Die wahre Herkunft seines Namens umgibt ihn wie ein mittelalterliches Mysterium. Der Römerberg, Frankfurts geschichtsträchtiges Herz, ist mehr als nur die Kulisse einer Bilderbuchidylle.
Im Herzen Frankfurts liegt er – der Römerberg. Bereits im 16. Jahrhundert galt er als „schönster Platz im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“. Doch woher kommt der Name dieses malerischen Ortes, der sich bis heute großer Beliebtheit erfreut und oft als Fotomotiv dient?
Schon vor 700 Jahren gab es den „Römer“
Der Römerberg in Frankfurt trägt seinen Namen nicht zufällig: Er geht zurück auf das Haus „Zum Römer“, welches bereits im 15. Jahrhundert als Sitz des Rathauses diente.
Seinerzeit wurde das „Haus zum Römer“ erstmals urkundlich erwähnt, damals im Besitz des Bürgers Wigel Frosch. Als der Bedarf für ein neues Rathaus entstand, entschied Kaiser Ludwig IV., dieses ins „Haus zum Römer“ sowie in das danebenstehende Haus „Goldener Schwan“ zu verlegen. Dadurch erhielten sowohl das Rathaus als auch der davorliegende Platz die Bezeichnung „Römer“.
Frankfurter Stadtgeschichte: Mysterium um Name „Zum Römer“
Die Frage bleibt jedoch: Warum hieß jenes prägende Haus eigentlich „Zum Römer“? Michael Matthäus, Leiter der Alten Abteilung des Instituts für Stadtgeschichte in Frankfurt, kann eines der bestehenden Gerüchte entkräften: „Am unwahrscheinlichsten scheint es, dass im 14. Jahrhundert noch eine Erinnerung an den Militärposten bestand, den die Römer im zweiten Jahrhundert auf dem Domhügel errichtet haben“, sagt er gegenüber „frankfurt-live.com“.
Bei der Herkunft des Hausnamens „Zum Römer“ gibt es auch die weit verbreitete Annahme, dass dieser von italienischen Kaufleuten abstammt, die die Frankfurter Messen besuchten. Schon seit dem Mittelalter nutzten Händler das Erdgeschoss des Gebäudes während der Messezeiten für den Verkauf ihrer Waren. Da Rom damals als ein Sinnbild für ganz Italien galt, könnte dies die Namensgebung beeinflusst haben.
Tatsächlich könnte das historische Gebäude auch als Unterkunft für deutsche Könige gedient haben, wenn sie die Stadt besuchten. Diese These stellt Prof. Johannes Fried auf, der darauf verweist, dass der Titel „König der Römer“ einen direkten Bezug zur Kaiserkrönung durch den Papst in Rom hatte. Historikerin Silke Wustmann wiederum ist skeptisch. So genau könne man die Entstehung des Namen „Römer“ nicht zurückverfolgen.
Römer in Frankfurt: Weit mehr als „nur“ ein Rathaus
Dass das Haus auf dem Römerberg jedoch seit dem Mittelalter für Frankfurt von großer Bedeutung war, ist unbestritten. Der Römer war eben nicht „nur“ das Rathaus der Stadt, sondern fungierte auch als Kaufhaus, Königshaus, Gerichtssitz und Verwaltungszentrum.
Bis heute ist der Römerberg nicht nur ein Anziehungspunkt für Touristen, sondern auch ein Ort für Trauungen, historische Feierlichkeiten und den berühmten Frankfurter Weihnachtsmarkt. Darüber hinaus war der Römer im Laufe seiner Geschichte Zeuge zahlreicher bedeutender Ereignisse. Von Johann Wolfgang von Goethes Jugendzeit über die Eroberung des Rathauses durch die Nationalsozialisten (1933) bis hin zu den aktuellen Großdemos gegen rechts durfte der Römerberg so manche Höhen und Tiefen miterleben. Sogar Zerstörung und Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg prägen die geschichtsträchtigen Gemäuer der Frankfurter Bauten am Römer.