Weil er keine Tickets für das Eröffnungsspiel ergatterte, überlegte ein YouTuber, wie er trotzdem ins Stadion gelangt. Er schaffte es verkleidet – aber nicht ohne Ärger.
Um bei einem Großereignis wie der Fußball-EM dabei zu sein, tun viele Fans fast alles. Auch YouTube-Star Marvin Wildhage (rund 870.000 Follower) wollte beim Eröffnungsspiel der DFB-Elf am Freitag gegen Schottland (5:1) in München unbedingt im Stadion sein. Bei der Kartenverlosung ging er leer aus. Daher ließ er sich etwas ganz Spezielles einfallen – und seine Fan-Gemeinde im Internet daran teilhaben. Doch dafür droht ihm nun Ärger.
Der Reihe nach: Den TV-Zuschauern und Fans im Stadion dürfte es gar nicht aufgefallen sein. Am Spielfeldrand des Münchner Stadions tummelte sich am Freitag eine Fälschung des EM-Maskottchens „Albärt“.
Darunter steckte YouTube-Star Marvin Wildhage, der in der Vergangenheit bereits mit ähnlichen Aktionen von sich Reden gemacht hatte. Ins Stadion gelangte er unter Mithilfe eines seiner Mitarbeiter, der sich bereits zuvor als freiwilliger Helfer bei dem Turnier für den Standort München hatte akkreditieren lassen. Wildhage beschaffte sich für mehrere tausend Euro ein nachgemachtes Maskottchen-Kostüm aus China, bastelte sich zudem seine eigene Akkreditierung und den Parkausweis für die Allianz Arena.
So schaffte er es tatsächlich, an Ordnern vorbei ins Innere der Arena zu kommen. Er stand in einem abgegrenzten Bereich am Spielfeldrand, machte sogar ein Selfie mit Ex-Nationalspieler Mario Gomez, wie in seinem Video zu sehen ist.
Als er aber bei der Eröffnungszeremonie den mit einer Plane abgedeckten Rasen betrat, begann der Schwindel des Internetstars allmählich aufzufliegen. Zunächst begleitete ihn eine Uefa-Offizielle vom Platz mit dem Hinweis, er möge doch etwas trinken, sich ausruhen und die Pausenzeiten einhalten. Anschließend ging es für ihn in die Katakomben, wo ihm richtig Ärger bevorstand und sein Auftritt beendet war.
Eine weitere Abordnung von Uefa-Mitarbeiterinnen wollte nun von ihm wissen, wie er an seine Akkreditierung gekommen sei. Seine Antwort „im Hotel“ reichte den Offiziellen aber nicht aus. Wildhage berichtet, dass immer mehr Ordner hinzugekommen und die Stimmung „gereizt“ gewesen sei. Als er dann den Kopf des Kostüms absetzen musste, habe er gewusst: „Das Spiel ist vorbei.“ Der 27-Jährige wurde zur Polizei vor Ort gebracht, musste anschließend mehre Stunden in einer Zelle im Stadion verbringen und er und sein Mithelfer erhielten anschließend ein bundesweites Stadionverbot während der EM.
Wildhage schließt sein Video mit der Aussage, dass er von einem „hohen Offiziellen der Uefa“ den Hinweis bekam, dass man „mit aller Entschlossenheit“ gegen ihn vorgehe, für den Fall, dass er ein Video von dem Vorfall veröffentliche. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, genau das zu tun und einen knapp 20-minütigen Film seiner Aktion bei YouTube hochzuladen. Dieser hatte bis zum Montagmorgen bereits mehr als 670.000 Aufrufe (Stand 10.30 Uhr).
Wildhage machte bereits in der EM-Vorbereitung von sich reden, als er sich ins Training der Nationalmannschaft einschleuste. Die Nationalspieler nahmen es damals mit Humor. Das war bei der Uefa diesmal nicht der Fall. Auf t-online-Anfrage richtete Wildhage aus: „Aufgrund des laufenden Strafverfahrens kann ich mich aktuell nicht weiter dazu äußern.“