, was passiert ist“, sagte Philp.